IT-Dienstleister in der Krise

Atos holt mitten im Sturm einen neuen Chef

Der kriselnde IT-Dienstleister Atos bekommt mit Philippe Salle den siebten Chef innerhalb von nur vier Jahren. Der bei Fonds beliebte Manager kennt sich mit Leveraged Buyouts aus.

Atos holt mitten im Sturm einen neuen Chef

Kriselnder IT-Dienstleister

Atos holt neuen Chef mitten im Sturm

wü Paris
Von Gesche Wüpper, Paris

Der Sturm ist noch nicht überstanden. Und doch wechselt Atos jetzt noch einmal den Chef. Der kriselnde IT-Dienstleister hat Philippe Salle mit sofortiger Wirkung zum neuen Vorsitzenden des Verwaltungsrates berufen, am selben Tag, an dem er beim Handelsgericht Nanterre den Plan für seine finanzielle Restrukturierung einreichen sollte. Der 59-Jährige soll im Februar zusätzlich dazu als Generaldirektor auch die operative Geschäftsführung von Jean-Pierre Mustier übernehmen. Der frühere Unicredit-Chef hatte sie erst im Sommer angetreten, um nach dem Rücktritt von Paul Saleh das Terrain für einen neuen Generaldirektor vorzubereiten. Der 63-jährige Mustier war vor einem Jahr als Verwaltungsratschef zu Atos gekommen.

Mit Salle bekommt der angeschlagene IT-Dienstleister bereits den siebten Chef innerhalb von nur vier Jahren. Salle sei ein großartiger Unternehmenschef, dessen Qualitäten und Erfahrungen an der Spitze von führenden Firmen ein entscheidender Vorteil seien, um die Zukunft von Atos vorzubereiten, sagte Mustier. „Wir werden eng zusammenarbeiten, um einen harmonischen Übergang und die Umsetzung des Geschäfts- und Restrukturierungsplans sicherzustellen."

Bei Fonds beliebter Manager

Salle war seit Ende 2017 Chef der früher unter dem Namen Foncia bekannten Immobilien- und Gebäudeverwaltungsgruppe Emeria. Der aus Lyon stammende Manager hat seine Karriere nach dem Abschluss an der École des Mines in Paris einst bei dem Ölkonzern Total in Indonesien begonnen. Zu Beginn der 1990er-Jahre wechselte er zu Accenture, dann zu McKinsey und schließlich zu der heute als Randstad bekannten Gruppe Vedior, für die er später Frankreich- und dann Südeuropa-Chef wurde.

Der für seine schnelle Entscheidungsfähigkeit bekannte neue Chef von Atos, der auch einen MBA an der Kellogg Graduate School of Management der Northwestern University in Chicago absolviert hat, war später Chef des Öldienstleisters Geoservices, des IT-Dienstleisters Altran und des Cateringkonzerns Elior, bevor er zu Emeria kam. Er sei ein Liebhaber schöner Autos, der auch im Geschäftsleben gerne schnell vorankomme, sagte Astorg-Managing-Partner Joël Lacourte einmal über ihn. Der Fonds Astorg hat Salle als Mehrheitsaktionär von Geoservices einst die Gelegenheit gegeben, erste Erfahrungen mit Leveraged Buyouts (LBO) zu sammeln. Salle sei einer der bei Investmentfonds beliebtesten Unternehmenschefs, berichtete die auf M&A spezialisierte „Les Echos Capital Finance“.

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