Hapag-Lloyd

Aufsichtsratschef Behrendt wird 70

Bei den Containerreedereien schießen die Gewinne im Zuge der Corona-Pandemie in die Höhe – eine Folge der stark gestiegenen Nachfrage nach Transportkapazitäten und deutlich erhöhter Frachtraten. Die aktuelle Branchenkonjunktur wird jedoch nicht...

Aufsichtsratschef Behrendt wird 70

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Bei den Containerreedereien schießen die Gewinne im Zuge der Corona-Pandemie in die Höhe – eine Folge der stark gestiegenen Nachfrage nach Transportkapazitäten und deutlich erhöhter Frachtraten. Die aktuelle Branchenkonjunktur wird jedoch nicht wieder zu einem irrationalen Bestellverhalten der Unternehmen führen, zeigt sich Michael Behrendt, seit 2014 Aufsichtsratsvorsitzender der größten deutschen Reederei Hapag-Lloyd, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung überzeugt. Es handele sich um eine Ausnahmesituation, man werde wieder zu einem „business as usual“ zurückkehren.

Das inzwischen erreichte Niveau von Schiffsbestellungen in der Branche beunruhigt ihn nicht. Ein Orderbuch von 16 bis 18% der existierenden Weltflotte sei „mindestens notwendig“, um das Angebot, das die Schifffahrt den Verladern bieten müsse, aufrechterhalten zu können. Auch Hapag-Lloyd hat neue „Mega-Boxer“ in Auftrag gegeben. Behrendt, der von 2002 bis 2014 Vorstandsvorsitzender der heute weltweit fünftgrößten Containerreederei war, erinnert an das Orderbuch-zu-Flotte-Verhältnis von rund 60% während der Finanzkrise. Die aktuelle Orderlage sei „gesund“.

Die Branchenkonsolidierung der vergangenen Jahre, an der sich mit der Übernahme des CSAV-Containergeschäfts 2014 sowie mit dem UASC-Zusammenschluss im Jahr 2017 auch Hapag-Lloyd beteiligte, habe dazu beigetragen, dass das Geschäft mit Blick auf Gewinnerzielung ernsthafter betrieben werde, sagt der Aufsichtsratschef. Übernahmen und Fusionen seien weiterhin möglich, den großen Konsolidierungsdruck aber gebe es nicht mehr.

Der gebürtige Hamburger, der die Umstellung auf nachhaltigkeitsgerechte Transporte und dafür notwendige Energiestoffe als größte Herausforderung für die Branche in den kommenden Jahren ansieht, hat keine Zweifel daran, dass Hapag-Lloyd als eigenständiges Unternehmen mit Sitz in der Hansestadt bestehen bleibt. Behrendt hebt das Bekenntnis der Anteilseigner zu der seit 2015 an der Frankfurter Börse notierten Reederei hervor. Es habe bislang keinen Fall gegeben, bei dem nicht alle Beteiligten die Ziele und die Strategie der Gesellschaft unterstützt hätten. Wichtig sei ein stabiler Kreis von Gesellschaftern, die langfristig zum Unternehmen stehen und nicht mit ihren Anteilen spekulieren, fügt der Jurist hinzu, der auch von einem „exzellenten“ Vertrauensverhältnis zu seinem Nachfolger als Vorstandschef, Rolf Habben Jansen, spricht. Zu den größten Anteilseignern von Hapag-Lloyd zählen der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne sowie die chilenische Industriellenfamilie Luksic mit aktuell je 30%, gefolgt von der Stadt Hamburg (13,9%) sowie Katar (12,3%) und Saudi-Arabien (10,2%).

Im Jahr 2008 hatte die Zukunft von Hapag-Lloyd als eigenständige Hamburger Reederei auf der Kippe gestanden. Ein Konsortium mit der Stadt Hamburg, Kühne und weiteren Investoren verhinderte jedoch einen Verkauf der Tui-Mehrheitsanteile an die Singapur-Reederei NOL. Die Eigenständigkeit von Hapag-Lloyd zu bewahren sei die größte Herausforderung gewesen, so Behrendt, der von 2004 bis 2008 auch dem Tui-Vorstand angehörte. Das Ziel erreicht zu haben, wertet er als größten Erfolg in seinem Berufsleben.

Nie aufzugeben und Optimismus auch in schwierigen Situationen zu bewahren, sieht Behrendt, der sich neben weiteren Aufsichtsratsmandaten etwa bei der VW-Nutzfahrzeugmarke MAN auch in Stiftungen engagiert und sich der Kulturförderung verschrieben hat, als seine persönliche Devise an. Am morgigen Sonnabend vollendet der zweifache Vater sein 70. Lebensjahr.