Sportwagenbauer

Auto-Connection schielt auf Lamborghini

Auf der großen Bühne des Automobilgeschäfts trifft man gewöhnlich keine Schweizer. Die Eidgenossen sind zwar fleißig, wenn es um die Herstellung besonderer Teile geht, doch seit dem Ende des Basler Luxusautoherstellers Monteverdi vor rund 50 Jahren...

Auto-Connection schielt auf Lamborghini

Von Daniel Zulauf, Zürich

Auf der großen Bühne des Automobilgeschäfts trifft man gewöhnlich keine Schweizer. Die Eidgenossen sind zwar fleißig, wenn es um die Herstellung besonderer Teile geht, doch seit dem Ende des Basler Luxusautoherstellers Monteverdi vor rund 50 Jahren gibt es keine nennenswerte helvetische Marke für Personenwagen mehr.

Der 37-jährige Rea Stark möchte dies offensichtlich ändern. Der in St. Gallen aufgewachsene Industriedesigner hat in einer Medienmit­teilung seiner neu gegründeten Quantum Group Interesse am Kauf des italienischen Sportwagenbauers Lamborghini bekundet. Doch die Firma gehört dem Volkswagen-Konzern, und dieser hat offenbar kein Interesse an einem Verkauf. Der vor Weihnachten gefasste Aufsichtsratsbeschluss, an Lamborghini und der Edelmotorradmarke Ducati festzuhalten, sei weiterhin gültig, hieß es auf Anfrage aus Wolfsburg.

Stark soll dieses Bekenntnis aber mit einem konkreten Angebot ernsthaft geprüft haben, wird in der informellen Automobilwelt kolportiert. 7,5 Mrd. Euro hätte der Schweizer mit Hilfe der britischen Investment Bank Centricus auf den Tisch gelegt, um den Start seiner „Multi-Brand-Plattform“ mit einem Paukenschlag zu lancieren. Weshalb die Wolfsburger diesem Gebot nicht Folge leisten wollten, ist ebenso wenig bekannt wie vieles andere um den geheimnisvollen Vorstoß des jungen Schweizers. Stark kam nach einer Berufslehre als Schriftsetzer mit dem Indus­triedesign-Geschäft in Berührung und erlernte dieses quasi on the Job. In Zusammenarbeit mit Nestlé, Nespresso, Panasonic, Sony und Samsung realisierte er preisgekrönte Objekte, liest man auf der Webseite der Piëch-Gruppe, als deren Creative Director, Mitgründer und Vorstandsmitglied Stark aufgeführt wird.

Aushängeschild der 2016 gegründeten Gruppe ist Anton Piëch, der Sohn des Ex-VW-Chefs Ferdinand Piëch. Dieser präsentierte zusammen mit Stark 2019 am Genfer Automobilsalon eine Designstudie ihres luxuriösen E-Flitzers „Mark Zero“, die mit dem German Design Award ausgezeichnet wurde. Den ersten Prototyp dieses Gefährts, das mit einer hyperschnell und ohne Wärmeentwicklung ladenden Batterie ausgestattet ist, soll es demnächst zu besichtigen geben. Die naheliegende Vermutung, dass Anton Piëch und Rea Stark auch in der Quantum Group zusammenarbeiten, wird durch Recherchen aber nicht bestätigt. Das Quantum-Gründerteam bestehe aus Designern, Markenspezialisten, Mathematikern und Ökonomen, liest man in der Mitteilung.

Die mit einem Aktienkapital von 1 Mill. sfr gegründete Firma versteht sich als Private-Equity-Gesellschaft mit einem „tiefen Verständnis für Marken, Menschen und Märkte“. Möglicherweise war diese Ausrichtung den traditionsreichen Autobauern aus Wolfsburg etwas gar zu wolkig für einen Deal, der immerhin den Handwechsel einer siebzigjährigen italienischen Traditionsmarke zum Inhalt gehabt hätte. Wenn Stark aber tatsächlich über die Talente verfügt, die man ihm zuzubilligen scheint, dann dürfte man in absehbarer Zeit so oder so wieder von ihm hören.