Deutsche Bahn

Bahn sucht interne Lösung für Schlüsselressort

Bei der Deutschen Bahn zeichnet sich für die Nachfolge von Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla eine interne Lösung ab. Eine Entscheidung für die Spitze des Schlüsselressorts ist noch nicht gefallen. Doch die Zeit drängt, denn Pofalla verlässt Ende April das Unternehmen.

Bahn sucht interne Lösung für Schlüsselressort

BZ – Auf der Suche der Deutschen Bahn nach einem Nachfolger für In­frastrukturvorstand Ronald Pofalla zeichnet sich eine interne Lösung ab. Der bislang für den Personenverkehr zuständige Vorstand Berthold Huber könnte künftig die Verantwortung für das Schlüsselressort Infrastruktur übernehmen. Der 58-Jährige gilt als Favorit für den Posten, wie die Nachrichtenagentur dpa-afx am Dienstag unter Berufung auf Aufsichtsratskreise berichtete. Demnach könne es „zeitnah“ eine Sondersitzung des Kontrollgremiums zu der Angelegenheit geben, hieß es weiter. Zuvor hatte bereits der „Spiegel“ über die Personalie berichtet. Demnach soll Hubers bisheriges Ressort von den Bereichsvorständen für den Fern- und Regionalverkehr – DB Fernverkehr-Vorstand Michael Peterson und DB-Regio-Chef Jörg Sandvoß – übernommen werden. Rücken beide in den Konzernvorstand auf, würde das Gremium von sieben auf acht Posten wachsen, wobei zwei Frauen künftig sechs Männern gegenüberstehen würden. Ein Bahnsprecher wollte sich am Dienstag nicht dazu äußern.

Entscheidung steht aus

Auf der Sitzung des Aufsichtsrats am Mittwoch steht offenbar noch keine Entscheidung zu der Personalie an. Viel Zeit bleibt dem Staatskonzern allerdings nicht, die Nachfolge an der Spitze des Schlüsselressorts zu klären. Denn Pofalla, der frühere Kanzleramtschef von Angela Merkel, scheidet Ende April „aus persönlichen Gründen“ aus dem Amt, wie die Bahn Anfang März bestätigte. Der Abschied erfolge auf eigenen Wunsch, wie der Konzern betonte. Dabei wäre der erst im vergangenen Jahr verlängerte Vertrag mit dem 62-Jährigen eigentlich noch bis Juli 2025 gelaufen. Doch nach dem Regierungswechsel im Herbst dürfte der langjährige CDU-Politiker und ehemalige Kanzleramtsminister von Angela Merkel zu der Einschätzung gekommen sein, dass der politische Rückhalt im Aufsichtsrat unter einer Ampel-Koalition schwinden könnte.

Schon Pofallas Wechsel zur Bahn Anfang 2015 war umstritten, da er als politisch gewollt galt. Im August 2015 rückte er in den Vorstand auf und übernahm zunächst die Verantwortung für Wirtschaft, Recht und Regulierung. Anfang 2017 wechselte er an die Spitze des Ressorts Infrastruktur und ist seither für die gesamte Infrastruktur aus Netz, Bahnhöfen und Energieversorgung zuständig. Ein Schlüsselressort, das die Verantwortung für ein milliardenschweres Investitionsvolumen trägt, Kritikern aber auch große Angriffsfläche wie das Projekt „Stuttgart 21“ bietet. Allein in diesem Jahr will der Konzern mehr als 13 Mrd. Euro in die Modernisierung des Netzes und der Bahnhöfe investieren. Der Investitionsstau bei der Bahn liegt nach Einschätzung von Experten allerdings noch deutlich höher. Der Branchenverband Allianz pro Schiene hält die diesjährige Summe der In­vestitionen in den Bestand der Infrastruktur denn auch nicht für ausreichend, um den Rückstau aufzuholen.

Mit Stau auf der Schiene dürfte Berthold Huber als Vorstand für Personenverkehr der Bahn ebenfalls Erfahrung haben. Seine berufliche Laufbahn startete der Diplom-Politologe Anfang der neunziger Jahre in der Unternehmensberatung bei Ernst & Young. Nach seinem Wechsel zum Bahnkonzern im Jahr 1997 übernahm er verschiedene Führungsaufgaben, unter anderem als Vorsitzender der Regionalleitung der DB Regio Bayern und später als Vorstand Personal der DB Netz AG. Im November 2010 rückte er an die Spitze des Vorstands der DB Fernverkehr. Im August 2015 wurde er schließlich in den Konzernvorstand berufen und war hier zunächst für die Themen Verkehr und Transport verantwortlich. Ende März 2017 übernahm er das Ressort Personenverkehr.