Schweizerische Nationalbank

Beförderung mit Nebengeräuschen

Die Wahl von Martin Schlegel zum Vizechef der Schweizerischen Nationalbank wirft Fragen auf und dürfte auch in der nationalen Politik für Gesprächsstoff sorgen. Als neue Nummer zwei des Noteninstituts hatten viele eine Frau erwartet.

Beförderung mit Nebengeräuschen

dz –

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat einen neuen Vizepräsidenten. Am Mittwoch wählte der Bundesrat Martin Schlegel zum Nachfolger des ausscheidenden Fritz Zurbrügg in die zweithöchste Position hinter dem Direktionspräsidenten Thomas Jordan. Der 46-jährige Ökonom gilt als Zögling Jordans, viele hatten aber mit der Wahl einer Frau gerechnet.

Schlegel ist ein Shootingstar bei der Nationalbank. Mit 27 Jahren war er eingetreten, 2009 wurde er Leiter der Handelsabteilung für Devisen und Gold. 2016 übersiedelte er als Chef der SNB-Niederlassung nach Singapur. Seit 2018 ist er Mitglied des Erweiterten Direktoriums und Stellvertreter Jordans. Mit 34 Jahren übernahm er an der Universität Basel einen Lehrauftrag. Schlegel sei zwar ein Ziehsohn Jordans, aber nicht dessen Klon, sagt ein Kenner des Noteninstituts. Er pflege einen moderneren Stil. Inhaltlich sind sich die beiden aber offenbar sehr nahe. Die Nationalbank spricht im Zusammenhang mit seiner Wahl von „Kontinuität“. Gegen Schlegels Wahl dürfte es auch in der Politik kaum Einwände geben. Allerdings werden wohl einige – vor allem weibliche – Parlamentsabgeordnete die Frage stellen, weshalb Schlegel direkt für die Position des Vizepräsidenten bestimmt wurde, in die eigentlich Andréa Maechler hätte aufrücken sollen. Sie wurde 2014 als erste Frau in das Direktorium der Nationalbank gewählt, aber im Vorfeld der Wahl kaum als Kandidatin für das Vizepräsidium genannt. Sie habe keine Ambitionen auf höhere Weihen oder gar auf Jordans Spitzenposition zu erkennen gegeben, sagt ein Insider.

Eine interessante Neuerung ergibt sich mit Schlegels Beförderung auch im erweiterten Direktorium, das bislang aus drei Mitgliedern bestand, nach einem vom Bundesrat verabschiedeten neuen Organisationsreglement jedoch auf sechs Mitglieder aufgestockt werden kann. Die Nationalbank begründet die Aufstockung des erweiterten Direktoriums mit der Notwendigkeit, „die in den letzten Jahren stark gestiegenen geldpolitischen und betrieblichen Herausforderungen auch in Zukunft gut zu bewältigen“. Gleichzeitig ermögliche der Schritt auch „eine breitere Integration von unterschiedlichen Fähigkeiten in der Bankleitung“.

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