BMW-Chef Oliver Zipse wird 60 Jahre alt
Oliver Zipse 60
sck München
Für BMW-Verhältnisse war es eine Art Ritterschlag für den CEO, als der Aufsichtsrat Ende September vergangenen Jahres vorzeitig den Vertrag von Oliver Zipse um zwei Jahre bis August 2026 verlängerte. Dann wäre der Vorstandsvorsitzende 62 Jahre alt. Der Münchner Autobauer wich damit deutlich von seinen eigenen Statuten ab, dass Vorstände beim Erreichen der Altersgrenze von 60 Jahren in der Regel jüngeren Führungskräften Platz machen sollten.
Für den Maschinenbauingenieur und Betriebswirt war die außergewöhnliche Entscheidung des Kontrollgremiums ein uneingeschränkter Vertrauensbeweis für seine Tätigkeit. Der Chefaufseher, Ex-CEO Norbert Reithofer, sowie die beiden Großaktionäre Stefan Quandt und Susanne Klatten schufen mit diesem Schritt für eine Übergangszeit Klarheit in der obersten Führungsebene, bis ein Nachfolger für Zipse endgültig feststeht.
Kritische Phase
Der Aufsichtsrat setzt in der kritischen Phase der Transformation zur Elektromobilität und zum autonomen Fahren lieber auf einen eingespielten CEO, der diesen Prozess in geordneten Bahnen fortsetzt, als auf einen neuen Vorstandschef, der sich erst noch einarbeiten müsste. Diese dafür notwendige Geduld und Zeit hat BMW offensichtlich nicht.
Ein Konzern-Eigengewächs
Zipse steht für altbewährte Tugenden des traditionsreichen Unternehmens. Er ist ein BMW-Eigengewächs. Sein gesamtes bisheriges Berufsleben verbrachte er beim weiß-blauen Dax-Mitglied. Der verheiratete Vater von zwei erwachsenen Söhnen arbeitet für BMW seit 33 Jahren.
Seit dem Frühjahr 2015 gehört er dem obersten Führungsgremium an – zunächst mit der Verantwortung für die Produktion, einem Schlüsselressort. Sein Aufstieg an die Konzernspitze war eher ein Zufall. Zipse folgte Mitte August 2019 auf den seinerzeit amtsmüde gewordenen CEO Harald Krüger. Sein Vertrag wäre ursprünglich bis August 2024 gelaufen.
Der in Heidelberg geborene und in Südhessen aufgewachsene Topmanager brachte den Konzern schnell ins Lot. Angesichts der teils holprigen Umstellung von westlichen Volkswirtschaften auf die Elektromobilität erweist sich seine Devise der „Technologieoffenheit“ als richtige strategische Antwort auf den Umbauprozess.
Mehrgleisiges Konzept
BMW fährt weiterhin mehrgleisig und setzt sowohl auf E-Autos als auch auf Fahrzeuge mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren. Das erfordert die weltweite Aufstellung des Unternehmens. Denn in vielen Regionen der Welt werden E-Autos womöglich auch in Zukunft ein Nischendasein fristen. Doch ungeachtet dessen treibt Zipse den Umbau von BMW voran. Das Zwischenresultat kann sich sehen lassen: 2023 verkaufte BMW deutlich mehr vollelektrische Autos (376.183 Stück) als Dauerrivale Mercedes-Benz (222.600).
An diesem Mittwoch wird Zipse 60 Jahre alt.