Tech-Milliardär

Bytedance-Gründer unterwirft sich

Zhang Yiming, Gründer und Chairman von Bytedance, beugt sich dem Druck der chinesischen Regierung. Er zieht sich aus dem Board der Gesellschaft zurück – bleibt aber als Vollzeitangestellter im Unternehmen.

Bytedance-Gründer unterwirft sich

nh

Erneut beugt sich ein chinesischer Tech-Milliardär dem von der chinesischen Regierung mit einer Kampagne gegen Internetunternehmen entfachten Druck: Zhang Yiming, der 38-jährige Gründer und Chairman des für seinen Videodienst Tiktok bekannten chinesischen So­cial-Media-Riesen Bytedance verabschiedet sich sang- und klanglos von allen Verantwortungspositionen. Er gibt nicht nur die Rolle des Chairmans ab, sondern tritt auch ganz aus dem Board der Gesellschaft aus. Dies wurde zwar nicht offiziell bekannt gegeben, geht aber aus internen Memos hervor.

Der Rückzug aus der Führungsetage mutet umso bizarrer an, als Zhang nun nicht etwa wie manch anderer Internetmilliardär einen neuen Lebensabschnitt als frohsinniger Frührentner oder großzügiger Philanthrop begehen will, sondern tatsächlich dem von ihm aufgezogenen Unternehmen als Vollzeitangestellter erhalten bleiben soll. Dem Vernehmen nach wird gegenwärtig noch nach einer geeigneten Rolle bei Bytedance für den selbstdegradierten Ex-Chairman gesucht. Dabei soll es sich jedoch nicht um eine irgendwie geartete Führungsposition handeln, bei der Berichtslinien zusammenlaufen würden, verlautet aus Bytedance-Kreisen weiter. Man muss also eher von einer beratenden Funktion ausgehen. Wie chinesische Sektoranalysten am Mittwoch betonten, dürfte Zhangs Rollenwechsel sowohl persönliche wie auch politische Gründe haben, nachdem Chinas Regierung vor exakt einem Jahr eine aufsehenerregende Regulierungskampagne lancierte, mit der insbesondere auch die Gründer von führenden Techunternehmen zur Zielscheibe Pekings geworden sind. Der Feldzug nahm seinen Anfang mit der Untersagung des potenziell weltgrößten Börsengangs des Fintech-Riesen Ant Group, den der Starentrepreneur Jack Ma parallel mit Chinas führendem Onlinehändler Alibaba großgezogen hatte. Dem folgte nicht nur eine regelrechte Regulierungslawine gegenüber chinesischen Technologie- und Internetfirmen, sondern auch eine von Parteimedien gesteuerte Einschüchterungskampagne, mit der Chinas führende Tech-Entrepreneure praktisch aus der Öffentlichkeit verbannt wurden.

Neben Ma haben dann auch weitere auf Chinas Reichenliste ganz oben zu findende Tech-Entrepreneure Rückzugsmanöver angetreten. Im März stieg der Gründer und Chairman des Onlinehändlers Pinduoduo, Colin Huang, aus dem Board aus, nachdem er zuvor bereits die CEO-Rol­le abgegeben hatte. Im September zog sich der Gründer und Chef des E-Commerce-Reisen JD.com Richard Liu vom operativen Geschäft zurück, um sich auf die Chairman-Rolle zu beschränken. Anfang dieser Woche warf dann der Gründer, CEO und Chairman des Bytedance-Konkurrenten Kuaishou, Su Hua, das Handtuch, um sich auf eine passive Chairman-Rolle zu beschränken.

Zhang wiederum hatte bereits im Mai einen ersten Rückzieher ge­macht und die CEO-Rolle an seinen engen Weggefährten und Bytedance-Mitgründer Liang Rubo, der jetzt CEO und Chairman wird, abgetreten, um sich als Chairman mehr um die langfristige strategische Linie zu kümmern. Dabei hatte Zhang in einem Brief an die Mitarbeiter das Revirement damit gerechtfertigt, dass er sich aufgrund mangelnder persönlicher Führungsqualitäten nicht länger in der Verantwortung sehen mochte und sich eher auf Produktentwicklungen und strategische Aspekte konzentrieren wolle.