Großbritannien

Cameron verdiente an Greensill Millionen

Wie die BBC berichtet, verdiente der ehemalige britische Premier David Cameron an Greensill Capital um die 10 Mill. Dollar. Er wollte vor Abgeordneten lediglich von einer „großzügigen“ Summe sprechen.

Cameron verdiente an Greensill Millionen

Von Andreas Hippin, London

Der ehemalige britische Premierminister David Cameron (54) hat von Greensill Capital bis zu deren Zusammenbruch um die 10 Mill. Dollar erhalten. Das berichtet zumindest die BBC unter Berufung auf ihr vorliegende Dokumente. Damit wäre die Frage geklärt, ob sich der Eton-Zögling nach seinem Rücktritt infolge des britischen Votums für den EU-Austritt dem vermeintlichen Fintech-Wunderkind Lex Greensill allein aus Langeweile als Lobbyist zur Verfügung gestellt hat. „Fehlt David Cameron jede Scham?“, fragte James Kirkup­, der Direktor der Social Market Foundation, daraufhin im „Spectator“. Vielleicht nicht: Der Oxford-Absolvent hatte sich vor Abgeordneten geweigert, seinen Verdienst zu beziffern, und lediglich von einer „großzügigen“ Summe gesprochen. Zu Recht, wenn man bedenkt, dass seine Klinkenputzertätigkeit für das auf die Beschaffungskettenfinanzierung spezialisierte Unternehmen weitgehend erfolglos blieb. Seine 56 Textbotschaften an Minister und Spitzenbeamte wurden nicht erhört. Ein dem Sender vorliegendes Schreiben zeigt, dass Cameron nach Steuern 4,57 Mill. Dollar für einen Teil seiner Beteiligung an der Firma erhalten sollte. Zwar habe man keine von ihm unterzeichnete Annahme des Kaufangebots gesehen, doch gehe aus dem Schreiben hervor, dass er es bereits akzeptiert hatte. Pro Jahr zahlte ihm das Unternehmen für seine Teilzeittätigkeit ein Salär von 1 Mill. Dollar. 2019 kam ein Bonus von 700 000 Dollar hinzu. Cameron ließ durch seinen Sprecher bestellen, die Vergütungsvereinbarungen seien Privatsache. Er habe stets in gutem Glauben gehandelt und nichts Unrechtmäßiges getan.

Seinen größten Erfolg im Geschäft mit der britischen öffentlichen Hand landete Greensill 2012, als Cameron noch Premierminister war und PEPS vorstellte, das von Greensill entworfene Pharmacy Early Payment Scheme. Es sollte dafür sorgen, dass Apotheken, die vom National Health Service (NHS) verschriebene Medikamente ausreichten, durch eine Bank schneller zu ihrem Geld kommen – gegen eine Gebühr, versteht sich. Jeremy Heywood, der damals ranghöchste Beamte in der Downing Street, habe Barclays, Citigroup, HSBC und Lloyds Banking Group angesprochen, berichtete die „Sunday Times“. Am Ende habe Greensills früherer Arbeitgeber, die Citigroup, das Rennen gemacht, bis Greensill Capital 2018 selbst das Geschäft übernahm (vgl. BZ vom 30. März).

Mit einem politischen Comeback Camerons, der für eine wirtschaftlich und sozial liberale Politik stand, dürfte kaum zu rechnen sein. Er hatte bereits dadurch zahlreiche Anhänger verloren, dass er eine Volksabstimmung über die EU-Mitgliedschaft des Landes auf die Tagesordnung setzte. Als sich eine Mehrheit für den Brexit entschied, wusste er sich nicht anders zu helfen als durch die Flucht in den Rücktritt. Vielen wird unvergessen bleiben, wie er nach seiner Ab­schiedsansprache vor der Downing Street fröhlich vor sich hin summend die Tür seines bisherigen Amtssitzes öffnete, ohne sich darüber im Klaren zu sein, dass das Mikrofon weiterlief. Mehr dürfte nicht von ihm bleiben.