Cazenave wird Chefin von Eurostar
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Sie ist begeisterte Reiterin – und Expertin für Schienenverkehr. Kenner der Transportbranche sind deshalb nicht überrascht, dass die französische Staatsbahn SNCF Gwendoline Cazenave zur neuen Chefin ihrer Tochter Eurostar Group ernannt hat. Die 52-Jährige soll Jacques Damas im Oktober an der Spitze der Holding ablösen, die im Mai aus der Fusion der beiden grenzüberschreitenden Hochgeschwindigkeitszugbetreiber Thalys und Eurostar entstanden ist. Die SNCF hält rund 56% des Kapitals der Gruppe, die Caisse de dépôt et placement du Québec 19%, die belgische Staatsbahn SNCB 19% und Fonds von Federal Hermes Infrastructure 6,44%.
Damas, ein 1957 geborener langjähriger Manager der SNCF, hatte die Leitung von Eurostar im Oktober 2020 während der Coronakrise übernommen. Dem Hochgeschwindigkeitszugbetreiber haben nicht nur die Reisebeschränkungen, sondern auch der Brexit hart zugesetzt. 2021 entging er nur dank eines Refinanzierungsplans der Pleite.
Das Geschäft beleben
Das Geschäft von Eurostar und Thalys wieder zu beleben, lautet denn eine der wichtigsten Aufgaben von Cazenave. Die neue Chefin der Eurostar-Gruppe muss zudem den operativen Zusammenschluss der beiden Zugbetreiber realisieren. Ziel sei auch, die Zahl der Passagiere an Bord der Züge von Eurostar und Thalys in den nächsten zehn Jahren von 19 Millionen im Jahr 2019 auf 30 Millionen zu steigern, erklärte die SNCF. Die aus Südfrankreich stammende Cazenave hat den Großteil ihrer Karriere bei der SNCF gemacht. Nach dem Politikstudium in Grenoble und an der Université Mc Gill in Montreal hatte sie zunächst in der Finanzabteilung der SNCF begonnen, wo sie später zur Finanzchefin der Region Bretagne aufstieg.
Dort übernahm die als pragmatisch geltende Managerin anschließend die Leitung des operativen Geschäfts. Nach Stationen als Finanz-, Strategie- und Rechtschefin der wichtigsten Sparte Voyages SNCF war sie Direktorin von TGV Atlantique, dem Hochgeschwindigkeitszugnetz der SNCF im Westen Frankreichs, bevor sie vor zwei Jahren als Partnerin zur Beratungsfirma Oliver Wyman wechselte.