Commerzbank-Aufsichtsrat zurrt Personalien fest
Von Anna Sleegers, Frankfurt
Eigentlich gehört es zum guten Ton unter börsennotierten Unternehmen, sich in den Tagen vor der Veröffentlichung von Geschäftszahlen nicht über Details des Geschäftsverlaufs zu äußern. Mit dem Verweis auf die „Quiet Period“, die schweigsame Phase vor der Ad-hoc-Mitteilung, pflegen medienerprobte Vorstände und andere Manager sich davor zu schützen, Halbgares oder auch Insiderwissen auszuplaudern. Ausgerechnet am Tag vor der Veröffentlichung der Jahreszahlen hat nun die Commerzbank aber durchblicken lassen, wie es in dem für sie entscheidenden Firmenkundengeschäft gelaufen ist. „Im vergangenen Jahr erwirtschaftete der Bereich das beste Ergebnis seit sieben Jahren“, begründete das Institut die Entscheidung des Aufsichtsrats, den Vertrag des zuständigen Vorstands Michael Kotzbauer bis 2028 zu verlängern.
Der 55-Jährige, der 1990 gleich nach seinem Studium bei der Commerzbank andockte, kennt das Firmenkundengeschäft in- und auswendig. Bevor er 2021 die Geschäfte von dem im Streit mit dem damaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Hans-Jörg Vetter ausgeschiedenen Roland Boekhout übernahm, hatte er bereits viele Jahre als Bereichsvorstand wichtige Vertriebsregionen der Commerzbank betreut. Zudem verfügt der in den USA als Kind deutscher Eltern geborene Manager auch über internationale Berufserfahrung: Von 2010 bis 2013 leitete Kotzbauer als Regionalvorstand das Firmengeschäft der Bank in Asien.
Auch für die Verjüngung des eigenen Gremiums stellte der Aufsichtsrat der Commerzbank am Mittwoch die Weichen. Der Aufsichtsrat habe sich einstimmig dafür ausgesprochen, Jens Weidmann zum Vorsitzenden zu wählen, sofern dieser von der Hauptversammlung am 31. Mai gewählt wird. Dass der frühere Bundesbankpräsident der Wunschkandidat des aus Altersgründen ausscheidenden Helmut Gottschalk ist, hatte die Commerzbank bereits im November bekannt gegeben. Es sei ihm wichtig gewesen, eine weithin respektierte Persönlichkeit als Nachfolger zu gewinnen, so der aktuelle Aufsichtsratsvorsitzende: „Es freut mich, dass mein Vorschlag im Aufsichtsrat sowohl seitens der Anteilseigner als auch seitens der Arbeitnehmer auf breite Zustimmung trifft.“ Weidmann ist mit der Commerzbank gut vertraut. Als sich das Institut in der Finanzkrise 2008/2009 an der Dresdner Bank verhoben hatte und von der Bundesregierung gerettet werden musste, war der 55-Jährige für das Kanzleramt tätig.