Commerzbank beruft neue Vorstände
Von Anna Sleegers, Frankfurt
Die Commerzbank holt für die beiden neu zu besetzenden Vorstandsposten erwartungsgemäß zwei externe Kandidaten an Bord. Ein bisschen überrascht dagegen schon, dass keiner der beiden Neuzugänge die Frauenquote im Top-Management erhöht. Wie das Institut am Mittwoch mitteilte, hat der Aufsichtsrat Jörg Oliveri del Castillo-Schulz als neuen Chief Operating Officer (COO) in den Vorstand berufen. Sobald die Aufsicht grünes Licht gibt, soll er Jörg Hessenmüller (51) ablösen, der das Institut spätestens zum Jahresende verlässt – dem Vernehmen nach mit einer Abfindung von zwei Jahresgehältern. Nachdem er wenige Monate nach seiner Vertragsverlängerung über die gescheiterte Auslagerung der Wertpapierabwicklung an HSBC gestolpert ist, hat er laut Mitteilung sein Ausscheiden angeboten.
IT-Chef kommt von der IKB
Der 1967 geborene Oliveri del Castillo Schulz ist den Angaben zufolge derzeit als selbstständiger Berater für Strategie- und Transformationsvorhaben tätig. Ursprünglich kommt er jedoch aus der Praxis. Wie aus der Mitteilung hervorgeht, war er von 2016 bis 2020 als Vorstandsmitglied der IKB Deutsche Industriebank für die Bereiche IT, Digitalisierung, Operations, Sourcing und Personal zuständig. Medienberichte zeugen von beruflichen Zwischenstationen bei der Deutschen Bank in London und im Kompetenzzentrum Financial Services der Unternehmensberatung Roland Berger. Beide waren jedoch offenbar nicht von langer Dauer.
Wie die Commerzbank außerdem mitteilte, übernimmt der Österreicher Thomas Schaufler zum 1. Januar 2022 die Verantwortung für das Privatkundengeschäft. Auch diese Personalie steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch die zuständigen Aufsichtsbehörden. Dass die Europäische Zentralbank oder die deutsche Finanzaufsichtsbehörde BaFin ihr Veto einlegen, ist indes unwahrscheinlich. Immerhin ist der 51-jährige Schaufler seit Jahresbeginn in derselben Funktion für die Wiener Erste Group tätig, die zu den größten Retailbanken in Mittel- und Osteuropa zählt. Wie aus der Mitteilung seines künftigen Arbeitgebers hervorgeht, arbeitet er schon seit 1997 für das Spitzeninstitut der österreichischen Sparkassen, davor war er für deren inzwischen in dem Konzern aufgegangene Tochter Girocredit tätig.
Schaufler, der den Angaben zufolge Certificated European Financial Analyst ist und ein Magisterstudium an der Fachhochschule für Management und Unternehmensführung absolviert hat, übernimmt die Verantwortung für die intern liebevoll PUK (Privat- und Unternehmerkundengeschäft) genannte Sparte von Sabine Schmittroth, die sich, wie bereits im Juni angekündigt, wieder voll auf ihre Rolle als Arbeitsdirektorin der Commerzbank konzentrieren will.
Die 56-Jährige ist aktuell in der undankbaren Situation, dass sie zeitgleich etwa die Hälfte der verbliebenen Commerzbank-Filialen schließen, mit den Arbeitnehmervertretern die entsprechenden Teilinteressensausgleiche verhandeln und zugleich als Vorsitzende des Arbeitgeberverbands (AGV Banken) die Tarifverhandlungen für das private Bankgewerbe führen muss.
Gremium in Findungsphase
Mitten in einem der größten Transformationsprozesse der Bank stoßen die beiden Neuzugänge zu einem Gremium in der Findungsphase. Vorstandschef Manfred Knof hatte sein Amt erst zu Jahresbeginn angetreten, zeitgleich mit dem Firmenkundenchef Michael Kotzbauer. Während Letzterer zumindest ein Eigengewächs ist und sein Geschäftsfeld bereits als Bereichsvorstand beackerte, ist Knof der erste Commerzbank-Chef überhaupt, der von außen kommt. Das dienstälteste Mitglied des Top-Managements ist mit gerade einmal fünfeinhalb Jahren Risikochef Marcus Chromik. Erst dann folgt Bettina Orlopp, die Finanzchefin und zugleich Knofs Stellvertreterin ist. Die frühere McKinsey-Managerin gehört dem Vorstand seit 2017 an.