Corestate-Chef Cen macht Restart auf kleiner Flamme
Corestate-Chef Cen macht Restart auf kleiner Flamme
hek Frankfurt
Von Helmut Kipp, Frankfurt
Nach dem langen und nervenaufreibenden Ringen um die Rettung von Corestate Capital ist es ruhig geworden um den einst im SDax vertretenen Investment- und Assetmanager. Vom früheren Geschäftsvolumen ist wenig übriggeblieben, aber wenigstens konnte die Insolvenz vermieden werden. Das verwaltete Vermögen ist im Vergleich zu Ende 2021 um zwei Drittel auf 8,7 Mrd. Euro per September 2024 geschrumpft. Statt der damals gut 800 Mitarbeiter sind noch 154 Personen an Bord.
Nedim Cen agiert als Alleinvorstand
CEO Nedim Cen steht in der Herausforderung, aus dem Rest-Geschäft ein zukunftsfähiges Unternehmen zu bauen. Der Manager agiert neuerdings als Alleinvorstand, denn Chief Operating Officer Izabela Danner, die auch für Investments verantwortlich war, hat im Dezember nach drei Jahren ihren Abschied eingereicht und ihren Vertrag nicht verlängert. Corestate selbst agiert nur noch als Holding, das eigentliche Geschäft betreiben die bisher verbliebenen Töchter Hannover Leasing und Stam Europe.
In vielen Branchen gearbeitet
Anders als viele Immobilienmanager, die ihr Berufsleben weitgehend in ihrer Branche verbringen, war Cen in diversen Sektoren tätig. Er arbeitete nicht nur für IVG Immobilien, sondern unter anderem auch für den Unternehmensberater McKinsey, die Banken Goldman Sachs und Credit Suisse, den Gabelstaplerhersteller Kion und leitete den Solarzellenproduzenten Q-Cells und den Hersteller von Badprodukten Ideal Standard. Einen Namen hat sich der promovierte Betriebswirt und Diplom-Ingenieur als Sanierer und Restrukturier gemacht. Auch kennt er sich mit Transformationen sowie Kapitalmarkt- und M&A-Transaktionen aus.
Abschlussprüfer gefunden
Sein Umfeld beschreibt ihn als aufgeräumt wirkenden Manager. Zu Corestate kam er im Dezember 2022 als Aufsichtsratsvorsitzender. Im Mai 2023 wechselte er als CEO in den Vorstand und verantwortet darüber hinaus die Finanzen. Im Fokus standen zunächst die Asset-Verkäufe. Zu den Erfolgsmomenten zählt die Mandatierung eines Abschlussprüfers. Nach langer Suche meldete Corestate Ende August 2024, dass KPMG das Mandat übernimmt. Mit Vorgänger Ernst & Young war es 2022 zu Differenzen über „erweiterte Prüfungshandlungen“ beim Goodwill gekommen, die zu Verzögerungen beim Jahresabschluss 2021 führten. Daher wurde auf der Hauptversammlung Ende Juni 2022 beschlossen, von einer Wiederbestellung abzusehen. Ein Fehler, denn fortan stand Corestate ohne Abschlussprüfer da, was die Rettungsaktionen stark erschwerte.
Die testierten Abschlüsse für 2022 und 2023 stehen noch immer aus. KPMG hat vor wenigen Monaten mit der Prüfung der beiden Bilanzen begonnen. Das könnte laut dem jüngsten Zwischenbericht bis Ende des ersten Halbjahres 2025 dauern. Danach werde KPMG die Jahresabschlüsse 2024 prüfen.
Corestate weiter tief im Verlust
Die Restrukturierung gilt als weitgehend abgeschlossen, doch wie weit der Restart auf kleiner Flamme trägt, muss sich weisen. Der Nettoverlust (45,4 Mill. Euro nach neun Monaten 2024) ist fast doppelt so hoch wie die Erlösbasis (23,3 Mill. Euro) und trotz Haircut und Umwandlung von Verbindlichkeiten in Eigenkapital belaufen sich die Nettoschulden noch auf hohe 195 Mill. Euro. 2024 sei immer noch von operativen Verlusten und dem Abschluss der Umstrukturierung geprägt, lässt Cen im jüngsten Quartalsbericht wissen. Ein wenig Zuversicht verbreitet er mit der Aussicht, dass die Neuausrichtung wohl keine wesentlichen Zusatzkosten mehr verursacht.
Bondholder haben Kontrolle
Über den Debt-to-Equity-Swap haben Bondholder die Kontrolle übernommen. Die knapp 132 Millionen neuen Aktien sind allerdings bisher nicht zum Börsenhandel zugelassen. Sie repräsentieren 79,4% des Grundkapitals. Nach letzten Angaben soll eine Hauptversammlung im vierten Quartal 2025 beschließen, die Notierung der neuen Aktien zu beantragen. Für den Streubesitz gibt es auf absehbare Zeit wenig zu holen. Zuvorderst müssen die Gläubiger bedient werden. Die Aktie dümpelt bei 40 Cent dahin.