Hedgefonds

Dan Loeb entert das nächste Dickschiff

Dan Loeb ist bei Shell eingestiegen und fordert die Zerschlagung des BP-Rivalen. Kleine Fische haben den Hedgefondsmanager noch nie interessiert. Doch nun sitzt ihm selbst ein Aktivist im Nacken.

Dan Loeb entert das nächste Dickschiff

Von Andreas Hippin, London

Sony, Nestlé, Prudential – für kleine Fische hat sich der Hedgefondsmanager Daniel „Dan“ Seth Loeb (59) noch nie interessiert. Nun ist er mit seinem Anlagevehikel Third Point bei Royal Dutch Shell eingestiegen, um eine Zerschlagung des BP-Rivalen zu fordern. Das Timing seines Auftritts ist wie immer brillant. Der UN-Klimagipfel bildet die passende Kulisse für den Vorschlag, das Öl- und Gasgeschäft separat abzuwickeln, während man neue Anleger für das wachsende Geschäft mit erneuerbaren Energien sucht.

Catch 22

Natürlich ist das alles nicht so einfach. Irgendwoher muss ja auch das Geld für die Investitionen in die neuen Technologien kommen, aber bis solche Fragen aufkommen, hat sich Third Point in der Regel schon wieder von einem Investment verabschiedet. In der Investor-Relations-Abteilung von Shell dürfte man sich die Haare raufen. Auf Druck von Klimaaktivisten haben sich zahllose institutionelle Anleger aus der Energiebranche zurückgezogen. Steigen Aktivisten wie Loeb ein, stehen ein paar turbulente Wochen bevor.

Seine Großtante Ruth Handler gehörte zu den Gründern von Mattel. Der Sohn eines Anwalts und einer Historikerin wuchs im sonnigen Santa Monica in Kalifornien auf. Geschäftstüchtig soll er schon früh gewesen sein. Einer seiner Lehrer gab ihm angeblich den Spitznamen Milo Minderbinder – in Anlehnung an den gleichnamigen Schwarzmarkthändler aus Joseph Hellers Satire „Catch 22“. Doch seine scharfe Zunge sorgte schnell für Probleme. Bloomberg Markets zufolge zahlte er als 12-jähriger Schüler der Paul Revere Junior High School in Los Angeles einem Klassenkameraden 25 Cent dafür, für einen Tag sein „Bodyguard“ zu sein.

Loeb ging auf die University of California in Berkeley und machte dann einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften an der Columbia University. Während seiner Studentenzeit hatte er 120 000 Dollar an der Börse verdient, aber durch ein Investment in Puritan-Bennett alles wieder verloren. Daraus habe er gelernt, wie gefährlich eine zu starke Konzentration der Positionen sei, sagte er später. Nach dem Studium arbeitete er für die Private-Equity-Gesellschaft Warburg Pincus, danach für die Plattenfirma Island Records. Es folgte ein Intermezzo beim New Yorker Hedgefonds Lafer Equity Investors.

Ab 1991 war er für Jefferies in Los Angeles tätig, zunächst als Analyst, danach als Senior Vice President in der Abteilung für Distressed Debt. Danach ging es zurück nach New York zur Citicorp. Schon ein Jahr später, 1995, brachte der leidenschaftliche Surfer seinen eigenen Hedgefonds an den Start. Der Name Third Point kommt von einem „Break“, einem Hindernis am Surf­rider Beach von Malibu, das die Wellen bricht.

Enthüllung bei Yahoo

Zu seinen größten Hits gehörte 2012 die Enthüllung, dass der damalige­ Chef von Yahoo, Scott Thomp­son, anders als jahrelang angenommen nicht über einen Universitäts­abschluss in Computerwissenschaften verfügte. Neben Sony investierte er auch in andere japanische Ge­sellschaften wie den Roboterher­steller Fanuc und den Einzelhändler Seven & I. Loebs Vermögen wird von „Forbes­“­ auf 4 Mrd. Dollar geschätzt.

Inzwischen hat er selbst einen Aktivisten im Nacken: Asset Value Investors stieg bei der in London notierten Third Point Investors Ltd. ein. Aber warum sollte es ihm anders ergehen als anderen Firmenlenkern? Es wird immer jemanden geben, der ein vermeintlich ineffizientes Ma­nagement an den Pranger stellt, um es zum Handeln zu bewegen.

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