De la Viña gibt Chefposten zugunsten ihrer jungen Kinder ab
Wieder ein Wechsel an der Spitze der Allianz-Lebensversicherung in Deutschland. Nach zweidreiviertel Jahren verlässt Katja de la Viña (45) die Allianz Lebensversicherungs-AG zum 31. Dezember. De la Viña wolle jetzt mehr für ihre beiden Kinder da sein und werde in dieser Phase in Teilzeit für die Allianz arbeiten, erklärte der Versicherer. Nachfolger im Vorstandsvorsitz wird zum 1. Januar Ruedi Kubat. Der 55-Jährige ist aktuell Vorsitzender der Geschäftsleitung der Allianz Suisse Versicherungs-Gesellschaft AG.
Die Entscheidung für die Kinder und gegen einen derartigen Top-Management-Job ist in Deutschland, aber auch darüber hinaus in Europa, eine Rarität. Anfang 2020 hatte eine Mitgründerin des E-Commerce-Unternehmens Westwing mit einer Geburt ihr Vorstandsmandat niedergelegt, weil sie rechtlich weder Mutterschutz noch Elternzeit in Anspruch nehmen konnte. Im Fall von de la Viña geht es nicht nur um eine große Dax-Firma, sondern auch um Kinder, die bereits sechs und zehn Jahre alt sind. In der Kombination, dass de la Viña die uneingeschränkte Rückendeckung ihres Arbeitgebers erhält, dürfte diese Personalie ein Novum sein.
Kein Notfall
Darüber hinaus macht die Mitteilung klar, dass kein Notfall wie eine Krankheit vorliegt. Es ist nicht davon die Rede, de la Viña müsse sich um ihre Kinder kümmern, sondern sie wolle für sie „da sein“. Familiäre Gründe hatten bereits 2022 dazu geführt, dass de la Viña, die von April 2019 bis 2021/2022 als Finanzvorständin der Allianz Deutschland agiert hatte, ihr Amt als Chefin von Allianz Leben mit einer Verzögerung von drei Monaten angetreten hatte. Damals hatte die Allianz dies damit erklärt, dass sie und Mitglieder ihrer Familie trotz vollständiger Impfung am Coronavirus erkrankt seien.
Rückendeckung vom Arbeitgeber
Klaus-Peter Röhler wählt außerordentlich wohlwollende und lobende Worte für Viña und ihren Rückzug vom Vorstandsvorsitz. Der Allianz-SE-Vorstand, der auch Aufsichtsratschef von Allianz Leben ist, lässt so keinen Zweifel aufkommen, dass die Entscheidung weder eine reservierte Reaktion auslöst noch Folgen für die weitere berufliche Beschäftigung der heutigen Vorstandsvorsitzenden bei dem Versicherer haben soll.
„Ich danke Katja für ihre großen Erfolge und ihren unermüdlichen Einsatz als CEO der Allianz Leben“, lässt sich Röhler zitieren. Die Entscheidung der Wirtschaftsprüferin und Steuerberaterin, die am Beginn ihrer Laufbahn für KPMG und PricewaterhouseCoopers gearbeitet hatte, bedaure er zutiefst: „Zugleich respektiere und unterstütze ich – und mit mir der gesamte Vorstand der Allianz SE – ihren persönlichen Schritt.“ Röhler betont, er freue sich darauf, weiterhin auf die Expertise von Viña zählen zu können und sie als Top-Managerin in der Allianz an der Seite des Unternehmens zu wissen.
De la Viña werde zunächst in beratender Funktion in das Röhler-Ressort wechseln, um einen reibungslosen Übergang im Vorstandsvorsitz sicherzustellen, erklärte die Allianz. Im Anschluss werde sie eine neue strategische Managementaufgabe bei Group Strategy, Marketing and Distribution übernehmen, um zu einem späteren Zeitpunkt in Vollzeit und neuer Funktion zurückzukehren.
Kubat kommt aus der Schweiz
Ihr Nachfolger Kubat ist promovierter Wirtschaftswissenschaftler. Der Vater von vier älteren Kindern hatte die Leitung der Schweizer Landesgesellschaft Anfang 2022 übernommen, zuvor war er vier Jahre lang erneut als COO in deren Geschäftsleitung aktiv gewesen. Für die Allianz arbeitete er von 2007 an in der Schweiz und von 2009 bis 2015 als Mitglied der Geschäftsführung (COO).
Er wechselte dann zur Allianz SE und wurde 2016 Vorstandsmitglied der damaligen Allianz Deutschland AG in der COO-Funktion. Kubat hatte seine Laufbahn im Jahr 1997 als McKinsey-Berater gestartet und war von 2002 bis 2007 für die Winterthur Leben aktiv, zuletzt als Mitglied der Geschäftsleitung der Winterthur Schweiz.
Kubats Nachfolgerin wird am 1. Januar Laura Gersch (41), die aktuell Finanzvorständin der Allianz Versicherungs-AG ist. Ihre Rolle übernehme interimsweise zusätzlich Klaus Berge (48), Finanzvorstand bei der Allianz Private Krankenversicherungs-AG, erklärte die Allianz.