Mobilfunk als neues Geschäftsfeld

Del Fante führt Italiens Post zu neuen Ufern

Matteo Del Fante, CEO der Poste Italiane, hat das mehrheitlich staatliche Unternehmen auf Vordermann gebracht. Mit dem Einstieg bei Telecom Italia schlägt er ein neues Kapitel auf.

Del Fante führt Italiens Post zu neuen Ufern

Italiens Post

Del Fante führt Italiens Post zu neuen Ufern

Der CEO hat die Poste Italiane ertragsstark gemacht und ist bei Telecom Italia eingestiegen

Von Gerhard Bläske, Mailand
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Matteo Del Fante, Jahrgang 1967, steht derzeit stärker im Fokus der Öffentlichkeit, als ihm lieb ist. Mit dem Erwerb einer Beteiligung von fast 25% an Telecom Italia (TIM) hat der gebürtige Florentiner ganz neue Perspektiven für den Logistik-Konzern geschaffen, der sein Geld vor allem im Versicherungsgeschäft und, in geringerem Umfang, mit Finanzdienstleistungen verdient. Die Analysten sind voll des Lobes: J.P. Morgan hat die Empfehlung auf „Kaufen“ angehoben und Mediobanca erwartet zusätzliche Synergien.

Hohe Ausschüttungsquote

Del Fantes Strategie wurde bisher schon geschätzt: Der Aktienkurs des Konzerns hat sich seit 2015 vervierfacht, und von dem auf 2 Mrd. Euro gestiegenen Nettogewinn erhalten die Aktionäre 1,4 Mrd. Euro. 2025 will die Post die Ausschüttungsquote auf 70% weiter anheben. Mit einer Kapitalisierung von 20,4 Mrd. Euro ist der stille Riese, der allein an seinem gigantischen Unternehmenssitz im römischen Viertel 5.000 von insgesamt etwa 120.000 Mitarbeitern beschäftigt, einer der größten Werte an der Mailänder Börse.

Mobilfunk als neues Geschäftsfeld

Mit dem Einstieg bei TIM hat der zurückhaltende Del Fante ein neues Geschäftsfeld betreten. Damit bieten sich neue Perspektiven für die Mobilfunktochter Poste Mobile, die bisher mit Vodafone kooperierte, aber auch für TIM. Womöglich kommt es sogar zu einer Übereinkunft mit der französischen Iliad; dadurch könnte der scharfe Konkurrenzkampf begrenzt werden.

Del Fante leitet den Konzern, der zu 65% vom Staat kontrolliert wird, seit 2017. Der CEO hat nicht nur die Post zu einem sehr stabilen Konzern gemacht, der Rom mit attraktiven Dividenden versorgt. Er kann nun auch TIM stabilisieren. Das Unternehmen, das durch den Verkauf seiner Festnetzsparte stark geschrumpft ist, litt viele Jahre unter seiner instabilen Aktionärsstruktur mit der französischen Vivendi als Großaktionär.

Ökonomisch auf Kurs

Mit Del Fante hat Rom einen sehr diplomatischen Sachwalter seiner Interessen bei der Post. Dabei hatte der Manager ein herausforderndes Erbe angetreten, als er vom halbstaatlichen Netzbetreiber Terna kam, an dessen Spitze er drei Jahre lang stand. Unter seinem Vorgänger Francesco Caio waren 35% des Post-Kapitals erfolgreich an die Börse gebracht worden. Außerdem brachte Caio die Poste Italiane auch ökonomisch auf Kurs.

Fokus auf Finanzen

Del Fante kannte den damals in vier Sparten gegliederten Postkonzern schon sehr gut. Als ehemaliger Generaldirektor der mehrheitlich staatlichen Cassa Depositi e Prestiti (CDP), die 35% der Anteile hält, war er auch für die Post zuständig: Die CDP refinanziert sich über die bei der Poste Italiane deponierten Spareinlagen von 590 Mrd. Euro. Del Fante, der an der Mailänder Elite-Universität Bocconi Wirtschaftspolitik studiert hat, arbeitete zehn Jahre lang für die CDP. Er hat einen Großteil seiner Karriere im Finanzsektor absolviert, davon mehr als zwölf Jahre bei J.P. Morgan, und zwar in Mailand sowie als Managing Director in London.

Der Post-Chef „kann“ auch mit der Regierung. Es ist letztlich auch ein gesellschaftlich-soziales sowie politisches Projekt, dass er das Netz von landesweit fast 13.000 Geschäftsstellen ausbaut. In 7.500 Filialen vor allem auf dem flachen Land werden öffentliche Dienstleistungen wie die Bestellung und Ausgabe von Dokumenten wie Pässen angeboten und teilweise Co-Working-Spaces eingerichtet; die EU finanziert das 1,2 Mrd. Euro teure Vorhaben zu zwei Dritteln im Rahmen des europäischen Wiederaufbauprogramms „Next Generation“ mit.

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