Der Beyond-Meat-Chef kann sich über die Steuerpolitik nur wundern
Von Karolin Rothbart, Frankfurt
Es ist eines der großen Streitthemen, wenn es um den Umgang mit dem Klimawandel geht: Der oft übermäßige Konsum von teils viel zu billigem Fleisch. In Deutschland plädieren Umweltschützer seit Jahren für eine Aufhebung des Steuerprivilegs auf tierische Produkte. Stattdessen wird eine Senkung auf vegetarische und vegane Ersatzprodukte gefordert, die meist unter die Kategorie „verarbeitete Lebensmittel“ fallen und daher mit den vollen 19 % besteuert werden.
Dass Verbraucher ihre Kaufentscheidung am Ende fast immer vom Preis abhängig machen, weiß auch der Mitgründer und Chef des Fleischersatz-Herstellers Beyond Meat, Ethan Brown. Wichtigstes Ziel ist für ihn daher, die Verkaufspreise für seine aus Erbsenproteinen hergestellten Burgerpatties langfristig zu senken. Das funktioniert nur über Größe, die sich das Unternehmen aus Kalifornien derzeit mit Hilfe von umfangreichen Investitionen in Produktionskapazitäten erkauft. Eine Steuerpolitik, die Veggie-Produkte mit tierischen Lebensmitteln zumindest gleichstellen würde, käme dem Unternehmer da sicher entgegen.
Von der BBC in einem Interview auf die Möglichkeit einer Besteuerung von echtem Fleisch angesprochen, versuchte Brown dennoch eher auf die allgemeinen, gesellschaftlichen Vorteile einer Steuer zur Beeinflussung des Verhaltens abzustellen. „Ich denke, diese ganze Idee einer Pigou-Steuer, bei der es darum geht, Dinge mit hohen negativen externen Effekten zu besteuern, ist interessant“, sagte er. „Ich habe mich immer darüber gewundert, dass wir Dinge besteuern, von denen wir mehr wollen, so wie Einkommen, und nicht solche Dinge, von denen wir weniger wollen.“ Aber auch ohne Fleischsteuer würden sich zunehmend selbst Nicht-Vegetarier oftmals für die pflanzliche Alternative entscheiden. Demnach griffen 93 % der Konsumenten von Beyond Meat gleichzeitig auch zu tierischem Eiweiß. Tatsächlich lag der Umsatz im vergangenen Geschäftsquartal bei rekordhohen 149,4 Mill. Dollar, ein Plus von fast 32 %. Die Prognose für das dritte Quartal blieb allerdings wegen der Unsicherheiten rund um die Corona-Pandemie hinter den Markterwartungen zurück. Anlegern schmeckte das nicht.