Der Fliesenkönig von Villareal
Der Fliesenkönig von Villareal
ths Madrid
Der Fußball macht eher unscheinbare Orte einem breiten, weltweiten Publikum bekannt, wie etwa Leverkusen, Mönchengladbach oder Hoffenheim aus der Bundesliga. In Spanien ist der Villareal Club de Fútbol seit zwei Jahrzehnten zu einem internationalen Haushaltsnamen im Sport geworden. Der Verein aus der gleichnamigen Kleinstadt mit 51.000 Einwohnern in der Region Valencia war in der Vergangenheit regelmäßig in europäischen Wettbewerben vertreten. Die Höhepunkte waren der Titel der Europa League 2021 sowie das zweimalige Erreichen des Halbfinales der Champions League 2006 und 2022. Daheim wurde man 2008 Vizemeister.
Vater des Erfolgs ist Fernando Roig, Hauptaktionär und Vorsitzender von Pamesa, dem führenden Fliesenhersteller Europas und Nummer Vier der Welt mit einem Umsatz von 1,5 Mrd. Euro. Roig kommt aus einer sportbegeisterten Unternehmerfamilie der Region. Sein Bruder Juan führt die größte spanische Supermarktkette Mercadona, an der Fernando selbst mit 9% der Anteile beteiligt ist. Beide waren früher auch beim großen FC Valencia tätig und Juan ist Besitzer des Erstligisten Valencia Basket.
Seit 1997 am Ruder
Fernando Roig übernahm 1997 den Villareal CF. Einer der ausschlaggebenden Gründe für den Einstieg war, dass er in dem Provinzklub relativ ungestört die Geschäfte führen konnte. „In Valencia gibt es immer viele Leute, die meinen mitreden zu müssen“, erzählte er im vergangenen Jahr dem Sportmagazin Relevo. Einen Fußballklub zu managen sei „genauso wie bei Mercadona oder Pamesa“. Allerdings mit einem Unterschied: „Man steigt nicht in den Fußball ein, um Geld zu verdienen, man muss verhindern, Geld zu verlieren“, lautet seine Maxime.
Die wahren Eigentümer von Villareal sind nach Meinung von Roig die Anhänger des „gelben U-Boots“, wie die Mannschaft aufgrund der Farbe der Trikots genannt wird. Er wolle der Gesellschaft etwas von seinem Erfolg zurückgeben. Mit dieser Philosophie ist Roig ein entschiedener Gegner der Superliga, die von den spanischen Konkurrenten Real Madrid und FC Barcelona angetrieben wird, und er verlangt von der UEFA eine Begrenzung der schier unendlichen finanziellen Möglichkeiten von Staatsfonds, die immer mehr Vereine aufkaufen.
Fokus auf den Nachwuchs
Aufgrund der beschränkten Mittel setzt Roig stark auf die Nachwuchsarbeit. Villareal hat als einziger Klub in Spanien die B-Mannschaft in der zweiten Liga etabliert, was hier anders als in Deutschland möglich ist. Für 50 Mill. Euro ließ Roig das schmucke Stadion mit dem Namen La Cerámica, angelegt an die mächtige lokale Fliesenindustrie, umbauen. Doch oft muss der Provinzklub im Sommer Spieler verkaufen, um die Verluste auszugleichen, vor allem wenn es einmal nicht mit der Teilnahme an europäischen Wettbewerben funktioniert hat. Nach der vergangenen Saison kamen durch Verkäufe, abzüglich der Zukäufe, 69 Mill. Euro in die klamme Kasse.
In dieser Saison muss sich das gelbe U-Boot auf den Klassenerhalt konzentrieren. Zuletzt gab es daher erstmals in Roigs Präsidentschaft Unmutsbekundungen im Stadion. Der Unternehmer hat dafür kein Verständnis. „Wenn die Leute ihre Einstellung nicht ändern und nicht zusammenhalten, dann überlege ich mir zu gehen.“