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Die Pläne des früheren Bitcoin-Barons Karpelès

Mark Karpelès will die erste Ratingagentur für Kryptowährungsplattformen gründen und dabei Lehren aus der Mt.-Gox-Pleite ziehen. Sie soll die Sicherheit bewerten und so Nutzern helfen.

Die Pläne des früheren Bitcoin-Barons Karpelès

Von Gesche Wüpper, Paris

Er wolle verhindern, dass anderen dasselbe Schicksal widerfahre wie ihm selbst, sagt er. Deshalb will der als „Bitcoin-Baron“ bekannt gewordene Softwareentwickler Mark Karpelès acht Jahre nach der spektakulären Pleite seines Unternehmens die weltweit erste Ratingagentur für Kryptowährungsplattformen lancieren. Sie werde in einigen Monaten an den Start gehen, um Marktakteuren zu helfen, ihre Sicherheit zu verbessern, kündigte er gegenüber der Wirtschaftszeitung „Les Echos“ an.

Die künftige Agentur, die aus steuerrechtlichen Gründen im amerikanischen Bundesstaat Delaware angesiedelt sein soll, soll Ungox heißen – eine Anspielung auf die frühere Bitcoin-Handelsplattform von Karpelès, Mt. Gox. Diese hatte der in Burgund aufgewachsene Franzose 2011 gekauft und sie in kurzer Zeit zum weltweit größten Bitcoin-Händler ausgebaut. 2014 dann stellte die in Tokio beheimatete Plattform plötzlich alle Transaktionen ein.

Strafe nach Manipulation

Karpelès hatte damals erklärt, Hacker hätten zwischen 2011 und 2014 insgesamt 850000 Bitcoins im Wert von 48 Mrd. Yen (381 Mill. Euro) gestohlen. Kurz darauf hatte der Informatiker jedoch 200000 Bitcoins wiedergefunden. Die japanische Justiz verhaftete Karpelès und schickte Mt. Gox in die Insolvenz. Der heute 36-Jährige war dann 2019 in Tokio wegen der Manipulation von Handelsdaten zu 30 Monaten Gefängnis verurteilt worden, da er 340 Mill. Yen Kundeneinlagen für persönliche Zwecke verwendet hatte. Er blieb jedoch auf freiem Fuß, da die Strafe auf vier Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurde. Das Gericht sprach Karpelès zudem vom Vorwurf der Veruntreuung frei.

Ähnlich wie Ex-Renault-Chef Carlos Ghosn hat der frühere Bitcoin-Händler nach seiner Verhaftung fast ein Jahr lang in Untersuchungshaft verbracht. Ein Alptraum, sagte er einmal über diese Zeit, während der er 35 Kilogramm an Gewicht verloren hat. Seit der Pleite von Mt. Gox hat Karpelès die Sicherheitslücken der früheren Kryptowährungsplattform genau untersucht. „Ich habe das erlebt, was die anderen Handelsplattformen heute noch erleben können“, meint er. „Ich habe enorm viele Informationen und Erkenntnisse gewonnen.“ Damit wolle er nun helfen, damit kein anderer Bitcoin-Nutzer mehr „gegoxt“ werde. Denn es gebe viele Dinge, die sich seit dem Mt.-Gox-Unglück nicht geändert hätten, so Karpelès.

In den vergangenen Monaten sind mehrere Handelsplattformen und Brückengesellschaften für Kryptowährungen Opfer von Hackerangriffen geworden. So wurden erst im März in den USA Token im Wert von 640 Mill. Dollar aus dem als Verbindungsblockchain zum Online-Game Axie Infinity gehörenden Ronin-Network herausgezogen. Mit seiner neuen Agentur will Karpelès die Qualität der Sicherheitsvorkehrungen der in der Kryptowährungsbranche tätigen Unternehmen untersuchen und seine Schlussfolgerungen Nutzern kostenlos zur Verfügung stellen.

Finanzieren will er das, indem er für Plattformen Sicherheits-Audits durchführt. Gleichzeitig will er ein Abosystem einführen, bei dem Nutzer je nach Vertrag Zugang zu bestimmten Sicherheitsexpertisen und speziellen Alarmmeldungen erhalten. Er wünsche sich, dass Ungox zu einer für die Branche unverzichtbaren Agentur für relevante Sicherheitsinformationen werde, sagt Karpelès. Er hat bereits vier Analysten eingestellt. Der frühere Bitcoin-Baron verspricht auch, die Mt.-Gox-Kunden am Erfolg der Agentur teilhaben zu lassen. Jeder soll einen Non-Fungible Token (NFT) erhalten, der ihm lebenslangen Zugang zu den wichtigsten Analysen von Ungox gewährt.

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