United Internet

Dommermuth macht keine halben Sachen

Wenn er es für richtig hält, schlägt der gelernte Kaufmann, dessen Vermögen zuletzt auf rund 4 Mrd. Euro geschätzt wurde, zu – und zwar durchaus auch dann, wenn der Kapitalmarkt anderer Meinung ist.

Dommermuth macht keine halben Sachen

Von Heidi Rohde, Frankfurt

Dass er keine halben Sachen macht, hat Ralph Dommermuth, der Gründer und CEO von United Internet, schon oft bewiesen. Wenn er es für richtig hält, schlägt der gelernte Kaufmann, dessen Vermögen zuletzt auf rund 4 Mrd. Euro geschätzt wurde, zu – und zwar durchaus auch dann, wenn der Kapitalmarkt anderer Meinung ist. Kurze Zeit nachdem der heute 57-Jährige an der Börse für einen seiner größten Coups, die geschickt strukturierte Übernahme des damaligen Wettbewerbers Drillisch, gefeiert wurde, schockierte der Vollblutunternehmer die Investoren mit der Botschaft, dass die Konzerntochter 1&1 Drillisch ins teure Netzbetreibergeschäft einsteigen werde. Und Dommermuth machte Nägel mit Köpfen: 2019 ersteigerte 1&1 Drillisch eine 5G-Lizenz, nun soll bald der Netzaufbau folgen.

Weil die Anleger von der visionären Idee noch immer wenig begeistert sind und Dommermuth bald verkünden muss, wie viel Geld der Netzausbau tatsächlich verschlingt, setzt der Konzernchef nun ein Signal des Vertrauens. Der Firmengründer, der bisher gut 42% der Aktien hält, will 600 Mill. Euro in sein Unternehmen investieren und dabei die Mehrheit übernehmen. Der als gewiefter Taktiker geltende Unternehmer würde damit zugleich jeglichen Zwergenaufstand unter Aktionären abwürgen.

Dommermuth, der als deutscher Internetpionier in der „Hall of Fame“ der Zeitschrift „Computerwoche“ sitzt, gründete 1988 gemeinsam mit einem Partner die 1&1 EDV Marketing GmbH und baute diese später zu einem Internet Service Provider um. Nach dem Börsengang im März 1998 startete der gebürtige Westerwälder einen Akquisitionsfeldzug, so dass die 1&1 Holding auf dem Höhepunkt des Dotcom-Booms im Jahr 2000 Beteiligungen an 17 Internetfirmen hielt. Da lag die Umbenennung in United Internet nahe. Als Firmenchef tritt Dommermuth häufig mit seidenweicher Stimme und knallharten Entscheidungen auf, eine Kombination, die sowohl Mitarbeiter als auch Geschäftspartner schon kalt erwischt hat.

Indes ist es dem machtbewussten Manager gelungen, sein Unternehmen nach dem Boom auch durch die Dotcom-Krise zu steuern und durch eine Reihe von Transaktionen zu einem heute 6,4 Mrd. Euro schweren MDax-Wert zu formen. Die Fantasie der Investoren hält er dabei stets am Kochen, nicht nur in der Telekommunikation. Das in der Ionos gebündelte Internetgeschäft mit Firmenkunden entwickelte er zum führenden Webhosting Unternehmen in Europa, mit Unterstützung des Finanzinvestors Warburg Pincus, der ein Drittel der Anteile an Ionos hält und nun den Exit sucht. Im Frühjahr, wie zu hören ist schon Ende März, wird Dommermuth wieder von sich reden machen, diesmal mit einem milliardenschweren IPO von Ionos.

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