Italien

Draghi besetzt Posten in Staats­unternehmen neu

Italiens Premierminister Mario Dra­ghi schlägt nun auch personalpolitisch Pflöcke ein. Bei der Besetzung zentraler Posten in Staatsunternehmen setzt er bewusst eigene Akzente. Mit dem bisherigen Vizepräsidenten der Europäischen Investitionsbank EIB,...

Draghi besetzt Posten in Staats­unternehmen neu

Von Gerhard Bläske, Mailand

Italiens Premierminister Mario Dra­ghi schlägt nun auch personalpolitisch Pflöcke ein. Bei der Besetzung zentraler Posten in Staatsunternehmen setzt er bewusst eigene Akzente. Mit dem bisherigen Vizepräsidenten der Europäischen Investitionsbank EIB, Dario Scannapieco (53), wird ein langjähriger Vertrauter neuer CEO bei der mehrheitlich staatlichen Förderbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP). Und bei der Staatseisenbahn Ferrovie dello Stato (FS) folgt Luigi Ferraris auf Gianfranco Battisti.

Der gebürtige Römer Scannapieco galt nach der Ernennung Draghis zum Regierungschef auch als Kandidat für den Posten des Wirtschaftsministeriums. Dass er sowohl über umfangreiche nationale als auch internationale Erfahrung verfügt, zeichnet ihn in den Augen Draghis sicher besonders aus. Es war Draghi, der den Ökonomen, der nach dem Wirtschaftsstudium an der römischen Luiss einen Master in Business Administration in Harvard machte und seine berufliche Karriere bei Telecom Italia begann, Ende der 1990er Jahre als Berater ins Finanzministerium holte. Dort war der heutige Premierminister seinerzeit Generaldirektor. Scannapieco be­schäftigte sich mit Privatisierungen. Auch als ihn der damalige Finanzminister Carlo Azeglio Ciampi 2002 zum Generaldirektor in seinem Haus machte, war das sein großes Thema.

Im August 2007 wurde Scannapieco Vizepräsident der EIB. Zweimal wurde er seitdem in dieser Funktion bestätigt. Außerdem ist er seit 2012 Chairman des Boards des European Investment Fund. In der EIB war er unter anderem für das große Investitionsprogramm verantwortlich, das als Juncker-Plan bekannt ist.

Bei der CDP folgt Scannapieco auf Fabrizio Palermo, der 2018 zum CEO der CDP berufen worden war. Unter seiner Ägide erwarb die Bank, die Beteiligungen an Eni, der Post und TIM hält, zahlreiche weitere Beteiligungen (Euronext, Zahlungsdienstleister Nexi, Baukonzern Webuild) und ist dabei, die Mehrheit am Autobahnbetreiber Autostrade per l’Italia sowie an der Netzgesellschaft Open Fiber zu übernehmen. Die Bank, die das Postsparvermögen der Italiener von 265 Mrd. Euro verwaltet, soll eine Schlüsselrolle bei der Verwendung der Mittel des europäischen Aufbauprogramms einnehmen und sich mit dem Super-Fonds Patrimonio Rilancio an Unternehmen beteiligen. Chairman der CDP bleibt Giovanni Gorno Tempini.

Eine wichtige Rolle bei den geplanten Investitionen spielt auch die FS, die 30 Mrd. Euro in den Ausbau des Eisenbahnnetzes investiert. Der neue Generaldirektor Ferraris, Jahrgang 1962, studierte Wirtschaft in Genua, war CFO von Enel Green Power und der Post sowie von 2017 bis 2020 CEO von Terna. Neue Präsidentin bei FS wird Nicoletta Giadrossi, Jahrgang 1966. Die in Triest geborene Managerin studierte Mathematik und Wirtschaft an der Yale University und erwarb einen MBA in Harvard. Sie lebt in Paris, startete dort ihre Karriere bei der Boston Consulting Group und arbeitete lange für General Electric, Dresser-Rand, Aker und Technip.