Jörg Oliveri del Castillo-Schulz

Ein Pfälzer hievt die Commerzbank ins Kryptoverwahrgeschäft

Jörg Oliveri del Castillo-Schulz ist bei der Commerzbank der Mann fürs Digitale, obwohl er nicht gerade dem Prototyp eines Techies entspricht. Doch genau das macht ihn zum perfekten Mann für diesen Job.

Ein Pfälzer hievt die Commerzbank ins Kryptoverwahrgeschäft

Ein Pfälzer hievt Commerzbank ins Kryptoverwahrgeschäft

Von Philipp Habdank und Anna Sleegers, Frankfurt

Der Name ist Programm. Jörg Oliveri del Castillo-Schulz ist so vielseitig wie sein klangvoller Name. Rein optisch entspricht der Chief Operating Officer nicht gerade dem Prototyp eines Techies, der bei Fintechs ein und aus geht. Ein Vollbart ist an dem sauber rasierten Commerzbanker ebenso wenig vorstellbar wie ein Hoodie.

Mit seiner ovalen Brille, dem Anzug und seiner ruhigen, unaufgeregten Art wirkt der 56-Jährige eher wie ein gemütlicher Onkel, der in seinem Leben viel gesehen und immer eine spannende Geschichte zu erzählen hat. Doch vom durch und durch bodenständigen Eindruck sollte man sich nicht täuschen lassen, treibt er doch die Digitalisierung der Commerzbank mit Hochdruck voran, wie nicht zuletzt die Kryptoverwahrlizenz zeigt, die sich die Bank kürzlich als erste Universalbank des Landes angelte.

Ansteckender Enthusiasmus

Wer sich mit dem früheren Unternehmensberater, der im Laufe seiner Karriere auch für die IKB und die Deutsche Bank tätig war, über Kryptowährungen unterhält, merkt schnell, dass in dem Pfälzer ein Feuer brennt, das anstecken kann: „Digitale Assets und deren Infrastruktur werden die Finanzbranche revolutionieren.“ Das trägt Oliveri del Castillo-Schulz so leidenschaftlich vor, dass man seine Worte eigentlich kaum noch in Zweifel ziehen kann.

Gegenentwurf zum Nerd

Völlig ab geht dem obersten IT-Chef der gelben Bank auch die introvertierte Verkopftheit, die man den Technik-Spezialisten gerne nachsagt. Oliveri del Castillo-Schulz stellt sich im Gespräch auf sein Gegenüber ein. Ohne den Technik-Laien erfreulicherweise mit dem branchenüblichen Kauderwelsch zu quälen, kann er seine ziemlich abstrakte Aufgabe anschaulich erklären. Eine Fähigkeit, für die auch die Erziehung seiner drei Kinder nicht abträglich gewesen sein dürfte.

Fast schon pädagogisch mutete auch der Ansatz an, mit dem er Anfang 2022 seinen Job bei der damals am Anfang der Restrukturierung stehenden Commerzbank antrat. "Stop starting, start finishing – das muss jetzt unser Credo sein", sagte er damals der Börsen-Zeitung.

Nüchternheit trifft Technikbegeisterung

Nachdem sich die Commerzbank bereits unter dem alten Vorstand in eine "agile Lieferorganisation" verwandelt hatte, war es ihm wichtig, Prioritäten zu setzen und zu verhindern, dass die Entwicklerteams aus purer Freude Projekte vorantreiben, die sich wirtschaftlich nicht lohnen. Jedes Projekt müsse regelmäßig auf Fortschritt und Marktaussichten überprüft werden: "Wenn sich abzeichnet, dass es nicht fliegt, stellen wir es lieber ein und setzen die Kreativität und das Können des Teams anderweitig ein", so der Manager mit großer Wertschätzung für seine Leute.

Der nüchterne Blick, gepaart mit der Technikbegeisterung und der vielen Pfälzern eigenen Jovialität machen den aus Kirchheimbolanden stammenden Oliveri del Castillo-Schulz zur Idealbesetzung für das, was er bei der Commerzbank seit fast zwei Jahren ist: der Mann fürs Digitale. Neben der digitalen Transformation der Bank verantwortet er nebenbei auch Operations und sitzt dem Verwaltungsrat des hauseigenen Inkubators Neosfer vor.

Europäische Karriere

Oliveri del Castillo-Schulz, der seinen klangvollen Namen seiner italienischen Ehefrau verdankt, ist überzeugter Europäer – beruflich wie privat. Das fing schon während des Studiums an, für das es ihn nach der Berufsakademie Mannheim nach Edinburgh zog, wo er seine Frau kennenlernte. Ausgestattet mit Masterabschluss und Doktorwürde ging es 1990 wieder zurück nach Deutschland, wo er zunächst bei IBM und später bei Roland Berger und der Deutschen Bank arbeitete. 2001 zog es ihn nach Paris zur Société Générale, später nach Wien zu Generali. 2006 kehrte er zurück zur Deutschen Bank, für die er erst in Mailand und dann in London arbeitete, bevor er 2014 in seine alte Heimat zurückkehrte.