Enttäuschung über Labriolas Strategieplan für TIM
Enttäuschung über Labriolas Strategieplan
bl Mailand
Die Marktreaktion auf die Vorstellung seines neuen Strategieplans für den Zeitraum 2024 bis 2026 bedeuten einen herben Rückschlag für Pietro Labriola (56), den CEO von Telecom Italia (TIM). Denn mit der in Europa einmaligen Abspaltung des Festnetzes, das an ein Konsortium unter Führung von KKR und Beteiligung des italienischen Staates verkauft werden soll, will der CEO einen Teil des Schuldenbergs von 25 Mrd. Euro abtreten und dadurch endlich Handlungsfreiheit gewinnen. "Free to run" nannte er deshalb den neuen Strategieplan.
Doch die Märkte reagierten enttäuscht. Vor allem die verbleibende Verschuldungsquote sowie fehlende Aussagen über die zu erwartenden Dividendenzahlungen ließen den Aktienkurs deutlich im zweistelligen Prozentbereich abstürzen. "Nicht alle verstehen unsere Strategie. Der Markt reagiert nicht angemessen, aber wir werden zeigen, dass wir das erreichen können, was wir uns vorgenommen haben", meinte Labriola, dessen Mandat bei der Hauptversammlung im April erneuert werden soll, dazu.
Labriola steht seit November 2021 an der Spitze des früheren Monopolisten TIM. Er hat den Negativtrend gestoppt, eine Trendwende eingeleitet und den Verlust 2023 gegenüber 2022 auf 1,44 Mrd. Euro halbiert. Und es ist Labriola, der mit der Abgabe der Festnetzsparte die nächste Stufe der Entwicklung zünden will. Er strebt an, den Pro-forma-Umsatz des Konzerns (ohne Festnetzsparte) von 14,4 Mrd. 2023 auf 15,7 Mrd. Euro 2026 zu steigern und den Bruttogewinn von 3,5 auf 4,4 Mrd. Euro anzuheben. Geplant ist nun, auch im Geschäft mit Privatkunden den Turnaround zu schaffen. Eine wichtige Rolle soll auch künftig die brasilianische Mobilfunktochter spielen. Sie ist schon bisher die Cashcow des Konzerns. Vor seiner Berufung an die TIM-Spitze leitete Labriola die Tochter in Südamerika.
Labriola hofft, die Abtrennung bis spätestens Juli abschließen zu können. Bis dahin muss er die Märkte überzeugen. Abzuwarten bleibt auch, ob Großaktionär Vivendi, der die Abtretung der Festnetzsparte ablehnt und mehr Geld dafür fordert, noch Mittel hat, die Pläne zu verhindern.