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Evotec-Chef Christian Wojczewski kommt nicht zur Ruhe

Eigentlich wollte Evotec-Chef Christian Wojczewski den Hamburger Wirkstoffentwickler unabhängig aus der Krise führen. Doch jetzt muss sich der promovierte Chemiker mit einer milliardenschweren Offerte des kalifornischen Biopharmazieunternehmens Halozyme befassen.

Evotec-Chef Christian Wojczewski kommt nicht zur Ruhe

Evotec-Chef Christian Wojczewski kommt nicht zur Ruhe

Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt

Eine Atempause gab es für Christian Wojczewski wohl nicht mehr, seit er im Juli den Posten als CEO von Evotec übernommen hat. Er löste den Interimschef Dr. Mario Polywka ab, der nach dem überraschenden Rücktritt des langjährigen CEO Werner Lanthaler wegen dubioser und viel zu spät gemeldeter Aktiendeals den Spitzenposten bei dem Hamburger Wirkstoffentwickler vorübergehend übernommen hatte. Gleich zu Beginn musste der neue CEO sich um die Folgen eines Hackerangriffs und um die aus dem Ruder laufenden Kosten kümmern.

Kaum hat Wojczewski begonnen, Evotec aus dieser Krise Schritt für Schritt herauszuführen, da steigt auch schon der Finanzinvestor Triton mit 9,9% ein, und es flattert kurz darauf ein milliardenschweres Übernahmeangebot des kalifornischen Biopharmaziekonzerns Halozyme herein. Das ist die Situation seit dem vergangenen Freitag, und seitdem hat Evotec dem Kapitalmarkt nur eine dürre Information gegeben: Man habe „ohne vorherige Kontaktaufnahme vom börsennotierten US-Biotechnologieunternehmen Halozyme“ eine „unverbindliche Interessenbekundung“ mit einem Angebotspreis von 11 Euro je Aktie erhalten. „Die Gesellschaft wird diese Interessenbekundung sorgfältig analysieren, über weitere Schritte entscheiden und den Kapitalmarkt entsprechend den rechtlichen Anforderungen weiter informieren.“

Schweigen in Hamburg

Seitdem schweigt Wojczewski, während Halozyme-CEO Helen Torley bereits bereitwillig Auskunft darüber gibt, wie sie die knapp 2 Mrd. Euro schwere Barofferte finanzieren will. „Wir sind zuversichtlich, dass wir diese Übernahme vollständig in bar finanzieren können“, sagte Torley in einem Interview.

Wojczewski hat an der Goethe-Universität in Frankfurt Chemie studiert und dort auch promoviert. Der 52 Jahre alte Manager gilt als erfahren in der Healthcare-Branche. Nach dem Studium startete er seine Karriere im Jahr 2000 bei McKinsey. Fünf Jahre später wechselte er zur Linde-Gruppe, wo er zunächst als Projektleiter und dann als Strategiechef für Healthcare arbeitete, bevor er von 2011 bis 2017 den gesamten Konzernbereich Healthcare leitete. Linde Healthcare entwickelte sich unter Wojczewskis Leitung zum globalen Anbieter für medizinische Gase sowie Dienstleistungen für Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen – mit Aktivitäten in mehr als 60 Ländern.

Im April 2017 wurde Wojczewski dann CEO des niederländischen Medizintechnik-Unternehmens Mediq, das er bis Anfang 2022 leitete und wo er den Turnaround schaffte, bevor er für zweieinhalb Jahre in die Selbständigkeit wechselte und dann den Spitzenposten bei Evotec antrat.

Offiziell hat sich Wojczewski noch nicht zu der Offerte aus San Diego geäußert. Inoffiziell lassen Konzernkreise aber durchblicken, dass der Vorstoß als „unfreundlich“ angesehen wird, weil es vorher keinen Versuch der Kontaktaufnahme gegeben habe. Es sei bisher die grundsätzliche Idee gewesen, unabhängig zu bleiben. Man habe nicht um dieses Übernahmeangebot gebeten. Dass es gekommen sei, beweise die Attraktivität des Evotec-Geschäftsmodells am Kapitalmarkt.

Anlässlich seiner Ernennung hatte Wojczewski gesagt: „Ich freue mich sehr, das Unternehmen in die nächste Phase seiner Entwicklung zu führen.“ Dass es sich dabei um eine milliardenschwere Übernahme durch ein US-Unternehmen handeln könnte, hat er sich wohl nicht träumen lassen.

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