Angeschlagener Immobilienkonzern

Ex-Manager von Evergrande in der Klemme

Beim krisengeschüttelten chinesischen Immobilienentwickler Evergrande wird es nicht nur für die Anleger immer ungemütlicher. Die Justiz geht jetzt verstärkt gegen frühere oder amtierende Manager vor.

Ex-Manager von Evergrande in der Klemme

Ex-Manager von Evergrande in der Klemme

nh Schanghai
Von Norbert Hellmann, Schanghai

Die seit drei Jahren praktisch nur mit negativen Schlagzeilen auffallende Evergrande Group hat in den vergangenen Tagen noch eine ordentliche Schippe draufgelegt. Auf den im Epizentrum der chinesischen Immobiliensektorkrise stehenden Bauträger kommen im Zuge gescheiterter Restrukturierungspläne und Umschuldungsverhandlungen nicht nur neue Gläubigerverfahren zu. Es häufen sich auch Untersuchungen, die zwielichtigen Finanzierungsmethoden des massiv überschuldeten Immobilienentwicklers nachgehen und hochrangige frühere Manager ins Gebet nehmen.

Nach Informationen des Wirtschaftsmagazins "Caixin" haben zwei entscheidende Figuren, die hinter Evergrandes halsbrecherischer verschuldungsfinanzierter Expansion stehen, die Justiz am Hals. Demnach wurde der im Juli 2022 abgesetzte frühere Chief Financial Officer der Evergrande Group, Pan Darong, kürzlich festgenommen. Ebenfalls in der Bredouille dürfte der gemeinsam mit Pan ausgeschiedene langjährige Chief Executive Officer Xia Haijun stecken. Von ihm ist nur bekannt, dass er Mobilitätsrestriktionen unterliegt, die in China vom Hausarrest bis zum Ausreiseverbot reichen können.

Enger Vertrauter des Evergrande-Gründers

Pan und Xia hatten im Sommer 2016 die entscheidenden operativen Führungsposten bei Evergrande übernommen und waren in den sechs Jahren danach für die finanziellen Geschicke des Konzerns verantwortlich. Insbesondere Xia, der bereits seit 2007 und damit noch vor dem Börsengang der Evergrande Group in führende Managementpositionen getreten war, galt stets als einer der engsten Vertrauten des Evergrande-Gründers und Chairman Hui Ka Yan, was sich auch in einer fürstlichen Entlohnung ausdrückte. Nach Berechnungen von "Bloomberg" dürfte Xia in seiner Zeit bei Evergrande mit Gehältern, Boni und der Ausübung von Aktienoptionen mindestens 460 Mill. Dollar verdient haben.

Die beiden Spitzenmanager waren Ende Juli 2022 zum damaligen Zeitpunkt überraschend zurückgetreten. Dies allerdings nicht im Zusammenhang mit Missmanagement im Kerngeschäft von Evergrande, sondern wegen Mitverantwortung für obskure Finanztransaktionen, die ein weiteres großes Loch in die Unternehmenskasse gerissen hatten. Dabei ging es um die Gewährung von Kreditgarantien und Bürgschaften seitens Evergrande zugunsten einer Reihe von Drittparteien, die ohne erkennbaren Zusammenhang zum operativen Geschäft standen. Als diese Adressen ihre Kredite nicht zurückzahlten, nahmen ihre Bankgläubiger den Bürgen Evergrande in Anspruch und bedienten sich aus deren Firmeneinlagenkonten. Wie immer bei Evergrande handelt es sich nicht um Kleckerbeträge, sondern um eine gewaltige Summe von 13,4 Mrd. Yuan (rund 1,7 Mrd. Euro).

Welle von Festnahmen

Ob das behördliche Vorgehen gegen Pan und Xia im Zusammenhang mit dieser Affäre oder anderen möglichen Vergehen steht, ist unklar. Es scheint andere Baustellen zu geben, aus denen Evergrande-Verantwortlichen ein Strick gedreht werden kann. Zuletzt stand eine Vermögensmanagementeinheit der Gruppe im Fokus, die bei Privaten eingesammelte Anlagegelder zur Finanzierung des Baugeschäfts mitverwendet haben soll. Auch hier kam es jüngst zu einer Reihe von Festnahmen, darunter zwei Generalmanager der Evergrande Wealth Management, Du Liang und Yao Bencai.

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