Benedetto Vigna

Ferrari setzt Chip-Experten ins Cockpit

Mit Benedetto Vigna (52) holt sich der Sportwagenbauer Ferrari zum 1. September einen branchenfremden Spitzenmanager des Halbleiterproduzenten STMicroelectronics ins Cockpit. John Elkann, Chairman und seit Dezember interimistischer CEO bei...

Ferrari setzt Chip-Experten ins Cockpit

bl

Mit Benedetto Vigna (52) holt sich der Sportwagenbauer Ferrari zum 1. September einen branchenfremden Spitzenmanager des Halbleiterproduzenten STMicroelectronics ins Cockpit. John Elkann, Chairman und seit Dezember interimistischer CEO bei Ferrari, begründete die Wahl des neuen CEO mit dessen „fundiertem Wissen im Bereich der Technologien, die einen Großteil des Wandels in unserer Branche vorantreiben. Seine bewährten Innovationsfähigkeiten, sein unternehmerischer Ansatz und seine Führungsqualitäten werden Ferrari weiter stärken“, glaubt Elkann.

Vigna, der aus der süditalienischen Provinz Potenza kommt, leitet bei STMicroelectronics, einem franko-italienischen Unternehmen mit Sitz in Genf, noch bis Ende August die Sparte mit Analog-Chips und Sensoren, die besonders auch in Autos zum Einsatz kommen.

Die Entscheidung kommt überraschend und zeigt, dass Ferrari die Herausforderungen des tiefen technologischen Wandels in der Branche annimmt. Elkann hatte sich viel Zeit gelassen: Nachdem der seit 2018 amtierende CEO Louis Camilleri seinen Posten nach einer schweren Coronavirus-Infektion im Dezember 2020 niedergelegt hatte, übernahm er die Aufgabe zusätzlich.

Der künftige Ferrari-CEO Vigna hat sein Physikstudium an der Universität Pisa 1993 mit Auszeichnung abgeschlossen und arbeitet seit 1995 für STMicroelectronics. Er hat selbst mehr als hundert Patente angemeldet – vor allem in den Bereichen der Konnektivität und der Imaging-Systeme. „Es ist eine außerordentliche Ehre, als CEO bei Ferrari einzusteigen, und ich tue dies gleichermaßen mit Begeisterung und Verantwortung. Begeisterung für die großen Chancen, die wir ergreifen können“, sagt er.

Der letzte unabhängige Autohersteller Italiens ist – gemessen am Börsenwert von 35 Mrd. Euro – das viertgrößte Unternehmen im Land. Nach leichten Bremsspuren 2020 lief es im ersten Quartal 2021 wie geschmiert. Das Problem ist eher, die Exklusivität der Marke zu erhalten.

Dass Ferrari in der Formel 1 seit Jahren hinterherfährt, könnte zum Problem werden. Und es fehlt ein Luxus-SUV, wie ihn Aston Martin oder die VW-Töchter Lamborghini und Porsche im Programm haben. Es gibt erste Hybridantriebe, aber einen vollelektrischen Ferrari hat Elkann, der mit der Familienholding Exor 22,9% des Kapitals und 32,7% der Stimmrechte kontrolliert, für dieses Jahrzehnt ausgeschlossen.

Branchenkenner behaupten, Ferrari sei viel weniger innovativ als früher. Vignas Ehrgeiz und Aufgabe dürfte darin bestehen, das schnell zu ändern. Als neuer CEO soll er die Führungsrolle des Herstellers „der schönsten und technologisch fortschrittlichsten Autos der Welt stärken“, heißt es in der Mitteilung. Vigna soll helfen, für Ferrari „neue Wege für die Anwendung der Technologien der neuesten Generation beschleunigt zu öffnen“, so Ferrari.