Fielmann befürchtet keine Einschränkungen für US-Geschäft
Fielmann befürchtet nach Trump-Sieg keine Nachteile für US-Geschäft
Von Carsten Steevens, Hamburg
ste Hamburg
Fünfmal ist Fielmann durch Zukäufe im Ausland gewachsen, seit der Optikerkonzern im Zuge der 2019 aufgelegten Konzernstrategie „Vision 2025“ seine Expansion über die deutschsprachigen Kernmärkte hinaus forciert hat. In M&A-Transaktionen wurden rund 700 Mill. Euro investiert, mehr als 400 Geschäftsstellen kamen hinzu. Der Auslandsanteil an den Konzernerlösen erhöhte sich von 21% auf 38%, Tendenz weiter steigend.
Die strategischen Vorgaben für das Unternehmen in den kommenden Jahren will Vorstandschef Marc Fielmann zwar erst 2025 enthüllen. Doch im Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten ließ er deutlich erkennen, dass der langjährige Marktführer in Deutschland großes Wachstumspotenzial vor allem im Ausland sieht - etwa in Osteuropa, Italien, Spanien und den USA.
Zweitgrößter Markt
Mit der zum 1. September 2023 vollzogenen Akquisition von SVS Vision sowie der Übernahme von Shopko Optical zum 1. Juli 2024 hat sich Fielmann im weltgrößten Augenoptikmarkt USA etabliert. Mit der auf Kundenzufriedenheit ausgelegten Firmenphilosophie, die sich auch auf die Vergütung des Führungspersonals auswirkt, sowie in Anbetracht einer geringen Marktkonsolidierung will der inzwischen weltweit drittgrößte Optikerkonzern aus Hamburg in seinem nunmehr zweitgrößten Einzelmarkt weiter expandieren – auch durch mögliche Zukäufe.
Ob die künftige Trump-Administration das Geschäft des deutschen SDax-Unternehmens in den USA einschränken könnte? Dafür sehe er „im Moment keinen Ansatzpunkt“, sagte Marc Fielmann wenige Stunden nach Bekanntwerden des Ausgangs der Präsidentschaftswahl und verwies auf die eigene Brillenfertigung in dem Land. Dass eine Ausweitung der Präsenz über den Mittleren Westen hinaus durch weitere Zukäufe blockiert werden könnte, erwartet der Konzernchef nicht: „Ich glaube nicht, dass die nationale Sicherheit jetzt auf Augenoptikfachgeschäfte ausgedehnt wird.“
US-Investoren im Blick
Der Optikerkonzern, der sein Wachstum aus eigener Kraft stemmt, im Zuge der US-Akquisitionen aber einen Brückenkredit aufgenommen hat, steht dort auch mit Investoren im Kontakt. Der US-Kapitalmarkt sei verglichen mit Europa wegen zumeist besserer Konditionen „hochinteressant“, erklärte Marc Fielmann, der zuletzt Anfang November mit Investoren in New York zusammentraf. Dabei ging es auch um die Profitabilität des Unternehmens, die aus Sicht von Marktteilnehmern im dritten Quartal enttäuschte.
„Die Börse glaubt, dass wir in den nächsten Tagen oder Wochen unsere Prognose noch absenken“, so der Konzernchef zum jüngsten Kursrutsch der Fielmann-Aktie. Man habe aber den Ausblick für 2024 bestätigt. Der Monat Oktober sei „klasse“ gelaufen. Er sei "super-optimistisch“, die Prognose nicht reduzieren zu müssen.
„Spannendes Korrektiv“
Der 35-Jährige, der im April 2018 erst als Co-Vorstandsvorsitzender an die Seite seines Anfang dieses Jahres verstorbenen Vaters Günther Fielmann rückte, um im Herbst 2019 allein das Ruder zu übernehmen, gab zu verstehen, dass die Tageskursentwicklung an der Börse für das Familienunternehmen nicht im Vordergrund stehe. „Wir denken langfristig." Die Börse sei „ein spannendes Korrektiv, ein guter Messgrad für unseren wirtschaftlichen Erfolg".
Fielmann erläuterte ferner Wachstumsambitionen in den Bereichen Hörakustik und Augenvorsorge sowie Fortschritte bei der Modernisierung der Unternehmenskultur. Mit Informationen gehe man inzwischen offen um, die Beschäftigten erführen nichts zuerst aus den Medien. Hierarchien im Unternehmen seien flacher als vor zehn Jahren, viel von der Entscheidungsfindung werde delegiert. „Wir sind von einem Konzept von Ansage und Kontrolle in Richtung Freiheit und Verantwortung gekommen.“
Mehr Abstand
Der Vorstandschef machte deutlich, dass er sich noch lange im Unternehmen sieht, aber persönlich auch mehr Abstand zum Geschäft erlaubt als sein Vater früher. „Wenn man über die dritte Generation nachdenkt, möchte ich gerne, dass das Unternehmen nicht auf Gedeih und Verderb von mir abhängt.“