Brasilianische Notenbank

Galípolo ist Lulas Wunschkandidat für Zentralbankspitze

Brasiliens Präsident preist seinen Favoriten für den Chefposten der Zentralbank als „Goldjungen“. Der Konflikt zwischen Regierung und Notenbank um den Leitzins könnte sich mit der neuen Personalie entspannen.

Galípolo ist Lulas Wunschkandidat für Zentralbankspitze

Galípolo ist Lulas Wunschkandidat für Zentralbankspitze

af Buenos Aires

Er hat sich beeilt mit dieser Personalie. Obwohl erst zum Jahresende der Stabwechsel in der Notenbank ansteht, hat Brasiliens Präsident Luis Ignácio Lula da Silva am Mittwoch bereits seinen Wunschkandidaten für den Chefsessel präsentiert. Gabriel Galípolo soll den Posten besetzen, vorausgesetzt, dass Brasiliens Senat diesem Vorschlag in den nächsten Wochen zustimmt. Der 42-Jährige, der seit Mai 2023 als Direktor für Geldpolitik in der Notenbank agiert, ist nicht nur der Favorit des linken Präsidenten Lula, der Galípolo als „Goldjungen“ pries, als „äußerst kompetent“, ausgestattet mit „unvergleichlicher Ehrlichkeit“.

Erfahrungen im Investmentbanking

In Galípolos CV stehen akademische Aktivitäten, Leitungsfunktionen in staatlichen Institutionen, aber auch in der Privatwirtschaft. Er war zwischen 2017 und 2021 CEO der Investmentbank Banco Fator. Er organisierte die Teil-Privatisierung der staatlichen Wasser- und Abwassergesellschaft von Rio de Janeiro, die vor vier Jahren 3,7 Mrd. Euro einbrachte. Galípolo gilt als enger Vertrauensmann von Finanzminister Fernando Hadad, der in den anderthalb Jahren der dritten Regierung Lula gegenüber der Wirtschaft und der Zentralbank oft wesentlich gemäßigter auftrat als sein Chef. Seit seinem Amtsantritt am Neujahrstag 2023 kritisierte Lula den Notenbankchef für dessen harte Zinspolitik. Roberto Campos Neto war von Lulas Vorgänger Jair Bolsonaro eingesetzt worden, der damals auch die formelle Unabhängigkeit der Zentralbank gesetzlich verankerte und die Amtszeiten des Direktoriums von jenen der politischen Führung entflocht. Lula war stets dagegen, denn er wollte – wie in seinen ersten zwei Amtszeiten zwischen 2003 und 2012 – die Notenbank beeinflussen. Zinssenkungen sollten die Konjunktur anfachen, aber der langjährige Banker Campos Neto war nicht zu Lulas Diensten.

Lula zeigt Einsicht

Nun erwarten Marktbeobachter, dass sich der Konflikt entspannen wird: erstens, weil Galípolo aus Lulas Umfeld kommt und eine staatsfreundlichere Grundeinstellung mitbringt als der orthodoxe Campos Neto. Zweitens, weil Lula zuletzt Anzeichen von Einsicht gezeigt hat. „Was nicht geht, geht eben nicht“, erklärte er im Mai, nachdem der Zentralbankrat den Leitzinssatz nicht wie gewünscht um 0,5% senken wollte, sondern nur um 0,25%. Zuletzt hat die Konjunktur aber deutlich angezogen, und die Inflation liegt am oberen Rand der Toleranzzone, sie werde am Ende des Jahres mehr als 4% betragen, erwarten die meisten Ökonomen in São Paulo. Noch vorige Woche war es Geldpolitik-Direktor Gabriel Galípolo, der den Märkten im Namen der Notenbank versicherte:  „Der Vorstand wird alles unternehmen, was notwendig ist“, um die Inflation auf Ziel zu bringen. Auch Zinserhöhungen lägen auf dem Tisch.

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