Vom Theologen und Pressesprecher zum Leiter der LBBW-Stiftung
Vom Theologen und Sparkassen-Sprecher zum Leiter der LBBW-Stiftung
fir Frankfurt
Stephan Schorns Einstieg bei der LBBW lässt sich als ausgesprochen anspruchsvoll beschreiben, hatte er doch übergangsweise zwei Dienstherren, zwei Jobs, zwei Büros – wenn auch im selben Gebäude. Für ein halbes Jahr lang, Mitte bis Ende 2023, übernahm er zusätzlich zu seiner Funktion als Pressesprecher des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg bei seinem neuen Arbeitgeber LBBW die Geschäftsführung der LBBW-Stiftung. Die feiert nächste Woche mit großem Aufschlag ihr 40-jähriges Bestehen.
Landesbanken-Chef Rainer Neske war Schorn nicht nur bekannt durch Gremienarbeit, denn der Verband hält 40,5% der LBBW. Die weiteren Eigentümer sind das Land Baden-Württemberg und die Stadt Stuttgart. Beide, Bank wie Verbandsträger, teilen sich auch gleich ein Gebäude direkt am Stuttgarter Hauptbahnhof, und so liefen sich Schorn und Neske in den vergangenen Jahren in den Fluren immer wieder über den Weg.
Gesellschaftliches Engagement
Anfang des Jahres wechselte der 54-Jährige schließlich komplett zu seinem neuen Arbeitgeber LBBW und ist seitdem nicht nur für die Stiftung und für die Kunstsammlung der Gruppe verantwortlich, sondern er leitet auch ein neu gegründetes Team, das fernab des Bankgeschäfts das gesellschaftliche Engagement des Konzerns fördert, bündelt und weiterentwickelt. Die Aufgabe, diese Einheiten in die Zukunft zu führen, reize ihn sehr, sagt der verheiratete Vater dreier Kinder im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Es ist keineswegs selbstverständlich, nach 16 Jahren als Sprecher beim Sparkassenverband nochmal etwas Neues tun zu können. Und dann auch noch im gleichen Haus.“ Sein Vorgänger als Stiftungsgeschäftsführer, Martin Kuon, ging im Juni nach mehr als drei Jahrzehnten in Rente.
Peter Schneider begleitet
Als Sprecher hat Schorn nahezu die gesamte Amtszeit von Verbandspräsident Peter Schneider begleitet, der von 2006 bis 2024 an der Spitze stand und sich im April in den Ruhestand verabschiedete. Bevor es Schorn im Mai 2008 zum Sparkassenverband nach Stuttgart verschlug, war er sechs Jahre lang Kommunikationschef der Landeshauptstadt von Baden-Württemberg und davor zwei Jahre des thüringischen Wissenschaftsministeriums. Dabei hatte der Diplom-Theologe, der in Würzburg 1996 seinen Abschluss machte, ursprünglich einen anderen Weg einschlagen wollen.
Ursprüngliches Berufsziel Journalist
Seine Studienwahl begründet der gebürtige Koblenzer Schorn zum einen mit dem persönlichen Interesse und zum anderen mit dem Berufsziel, Journalist werden zu wollen. „Weil dafür ein abgeschlossenes Studium nötig war, habe ich Theologie gewählt. Das hat mich interessiert, weil es ein sehr breit angelegtes Studium ist, das zum Beispiel auch Geschichte und Philosophie umfasst.“ Der Weg in den Kirchendienst sei für ihn jedoch nicht infrage gekommen. Er absolvierte ein Volontariat beim katholischen Medienhaus Michaelsbund in München und arbeitete zwei Jahre lang bei Antenne Bayern.
Neue Aufgaben in der Landesbank
Nun ist es seine Aufgabe und die des insgesamt zwölfköpfigen Teams, den Dienst an der Gesellschaft ebenso zu unterstützen wie Kunstbeflissenheit. Jeder Mitarbeiter des LBBW-Konzerns kann einen Tag im Jahr für sogenanntes Corporate Volunteering, betriebliche Freiwilligenprogramme, nutzen. Schorn und sein Team arbeiten nach eigenem Bekunden mit einem Pool an Organisationen und Vereinen zusammen und stehen Mitarbeitern mit Rat und Tat zur Stelle, um passende Tätigkeiten auszumachen.
Bedürftigen helfen
In diesem Jahr haben sich ihm zufolge mehr als 700 Kolleginnen und Kollegen engagiert und mit rund 3.500 Stunden eingebracht. „Hoch im Kurs stehen alle Aktivitäten, bei denen im direkten Kontakt Bedürftigen geholfen wird.“ Etwa in Tafeln. „Jede und jeder weiß, das ist ein Angebot, das vielen Menschen in schwierigen Zeiten sehr hilft.“
Wenn sich womöglich auch nicht alle der rund 10.000 Beschäftigten des Konzerns in Projekten engagierten, so sei die Bereitschaft generell groß, sagt Schorn. Die Zahl der Teilnehmer nehme zu. Ein Engpass sei aktuell auf der Angebotsseite auszumachen. „Wir sind auf der Suche nach weiteren Projekten, in denen sich Beschäftigte sinnvoll betätigen können. Wir müssen mit Angeboten nachlegen.“
Kunst on tour
Ein weiteres Projekt, das in den nächsten Jahren angegangen werde, heißt „LBBW-Sammlung on tour“. Hierbei handele es sich um eine Wanderausstellung, in der Highlights aus der Kunstsammlung an den Standorten der LBBW präsentiert würden, kündigt Schorn an. „Wir haben auch viele kunstinteressierte Kundinnen und Kunden, und es wäre schön, mit der Sammlung deutschlandweit in Erscheinung zu treten.“
Kooperation im Sparkassensektor
Eine andere Idee, die er vorantreiben möchte, ist die Kooperation von großen Banken, wenn es um ehrenamtliches Engagement geht. „Es ergibt Sinn, dass sich hier gerade die Landesbanken, aber auch die anderen öffentlichen Banken, vernetzen. Das wollen wir gemeinsam mit dem Bundesverband Öffentlicher Banken auf den Weg bringen.“ Zudem ist Schorn der enge Austausch mit den Sparkassen wichtig. Bei der LBBW-Stiftung gibt es ihm zufolge bereits mehrere Projekte, die gemeinsam mit Sparkassen-Stiftungen umgesetzt worden sind.
Auch wünscht er sich, die Vernetzung innerhalb der LBBW-Gruppe zu forcieren. So wäre denkbar, Projekte, welche die LBBW-Stiftung unterstützt, nicht nur finanziell zu fördern, sondern auch personell, indem sich Mitarbeiter via Corporate Volunteering einbringen.
Feier zum 40-jährigen Bestehen
Die LBBW-Stiftung feiert am 17. September ihr 40-jähriges Bestehen mit mehr als 300 Gästen, wie es seitens des Veranstalters heißt. Der seit Mai amtierende baden-württembergische Sparkassenpräsident Matthias Neth und zahlreiche Sparkassen-Vorstände haben ihr Kommen angekündigt, ebenso Vertreter der Politik wie Wissenschaftsministerin Petra Olschowski. Fernseharzt Eckart von Hirschhausen tritt als Moderator in Erscheinung.