Nachhaltigkeit in Person:Matthias Hennig-Frieten, Raisin

„Grüne Einlagen haben langfristig enormes Potenzial“

ESG-Manager Matthias Hennig-Frieten von Raisin treibt nachhaltige Sparprodukte voran und fordert Transparenz und Standards im Finanzmarkt.

„Grüne Einlagen haben langfristig enormes Potenzial“

„Grüne Einlagen haben langfristig enormes Potenzial“

wbr Frankfurt

Der Marktanteil ist winzig, doch Matthias Hennig-Frieten setzt sich unermüdlich für nachhaltige Sparprodukte ein. „Wichtig ist es, das Produkt aus der Nische rauszuholen“, betont er. In seiner Rolle als Head of Sustainability & ESG beim Fintech Raisin arbeitet er daran, Investoren grüne Einlagen anzubieten.

Doch der Weg zu Wachstum mit nachhaltigen Sparformen ist für Raisin, die die Plattform Weltsparen betreibt, mit Herausforderungen gespickt. Eine zentrale Problematik sieht Hennig-Frieten in der fehlenden Transparenz und Regulierung. „Es gibt kein europaweites Label für grüne oder nachhaltige Sparprodukte, keine Regulierung, auf die man sich direkt beziehen kann.“ Das erschwere es Anlegern, zwischen wirklich nachhaltigen Produkten und jenen, die nur den Anschein erwecken, zu unterscheiden.

Risiko von unbewusstem Greenwashing

Seine Strategie setzt auf klare Offenlegungspflichten für Banken, deren Angebote Raisin vermittelt. „Unser Rahmenwerk basiert darauf, dass wir die Banken auffordern, Informationen, die wir als absolut notwendig empfinden, offenzulegen und für den Kunden verständlich zu machen. Ich denke, dass wir als Plattform dazu beitragen können. Das würde das Risiko von unbewusstem oder ungewolltem Greenwashing minimieren.“

„Die meisten Leute, die nachhaltig investieren, denken an Fonds, weil das Thema bei Sparprodukten keine Rolle spielt.“ Dabei sieht Hennig-Frieten gerade in diesem Bereich ein enormes Potenzial. „Grüne Einlagen haben langfristig enormes Potenzial – wir reden bei europäischen Haushalten über zehn Billionen an Sparanlagen, die im Moment noch nicht gezielt angesprochen werden für die Transformation in nachhaltige, saubere Technologien.“

Green Bonds als Vorbild

Ein Blick auf den Markt für grüne Anleihen zeige ihm, dass nachhaltige Sparprodukte durchaus erfolgreich sein können. „Green Bonds sind seit fast zehn Jahren gut etabliert und haben einen enormen Erfolg.“ Eine vergleichbare Entwicklung könnte es auch bei nachhaltigen Spareinlagen geben.“ Hennig-Frieten bringt viel Erfahrung in den Bereichen Banking, Fintech, Kreditrisikoanalyse und ESG mit. Seine Karriere begann bei der KfW, wo er von 2015 bis 2019 verschiedene Positionen im Risikomanagement und der Digitalisierung des Kreditrisikos innehatte. Seit 2019 ist er bei Raisin tätig, zunächst als Bank Analyst, dann als Head of Bank Analytics, bevor er seine aktuelle Position übernahm.

Hennig-Frieten studierte Wirtschaft in München und arbeitete in der Zeit bei der BayernLB und der KPMG mit Schwerpunkt auf Compliance und Risikoprozessen. Mit seinem Engagement will er dazu beitragen, dass nachhaltige Sparprodukte zugänglicher werden. "Es geht darum, Standards zu etablieren, damit sich Anleger bewusst für nachhaltige Produkte entscheiden können.“

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