Hartnäckige Belegschaftsvertreterin
ste – „Uns ist in schwierigen Zeiten ein richtig solider Abschluss geglückt.“ Daniela Cavallo als Vorsitzende des Gesamt- und Konzernbetriebsrats von Volkswagen sowie die IG Metall zeigten sich vor dem Hintergrund des starken Preisauftriebs in den vergangenen Monaten mit dem neuen Haustarifvertrag, der für die rund 125 000 Beschäftigten an den sechs westdeutschen Standorten des Wolfsburger Autobauers unter anderem eine Entgelterhöhung um 8,5 % in zwei Schritten sowie einen Inflationsausgleich von 3 000 Euro bei einer Laufzeit von 24 Monaten vorsieht, zufrieden.
Zwar waren drei Verhandlungsrunden und am Ende ein zwölfstündiger Sitzungsmarathon erforderlich. Zwischenzeitlich wurde der Ton auch rauer, weil die Arbeitgeberseite „nichts Diskutables“ auf den Tisch legte, wie die aus einer italienischen Familie stammende Betriebsratschefin fand. Doch bis zum Ende der Friedenspflicht am 30. November musste schließlich gar nicht verhandelt werden. Der in der vorigen Woche erzielte Pilotabschluss für die Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg bot den Tarifparteien wohl eine ganz brauchbare Vorlage. Und auch die Aussicht auf politische Entlastungsmaßnahmen wie die Strom- und Gaspreisbremse dürfte den Gesprächen ebenso wie die angekündigte Belegschaftsprämie von 2 000 Euro im Zusammenhang mit dem Porsche-Börsengang größere Schärfen genommen haben.Wie hartnäckig sie als oberste Arbeitnehmervertreterin bei Volkswagen sein kann, musste die seit dem Frühjahr vergangenen Jahres amtierende Betriebsratsvorsitzende in den Tarifverhandlungen offensichtlich nicht demonstrieren. Die Entschlossenheit Cavallos bei der Durchsetzung von Belegschaftsinteressen bekam vor Jahresfrist vielmehr der Ende August abgetretene Konzernchef Herbert Diess in einem öffentlich ausgetragenen Streit zu spüren, nachdem dieser die Zukunft von mehr als 30 000 Arbeitsplätzen in Wolfsburg in Frage gestellt hatte.
Über seine Nachfolgerin sagte der als Personalvorstand zur VW-Nutzfahrzeugholding Traton gewechselte Bernd Osterloh, Cavallo sei „führungsstark, empathisch und so strategisch denkend, dass sich viele noch wundern werden“. Die 47 Jahre alte Kauffrau für Bürokommunikation und Betriebswirtin, die 2002 Mitglied im Betriebsrat wurde, pflegt gleichwohl einen anderen Stil als ihr 16 Jahre lang amtierender Vorgänger: weniger polternd und provozierend, eher ruhig und sachlich. Bei den Betriebsratswahlen im März wurde Cavallo mit 85,5 % der von ihr angeführten IG-Metall-Liste im Amt bestätigt. Wie Osterloh gehört sie dem Aufsichtsrat und dem Aufsichtsratspräsidium, dem innersten Zirkel des VW-Kontrollgremiums, an.
(Börsen-Zeitung, )