Melvin Capital

Hedgefonds-Gründer Plotkin unter Druck

Die US-Börsenaufsicht SEC prüft derzeit, ob Melvin Capital Investoren irregeführt hat. Gründer Gabriel Plotkin hatte nach heftigen Verlusten im Mai die Abwicklung des Hedgefonds angekündigt.

Hedgefonds-Gründer Plotkin unter Druck

Von Alex Wehnert, Frankfurt

Gabriel Plotkin, Gründer des Hedgefonds Melvin Capital Management, muss sich mit wütenden Investoren auseinandersetzen – und nun auch noch mit einer Untersuchung durch die SEC. Die US-Börsenaufsicht prüft laut Insidern derzeit, ob Melvin Capital Investoren in die Irre geführt hat. Der Hedgefonds war während der Rally sogenannter „Meme Stocks“ Anfang 2021 gewaltig unter Druck geraten und erlitt im Bärenmarkt des laufenden Jahres mit Wetten auf Growth-Aktien weitere herbe Verluste – im Mai kündigte Melvin Capital dann an, ihre Fonds auflösen und die enthaltenen Mittel an die Investoren zurückführen zu wollen.

Die SEC will nun offenbar ermitteln, ob Plotkin und andere hochrangige Manager ihre Anleger ausreichend über die Risiken ihrer Investmentstrategien aufgeklärt haben. Besonders im Fokus steht die Kommunikation zu den Zeitpunkten, als Melvin Capital nach der „Meme Stock“-Rally neue Mittel einsammelte. Der Hedgefonds hatte durch großvolumige Leerverkäufe allein im Januar des vergangenen Jahres 6,8 Mrd. Dollar und damit mehr als die Hälfe des verwalteten Vermögens verloren, nachdem sich Privatanleger und andere Investoren in Internetforen zu Wertpapierkäufen verabredet hatten. Titel mit hohem Short Interest wie die Aktien des Kinobetreibers AMC oder des Videospielhändlers Gamestop verzeichneten damals explosive Kursgewinne.

Melvin Capital nahm in der Folge 2,75 Mrd. Dollar von den Finanzdienstleistern Citadel und Point 72 Asset Management auf und sicherte diesen im Gegenzug Erlösanteile zu. Nachdem sich die Rally der „Meme Stocks“ beruhigte, sammelte der Hedgefonds auch neue Mittel von anderen Investoren ein. Damals, so berichten es Anleger, verkündeten Plotkin und weitere Führungskräfte in Online-Meetings, ihr Risikomanagement insbesondere in Bezug auf Leerverkäufe gestärkt zu haben.

Doch nachdem sich die Verluste auch im laufenden Jahr weiter auftürmten, kündigte Plotkin im April zunächst eine Restrukturierung an, in deren Zuge er die High Watermark seines Hedgefonds abschaffen wollte. Dieses Prinzip stellt sicher, dass Anleger keine erfolgsabhängigen Gebühren für eine schlechte Performance zahlen müssen. Infolge nachdrücklicher Proteste ruderte der Hedgefonds-Gründer zurück – und entschloss sich letztlich zur Abwicklung seines Vehikels. Für weitere Empörung sorgte dabei, dass Melvin Capital nach der Ankündigung noch zwei Wochen lang Managementgebühren erhob.

Die öffentliche Kritik setzte Plotkin laut Insidern stark zu. „Ich sehe nun ein, dass ich vom Management fremden Kapitals Abstand nehmen sollte“, teilte der Hedgefondsgründer mit. Zuvor galt Plotkin lange als Star der Szene. Zu Ruhm gelangte er als Trader beim vom heutigen Point-72-Chef Steven A. Cohen gegründeten Hedgefonds SAC Capital, der sich 2013 des Insiderhandels schuldig bekannte. Im Jahr 2014 startete Plotkin dann Melvin Capital: Mit seinem eigenen Vehikel erzielte er nach Gebühren annualisierte Renditen von 30% – bis der für ihn verhängnisvolle Januar 2021 anbrach.

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