Als Weißer Ritter gescheitert

Hedgefondsmanager Weinstein beißt bei Kleinanlegern auf Granit

Boaz Weinstein tritt als Weißer Ritter auf. Doch britische Anleger lehnen die "Hilfe" des New Yorker Hedgefondsmanagers ab.

Hedgefondsmanager Weinstein beißt bei Kleinanlegern auf Granit

Boaz Weinstein versprüht
als Weißer Ritter wenig Glanz

Von Andreas Hippin, London

Der New Yorker Hedgefondsmanager Boaz Weinstein (52) ist mit seiner Kampagne gegen britische Investment Trusts krachend gescheitert. „Wir sind der Weiße Ritter“, hatte Weinstein anfangs behauptet. „Wir sind nicht der Amerikaner, der Assets in die Vereinigten Staaten trägt. Wir kommen, um britischen Kleinanlegern zu helfen.“

Doch die Anteilseigner der von Baillie Gifford, Janus Henderson, Manulife und Herald Investment Management gemanagten Anlagevehikel wollten sich von Saba Capital, dem Hedgefonds des ehemaligen Deutschbankers, partout nicht helfen lassen. Auch Weinsteins Kampagne gegen Investment Trusts von Blackrock in den USA fand wenig Anklang bei den Aktionären.

„London Whale“ beschert Gewinne

Bekannt wurde Weinstein als Profiteur der Fehlspekulationen des „London Whale“. Hinter dem Spitznamen steckt Bruno Iksil, ein ehemaliger Händler von J.P. Morgan Chase, der dem Institut 2012 Verluste um die 6 Mrd. Dollar beschert haben soll.

Saba Capital hatte Gegenpositionen aufgebaut, ohne zu wissen, dass auf der anderen Seite die US-Großbank stand. Angeblich belief sich der Gewinn daraus auf rund 300 Mill. Dollar.

Großvater überlebte Warschauer Ghetto

Weinstein hatte den Hedgefonds erst drei Jahre zuvor an den Start gebracht. Saba ist das hebräische Wort für einen weisen Großvater. Der leidenschaftliche Pokerspieler wuchs in einer jüdischen Familie auf der Upper West Side in Manhattan auf. Sein Großvater überlebte das Warschauer Ghetto.

Sein Vater war als Autoversicherungsmakler tätig, seine Mutter als Übersetzerin. Er besuchte die renommierte Stuyvesant High School, zu deren Alumni vier Nobelpreisträger gehören. An der University of Michigan Ann Arbour studierte er Philosophie.

Faible für Blackjack

Die Wall Street befand sich damals im Aufwind. Wie „Institutional Investor“ berichtete, verbrachte Weinstein manchen Sommer bei Goldman Sachs, wo seine ältere Schwester Ilana arbeitete. Zudem entwickelte er ein Faible für Blackjack. Das Casino Bellagio in Las Vegas erteilte ihm angeblich Hausverbot, weil es ihn als Kartenzähler betrachtete.

Nach seinem Universitätsabschluss fing Weinstein bei Merrill Lynch an. Zwei Jahre später wechselte er zu Donaldson, Lufkin & Jenrette. Weinstein interessierte sich früh für Credit Default Swaps (CDS). 1998 ging er zur Deutschen Bank. Zur Jahrtausendwende wurde er im Alter von 27 Jahren der jüngste Managing Director des Instituts.

Selbstständigkeit nach der Finanzkrise

Die Möglichkeit, sich mit Saba selbständig zu machen, hatte er sich bereits Jahre zuvor ausbedungen. Neben Relative-Value-Strategien für den Kreditmarkt und anderen Ideen gehören Attacken auf geschlossene Fonds zum Kernprogramm des Hedgefonds.

In Deutschland sind Investment Trusts nahezu unbekannt. Es handelt sich dabei um geschlossene Fonds, die an der Börse gehandelt werden. In Großbritannien gibt es fast 300 davon.

Abschläge rufen Aktivisten auf den Plan

Bei vielen dieser Anlagevehikel liegt der Kurs deutlich unter dem Nettoinventarwert der Assets, die in ihnen gebündelt sind. Solche Abschläge wecken Übernahmeinteresse und rufen Aktivisten wie Saba auf den Plan.

Weinsteins Kampagne gegen Blackrock endete mit einer Einigung. Er wurde aus den geschlossenen Fonds zu einem Preis nahe dem Nettoinventarwert herausgekauft. Gut möglich, dass er in Großbritannien ein ähnliches Ende anstrebt. Den Glanz eines Weißen Ritters versprüht er damit allerdings nicht mehr.

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