Angela Titzrath führt Hafenkonzern

HHLA setzt in unruhigem Fahrwasser auf Kontinuität

Ein mittelfristiges Gewinnziel, das verschoben werden muss, und ein umstrittener neuer Gesellschafter in spe: Der von Angela Titzrath geführte Hamburger Hafenkonzern HHLA befindet sich in einer turbulenten Phase.

HHLA setzt in unruhigem Fahrwasser auf Kontinuität

HHLA setzt in unruhigem Fahrwasser auf Kontinuität

Von Carsten Steevens, Hamburg

Vor dem geplanten Einstieg des weltgrößten Reedereikonzerns MSC bei der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) kann die Vorstandsvorsitzende des Containerterminalbetreibers und Bahntransportunternehmens wieder schwarze Zahlen vorweisen. Musste Angela Titzrath nach dem ersten Quartal mit Verweis auf Konjunkturschwäche und gestörte Lieferketten über einen Verlust von 1,1 Mill. Euro berichten, steht nach dem ersten Halbjahr ein höherer Nachsteuergewinn als vor Jahresfrist von 13,2 (i.V. 8,2) Mill. Euro zu Buche. Das operative Ergebnis (Ebit) des börsennotierten Teilkonzerns Hafenlogistik, im ersten Quartal um fast 26% geschrumpft, legte im zweiten Quartal um 72% auf 38 Mill. Euro zu.

Sonderfaktoren heben Ergebnis

Allerdings basiert der Ergebnisaufschwung auf Sonderfaktoren wie dem seit Ende 2023 andauernden militärischen Konflikt im Roten Meer und damit einhergehenden Routenänderungen und Fahrplanabweichungen von Linienreedereien. So verweist Titzrath in dem am Mittwoch veröffentlichten Zwischenbericht der HHLA zum 30. Juni neben einem Anstieg des Containerumschlags im ersten Halbjahr um 2,2% auch darauf, dass Umsatz und Ergebnis im Segment Container durch temporär längere Verweilzeiten von Stahlboxen an den HHLA-Terminals positiv beeinflusst worden seien und zumindest die Erlöse auch im Intermodal-Segment bei einer um 1,8% gestiegenen Containertransportmenge zugelegt hätten.

Die schnelle Rückkehr in die Gewinnzone täuscht nicht über die schwierige Lage für den von Marktanteilsverlusten betroffenen größten deutschen Seehafen und für die HHLA hinweg. Der Hafenkonzern will Modernisierung und Effizienzsteigerung an drei Hamburger Containerterminals vorantreiben. Zudem soll mit Terminals an weiteren Standorten in Europa und neben anderen Gesellschaften wie dem im April mehrheitlich übernommenen österreichischen Intermodalanbieter Roland Spedition vor allem mit der Bahntochter Metrans das europäisches Logistiknetzwerk ausgebaut werden.

Mittelfristziel verschoben

Dass Vorstandschefin Titzrath nun mit Verweis auf Wirtschaftsflaute, aktuelle Krisen und Marktveränderungen das Ende 2021 ausgebene Ziel, 2025 ein Ebit von 400 Mill. Euro zu erreichen, um mindestens zwei Jahre („nicht vor dem Geschäftsjahr 2027“) verschieben muss, verdeutlicht die Malaise der HHLA einmal mehr. Für mehr Stabilität beim Ladungsaufkommen und bei erforderlichen Investitionen soll der Einstieg des in Genf ansässigen Reedereikonzerns MSC als Minderheitsgesellschafter mit einem Anteil von 49,9% sorgen, den der rot-grüne Senat der künftig noch mit 50,1% beteiligten Stadt Hamburg vor Jahresfrist einfädelte.

Ihre Aufgaben sieht Titzrath, die Anfang 2017 als erste Frau in der inzwischen fast 140-jährigen Unternehmensgeschichte an die HHLA-Spitze rückte, mit den sich anbahnenden Veränderungen im Gesellschafterkreis nicht als abgeschlossen an. Anfang 2024 – zu diesem Zeitpunkt hatten Vorstand und Aufsichtsrat die Annahme des MSC-Übernahmeangebots bereits befürwortet – wurde der Ende September auslaufende Vertrag der 58 Jahren alten ehemaligen Daimler-Managerin und Post-Personalchefin durch den vom ehemaligen Bahn-Chef Rüdiger Grube geführten HHLA-Aufsichtsrat um fünf Jahre verlängert.

Abstimmung über MSC-Einstieg

Titzrath, die seit Herbst 2022 auch Präsidentin des Zentralverbands der deutschen Seehafenbetriebe ist, muss aber wegen Widerstands der Opposition gegen den umstrittenen Deal in der Hamburger Bürgerschaft noch mindestens bis zur nächsten Parlamentssitzung am 4. September auf grünes Licht für den MSC-Einstieg warten. Zuletzt äußerte sich Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) der Nachrichtenagentur dpa gegenüber verärgert über „wenig substanzielle Bedenken".

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