In Rekordzeit ist der Uniper-Vorstand neu aufgestellt
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Die Erleichterung, die in der Mitteilung von Uniper zur Komplettierung des Vorstands zum Ausdruck kommt, ist beinahe mit Händen greifbar: „Wir haben innerhalb von zehn Wochen ein schlagkräftiges Vorstandsteam gewonnen. Darüber sind wir sehr froh und auch stolz.“ Mit diesen Worten wird Aufsichtsratschef Tom Blades zitiert, der erst kurz vor Weihnachten den Vorsitz des Kontrollgremiums bei dem verstaatlichten Energieversorger übernommen hatte. Keine drei Wochen später war klar, dass sich der einstige Bilfinger-Chef nicht nur nach einer neuen Finanzchefin, sondern nach einem komplett neuen Vorstandsteam umschauen muss – und zwar schnell.
Nach der Bestellung von Jutta Dönges (CFO) und Holger Kreetz (COO) war zuletzt noch der Posten des Chief Commercial Officer, des Handelschefs, vakant. Die Lücke wird Carsten Poppinga füllen, der seinen Dienst allerdings erst im Oktober antreten wird. Sein Vorgänger im Amt, Niek den Hollander, dessen Vertrag Ende Mai planmäßig ausläuft, hat sich bereiterklärt, zumindest bis Ende Juli an Bord zu bleiben.
Den Hollander, der erst im Juni 2020 zu Uniper gewechselt war, hatte sich bislang nicht zu seinen Plänen geäußert. Angesichts der Vertragslaufzeit war allerdings klar, dass er das Unternehmen verlässt. Während Blades davon spricht, dass den Hollander entschieden habe, „sich neuen Herausforderungen zu stellen“, lässt die Aussage des CCO, er gehe „in gutem Einvernehmen mit Uniper“, Raum für Spekulationen. Gleichwohl versäumt Blades nicht, dem Manager für die „großartige Geste“ der zweimonatigen Vertragsverlängerung zu danken und seine Verdienste bei der Ersatzbeschaffung von Gas im vorigen Sommer herauszustellen.
Der neue Chef der Handelssparte kommt von der norwegischen Statkraft, für die er als Senior Vice President Trading & Organisation aus Düsseldorf heraus den europäischen und US-amerikanischen Energiehandel leitet. Zuvor hatte der Mathematiker als Managing Director Handelserfahrung bei der österreichischen OMV Trading gesammelt. Uniper komme eine signifikante Rolle bei der Transformation im Energiemarkt zu. „Nun wird es darum gehen, das Handelsgeschäft weiter zu diversifizieren und die Energiewende voranzutreiben“, umreißt der designierte CCO sein Aufgabenfeld.
Neuer CEO startet im Juli
Wenngleich der neue Handelsvorstand erst im Oktober zu Uniper stößt, gibt es an anderer Stelle endlich Klarheit. Michael Lewis, der von Eon zu Uniper wechselt, um dort den Vorstandsvorsitz zu übernehmen, fängt zum 1. Juli in Düsseldorf an. Über die Nachfolge an der Uniper-Spitze hatte das Unternehmen schon Anfang März berichtet, offen war allerdings der Eintrittstermin, da Eon zunächst einen neuen CEO für das britische Geschäft finden musste. Bis dahin übernehmen Dönges und Kreetz die CEO-Aufgaben.
Die schnelle Neuaufstellung des Vorstands sei ein gutes Zeichen für die Belegschaft. „Durch die schnelle Klärung der Personalien können wir den Fokus wieder ausschließlich auf die zentralen Projekte und die Zukunft unseres Unternehmens richten“, sagte Harald Seegatz, der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats.
Nicht minder euphorisch fasst Blades zusammen: „Gemeinsam mit der Bundesrepublik Deutschland als unserem mit Abstand größten Anteilseigner stellen Vorstand und Aufsichtsrat schon jetzt sicher, dass Uniper seine systemkritische Rolle in Deutschland und anderen Ländern auf verantwortungsvolle und überzeugende Weise erfüllt.“