Intesa-Sanpaolo-CEO setzt auf Digitalisierung
Carlo Messina
Intesa-Sanpaolo-CEO Messina ist ein Mann der leisen Töne
Der CEO der Intesa Sanpaolo führt Italiens größte Bank geräuschlos und erfolgreich
Von Gerhard Bläske, Mailand
Carlo Messina dürfte an diesem Freitag auch für das erste Quartal 2024 wieder Rekordergebnisse für die Intesa Sanpaolo vorlegen. Die Aktionäre wird es freuen. Sie erhalten inklusive eines Aktienrückkaufprogramms bereits für 2023 eine Ausschüttung von 7,1 Mrd. Euro und für 2024 werden es Messina zufolge eher mehr: dank der nach wie vor hohen Zinsen, dank Kostensenkungen, weniger fauler Kredite und weniger Risikovorsorge. Und dank der positiven Beiträge aus dem Assetmanagement und dem Versicherungsgeschäft.
Anders als sein Pendant, der Unicredit-CEO Andrea Orcel, ist der gebürtige Römer Messina eher ein Mann der leisen Töne. International ist er viel weniger bekannt, weil er sein ganzes Berufsleben in Italien verbracht hat und die Bank außerhalb Italiens relativ schwach vertreten ist.
Bereits seit 2013 steht der Opernliebhaber und Kunstfreund, der gern gut isst, an der Spitze der Intesa Sanpaolo. Er hat das Institut zu einer der erfolgreichsten Banken Europas gemacht, auch durch Übernahmen, etwa von zwei venezianischen Volksbanken, die die Intesa Sanpaolo in der Bankenkrise von Rom „geschenkt“ bekam. 2020 erwarb das Institut die Ubi Banca.
Der Sohn eines Bankers hat zuletzt mit einigen Initiativen auf sich aufmerksam gemacht. Mit der Gründung der Online-Bank Isybank, auf die der Großteil der Konten übertragen werden soll, will er die Zahl der Filialen reduzieren und Kosten senken. Bis 2025 soll die Isybank fünf Millionen Kunden haben. Die Übertragung vieler Konten verlief zu Anfang nicht ganz spannungsfrei. Messina gestand Fehler ein.
Der CEO sieht keine Alternative zur Schließung von Filialen und hat mit Fideuram Direct auch die digitale Vermögensverwaltung ausgebaut – ebenso wie generell das Assetmanagement und das Versicherungsgeschäft. Damit soll die, gemessen an Bilanzsumme und Kapitalisierung, größte Bank Italiens auf mehreren stabilen Beinen stehen. Bis 2025 sollen überdies 5 Mrd. Euro in den Ausbau der Digitalisierung fließen. Es ist nicht ganz einfach, die Italiener von den Segnungen der Digitalisierung zu überzeugen, denn sie sind deutlich weniger digitalaffin als andere Europäer und betreiben auch viel weniger Online-Banking.
Mit der Einführung der Arbeitszeitverkürzung Anfang 2023 für zunächst 28.500 Mitarbeiter war die Intesa Sanpaolo diesbezüglich ein Vorreiter. Mitarbeiter können entweder an vier Tagen jeweils neun Stunden oder an fünf Tagen jeweils 7,5 Stunden arbeiten. Die Regelung wurde kürzlich auch auf mehr als 300 Filialen ausgeweitet. Messina will die Bank, die massiv IT-Spezialisten einstellt, attraktiver auch für jüngere Arbeitnehmer machen. Und gerade eben hat Messina auch eine Neuorganisation vorgestellt, deren Bestandteil eine Verjüngung des Managements ist. Wie lange der 62-jährige Messina selbst noch an der Spitze bleiben will, ist unklar.
Bald auch außerhalb Italiens
Manche Beobachter wie Stefano Caselli, Dekan der renommierten Mailänder Bocconi School of Management, glauben, dass die Intesa Sanpaolo, die nur etwa 11% ihrer Einnahmen und 18% des Nettogewinns im Ausland erzielt, schon bald auch mit einer Übernahme jenseits Italiens aktiv werden könnte. Messina hat diesbezüglich bisher immer eher vorsichtig bis ablehnend reagiert. Doch in Italien selbst kann er aus kartellrechtlichen Gründen nicht mehr aktiv werden. Und eine große Übernahme wäre ein Coup für Messina. Damit würde er sicher auch im Ausland bekannter.