John-McAfee tot in Gefängniszelle aufgefunden
dpa-afx
Der Software-Entwickler und Antiviren-Pionier John McAfee ist tot in einem spanischen Gefängnis aufgefunden worden. Die Leiche des 75 Jahre alten Multimillionärs aus den USA sei am Mittwochnachmittag in einer Zelle der Haftanstalt Brians 2 etwa 30 Kilometer nordwestlich von Barcelona entdeckt worden, bestätigten Justizbehörden und ein Gefängnissprecher.
In den USA war McAfee zuletzt unter anderem wegen Steuerhinterziehung, Betrugs mit Kryptowährungen und Verschwörung zur Geldwäsche angeklagt. Im Oktober wurde er auf Betreiben der US-Behörden auf dem Flughafen in Barcelona festgenommen. Er saß seitdem in der Nähe der katalanischen Hauptstadt hinter Gittern. Erst am Mittwoch hatte die spanische Justiz grünes Licht für eine Auslieferung McAfees in die USA gegeben.
Die Todesursache sei noch nicht zweifelsfrei ermittelt worden, hieß es. Medienberichten zufolge gehen die Behörden von Suizid aus. Eine Autopsie solle Gewissheit bringen. Dem Antiviren-Guru drohten in den USA bei einer Verurteilung jahrelanges Gefängnis und hohe Geldstrafen.
Pionier der Antiviren-Branche
McAfee gehörte zu den Mitgründern der Antiviren-Branche. In den 1980er Jahren gründete er die nach ihm benannte Firma McAfee und wurde zum Software-Millionär. Ähnlich wie Microsoft-Gründer Bill Gates erkannte er früh das Geschäftspotenzial der entstehenden Software-Industrie. Vor der großen Karriere verlief McAfees Leben äußerst schwierig: Er wuchs in einem zerrütteten Haushalt auf, mit einem gewalttätigen Vater, der sich das Leben nahm, als er 15 Jahre alt war, wie McAfee einem Reporter des Magazins „Wired“ erzählte. Zeitweise konsumierte er große Mengen Kokain und Alkohol.
Schon als Unternehmer neigte McAfee zum großen Auftritt. Kurz nach der Gründung des Unternehmens stopfte er ein Wohnmobil mit Computern voll und fuhr damit bei Kunden vor. Diese „mobile Virenbekämpfungseinheit“ sollte sie beeindrucken, war aber eher Show, wie McAfee später einräumte. Jahre später verschlug es McAfee ins zentralamerikanische Belize, wo er ein großes bewachtes Anwesen baute, mit jungen Geliebten prahlte und schließlich bei einer Razzia aufflog, weil er verbotene Waffen besaß.
Nachdem McAfees Unternehmen in den 1990er Jahren an die Börse gegangen war, stieg er aus dem Unternehmen aus. Die bis heute populäre Anti-Viren-Software gehörte etliche Jahre zu Intel, bevor sie 2016 im Portfolio einer Investorengruppe landete.
Zig Millionen Dollar verprasst
Sein Vermögen wurde nach dem Ausstieg aus der Firma zeitweise auf mehr als 100 Mill. Dollar geschätzt. Sein ausschweifender Lebensstil und Fehlinvestitionen in der Finanzkrise 2008 sorgten aber dafür, dass von seinem Geldberg nur noch ein Bruchteil übrig blieb.
2012 sorgte McAfee in Belize für Schlagzeilen, als nach einem Mord an einem Nachbarn nach ihm gefahndet wurde und er durch den Dschungel vor der Polizei floh. McAfee stand im Verdacht, einen Auftragskiller beauftragt zu haben, um den lästigen Nachbarn loszuwerden. Die Vorwürfe konnten aber juristisch nie erhärtet werden.
McAfee versuchte nach seiner Flucht aus Mittelamerika mit mehreren Projekten in den USA wieder Fuß zu fassen. 2016 versuchte er, den Namen McAfee für eine neue Sicherheitsfirma zu verwenden, wurde aber von Intel vor Gericht daran gehindert. Im Sand verliefen auch die Versuche, politisch Karriere zu machen. Als Libertärer wollte er für das Präsidentenamt kandidieren. Ein kritischer Dokumentarfilm der Filmemacherin Nanette Burstein über McAfee und seine möglichen Verstrickungen in Belize erstickte die politischen Ambitionen jedoch im Keim.
Geldwäscher-Methoden
2020 wurde McAfee in Spanien verhaftet, nachdem die US-Justiz ihn beschuldigt hatte, mehrere Jahre lang keine Steuererklärungen abgegeben zu haben. Der Software-Pionier habe Millionen mit der Werbung für Kryptowährungen, seiner Beratungstätigkeit, Redneraufträgen und dem Verkauf der Rechte an seiner Lebensgeschichte für einen Dokumentarfilm verdient, hieß es in der Anklageschrift. Dabei habe er versucht, mit Methoden von Geldwäschern das Finanzamt zu umgehen.
McAfee sagte, er habe Steuern in Millionenhöhe gezahlt und sei nur aus politischen Gründen verhaftet worden, weil er es gewagt habe, die Korruption bei der Bundessteuerbehörde der Vereinigten Staaten (IRS) anzuprangern. Das spanische Gericht sah allerdings keine Hinweise auf eine politische Verfolgung und gab dem Antrag auf Auslieferung statt. Nur Stunden später wurde McAfee leblos in seiner Zelle gefunden.