Milliardäre

Karel Komarek sichert sich die National Lottery

Der tschechische Milliardär Karel Komarek hat den britischen Lottobetreiber Camelot vom Sockel gestoßen. Die Glücksspielkommission gab ihm die Lizenz für den Betrieb der National Lottery ab 2024.

Karel Komarek sichert sich die National Lottery

Von Andreas Hippin, London

Für den britischen Lottobetreiber Camelot war es ein Schock: Der tschechische Milliardär Karel Komarek (53) hat mit seinem Glücksspielunternehmen Allwyn von der dafür zuständigen Gambling Commission die Lizenz für den Betrieb der National Lottery ab 2024 erhalten. Camelot hatte die Lizenz seit dem Start 1994 inne und will nun juristisch gegen die Entscheidung vorgehen, dem „Telegraph“ zufolge lässt sich das Unternehmen dabei von Linklaters unterstützen.

Allwyn (zuvor: Sazka Group) hatte Medienberichten zufolge versprochen, in der ein Jahrzehnt währenden Laufzeit der Lizenz 38 Mrd. Pfund für wohltätige Zwecke aufzubringen – mehr als das Doppelte dessen, was Camelot zu Beginn ihrer dritten Lizenz geschafft hatte, und angeblich auch deutlich mehr, als der derzeitige Betreiber für die kommenden zehn Jahre in Aussicht stellte. Zudem soll der Lospreis für die Hauptziehung auf 1 Pfund halbiert werden. Nach einer Überarbeitung von App und Website sollen künftig mehr Kunden papierlos Lotto spielen. Damit konnte Camelot offenbar nicht mithalten.

Doch wer ist dieser Komarek, dem die britische Glücksspielkommission zu seinem Geburtstag am Dienstag ein solches Geschenk machte und der mit seiner Frau Stepanka und ihren vier Kindern zu den reichsten Familien Europas gehört?

Das US-Magazin „Forbes“ schätzt sein Vermögen auf 7,7 Mrd. Dollar. Seine Geschichte beginnt gleich nach der Samtenen Revolution 1989 in der südmährischen Stadt Hodonin, wo Komarek in einer Zwei-Zimmer-Wohnung aufgewachsen war. Im Alter von 20 Jahren lieh er sich von seinem Vater das nötige Geld, um in den Handel mit Industriearmaturen einzusteigen.

Streit mit Ramco

Nach der Jahrtausendwende kam es zum Streit mit der schottischen Ölexplorationsgesellschaft Ramco Energy, die in der Nähe von Brünn fündig geworden war. Ramco hatte über Jahre mit der ehemaligen staatlichen Ölgesellschaft Moravské Naftové Doly (MND) zusammengearbeitet. Doch als Komarek und sein Vater bei MND einstiegen, beendete das tschechische Unternehmen die Partnerschaft. Ramco erhielt schließlich im Zuge einer außergerichtlichen Einigung 2 Mill. Dollar von MND. Doch engagierte Ramco – angeblich auf Anraten des konservativen Politikers Malcolm Rifkind, der im Board der am Londoner Wachstumssegment AIM notierten Gesellschaft saß – eine von ehemaligen MI6-Agenten gegründete Firma damit, mehr über die Komareks herauszufinden. Der von ihr erstellte Bericht enthielt Gerüchte über Korruption bis hin zu angeblichen Verbindungen zum Mord am slowakischen Politiker Ján Ducký. Komarek dementierte alle Vorwürfe und klagte wegen Verleumdung. Ramco und die Ex-Agenten versuchten nicht, ihre Anschuldigungen zu beweisen, die vom Gericht deshalb für falsch befunden wurden. Entschuldigt hat sich gleichwohl niemand bei Komarek. 2010 hörte er auf, mit seinem Vater und seiner Schwester Geschäfte zu machen, um seine eigene Investmentgruppe zu betreiben. KKCG wurde zu einem Firmenimperium, dessen Aktivitäten von Glücksspiel über Immobilien und Informationstechnologie bis hin zu einem Gasspeicher-Joint-Venture mit Gazprom reichen. Vor einem Jahrzehnt übernahm er Sazka, die größte tschechische Lotteriegesellschaft. Sie wurde zum Fundament der in Luzern angesiedelten Glücksspielgruppe Allwyn, die an Casinos Austria, Lotto Italia und der griechischen Opap beteiligt ist. Im Januar kündigte Komarek an, sie in den New Yorker Börsenmantel von Cohn Robbins Holdings Corp. schlüpfen zu lassen, einer Special Purpose Acquisition Company (Spac).

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