Kleinaktionäre wollen Rücktritt des Atos-Präsidenten
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Bei Atos stehen die Zeichen erneut auf Sturm. Kleinaktionäre fordern den Rücktritt von Verwaltungsratschef Bertrand Meunier. Sie sind nicht einverstanden mit der Strategie des Konzerns, der Mitte Juni die Aufspaltung in zwei Einheiten bekanntgegeben hatte. Der damalige Generaldirektor Rodolphe Belmer hatte deshalb nach nicht mal sechs Monaten an der Spitze von Atos seinen Rücktritt angekündigt. Seit die Pläne für die Aufspaltung publik wurden, hat der Kurs der Atos-Aktie um mehr als 45% nachgegeben, seit Beginn des Jahres sogar um fast 80%.
Minderheitsaktionär Sycomore Asset Management hat sich bereits vor ein paar Wochen für den Rücktritt des Atos-Verwaltungsratschefs ausgesprochen. Er wünscht auch, dass die ältesten Mitglieder des Verwaltungsrates durch Spezialisten der IT-Branche ersetzt werden, sagte Sycomore-Gründungsgesellschafter Cyril Charlot. Die geplante Aufspaltung sei zu ambitioniert und komplex.
Laut Informationen des Nachrichtenfernsehsenders BFMTV sollen sich mehrere Kleinaktionäre von Atos nun getroffen haben, um eine Revolte gegen den Verwaltungsratschef vorzubereiten. Der 66-jährige Meunier war von 2012 bis 2020 als Managing Partner bei CVC Capital Partners. Davor hatte der Absolvent der renommierten Ingenieurshochschule École Polytéchnique zusammen mit Dominique Mégret an der Spitze des Buy-out-Spezialisten PAI Partners gestanden, doch 2009 kam es zu einer Revolte gegen sie und sie mussten gehen. Danach hatten beide versucht, mit M&M Capital ihren eigenen Fonds auf die Beine zu stellen. Meunier wurde 2019 Verwaltungsratschef von Atos, nachdem der damalige Konzernchef Thierry Breton in die EU-Kommission nach Brüssel wechselte. Breton hatte neben der operativen Geschäftsführung auch den Verwaltungsratsvorsitz inne. Beide Funktionen wurden nach seinem Weggang getrennt.
Sycomore, Sparta Capital und der Geschäftsmann Hervé Lecesne sollen vom Verwaltungsrat bereits schriftlich den Rücktritt Meuniers und drei weiterer Mitglieder gefordert haben. Meunier soll deshalb den Vorsitz des Nominierungskomitees aufgegeben haben, den er ebenfalls innehatte. Ansonsten lehne Atos die Forderungen der Kleinaktionäre ab. Sycomore soll nun bei anderen Aktionären vorfühlen, ob sie bereit sind, ebenfalls die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung zu fordern. Dafür ist es nötig, 5% des Atos-Kapitals zu vertreten. Sparta Capital, JG Capital, DNCA, Montségur Finance, Lecesne sowie ausländische Investoren wie Atlantic sollen bereit sein, die Forderung Sycomores zu unterstützen. Dagegen soll sich Siemens nicht geäußert haben. Der Münchner Konzern hält fast 10% des Atos-Kapitals.