Klump löst König in der Leitung des House of Finance ab
Von Detlef Fechtner, Frankfurt
Dass Prof. Wolfgang König umtriebig ist – und zwar im besten Sinne des Wortes –, daran gibt es keinen Zweifel. Auch nicht daran, dass er in den vergangenen 14 Jahren wesentlich dazu beigetragen hat, das House of Finance zu einer „weltweit anerkannten Marke“ zu machen, wie es der Präsident der Goethe-Universität Frankfurt Prof. Enrico Schleiff anlässlich des Festakts zur Amtsübergabe unterstrich. König sei Brückenbauer – einer, der „integriert und gleichzeitig fordert“, wie DZ-Vorstandschef Cornelius Riese betonte, der dem Kuratorium des House of Finance angehört.
Seit der Gründung des House of Finance 2008 als interdisziplinäres Zentrum für finanzbezogene Spitzenforschung habe sich König als Geschäftsführender Direktor um „das HoF“ verdient gemacht, waren sich in der gestrigen Feierstunde auch Hessens Finanzminister Michael Boddenberg und der HoF-Kuratoriumsvorsitzende Prof. Otmar Issing einig. Boddenberg erinnerte daran, dass König in den ersten Jahren nach der Finanzkrise mit viel Elan und Kreativität am Forum Finanzplatz Frankfurt in Berlin mitgewirkt und dazu beigetragen habe, dass Arbeitspapiere zur Beurteilung der vielen EU-Regulierungsentwürfe in Reaktion auf die Finanzkrise nicht allein von den Beamten des Bundesfinanzministeriums, sondern auch von externen, wissenschaftlichen Experten verfasst wurden. Damit habe das House of Finance nicht nur den Politikern in Bund und Ländern bei der Bewertung der Brüsseler Vorschläge geholfen, sondern auch einen Beitrag geleistet, den Bundesbürgern den Nutzen einer intakten Finanzindustrie in einer Zeit vor Augen zu führen, in der diese Branche ein extrem angeschlagenes Image hatte. Issing würdigte, dass es dem House of Finance unter Königs Leitung gelungen sei, „hervorragende, junge Wissenschaftler“ hervorzubringen.
Der Wirtschaftsinformatiker König, Jahrgang 1951, gibt mit seinem Wechsel in den Ruhestand den Posten des Geschäftsführenden Direktors des House of Finance ab. König studierte, promovierte und habilitierte sich in den Siebzigern und Achtzigern in Frankfurt. Anschließend lehrte er Wirtschaftsinformatik an der WHU – Otto Beisheim School of Management in Vallendar, bevor es ihn wieder nach Frankfurt zog, wo er zunächst als Dekan des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften arbeitete und dann beim House of Finance übernahm. Damit sind die Tätigkeiten von König allerdings nur unzureichend beschrieben, denn er engagierte sich auch im E-Finace-Lab oder auch bei der Global Legal Entity Identifier Foundation, bei der Gleif, der einzigen Online-Quelle für standardisierte Referenzdaten über Finanzinstitutionen und andere Rechtsträger.
Die Nachfolge Königs tritt mit Rainer Klump, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, ein Ökonom an, der am Finanzplatz ein vertrautes Gesicht ist. Der heute 63-jährige Klump studierte in Mainz, Paris und Erlangen VWL und war Gastforscher beim Federal Reserve Board.
1992 erhielt er einen Ruf an das Volkswirtschaftliche Institut der Universität Würzburg, fünf Jahre später wechselte er an den Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik an der Universität Ulm. Auch Klump zog es dann nach Frankfurt, wo er mit kurzer Unterbrechung seit dem Jahr 2000 lehrte und forschte. Zwischenzeitlich war er an den Hochschulen in Lyon und Schanghai tätig sowie in Paris sowohl an der Dauphine wie auch der Sciences Po. Zwei Jahre lang, von 2015 bis 2017, übernahm der den Posten des Rektors an der Universität Luxemburg.
Das House of Finance kennt er aus nächster Nähe. Im Sommer 2020 wurde er zum wissenschaftlichen Direktor des Center for Financial Studies (CFS) im HoF berufen.