Wohnungsmanager

LEG-Chef von Lackum steht vor besseren Zeiten

Der abrupte Zinsanstieg hat den börsennotierten Wohnungsvermietern lange heftig zugesetzt. Nun entspannt sich die Lage. Grund genug für LEG-Chef Lars von Lackum, optimistisch zu sein.

LEG-Chef von Lackum steht vor besseren Zeiten

LEG-Chef von Lackum steht vor besseren Zeiten

hek Frankfurt
Von Helmut Kipp, Frankfurt

Die börsennotierten Wohnimmobilienkonzerne lassen die Krise allmählich hinter sich. Auch für Lars von Lackum, Vorstandschef der in Düsseldorf ansässigen LEG, entspannt sich die Lage. Der Abwertungsdruck verflüchtigt sich, der Transaktionsmarkt erwacht aus seiner Starre, die Verkäufe kommen voran und die Bondmärkte sind grundsätzlich wieder offen. Die Folge: Der CEO kann die Gewinnprognose für das Gesamtjahr anheben und die Investitionen in den Bestand erhöhen. „Wir blicken optimistisch in die Zukunft“, verkündete von Lackum am vergangenen Freitag zur Präsentation des Halbjahresberichts.

14.000 Aktien

Das alles spiegelt sich im aufwärts strebenden Aktienkurs, der im Vergleich zum Frühsommer 2023 um mehr als die Hälfte zugelegt hat. Auch wenn die alten Spitzennotierungen noch weit weg sind, dürfte von Lackum die Erholung mit Wohlwollen sehen. Schließlich besitzt er 14.000 Aktien des Unternehmens. Ihr Börsenwert bewegt sich aktuell bei fast 1,2 Mill. Euro.

Eine Baustelle für den Firmenchef bleibt die Verschuldung, die mit 49% des Immobilienvermögens deutlich über den Zielwert von 45% hinausgeht. Das engt den Handlungsspielraum vorerst ein, doch sollten die Wohnungspreise tatsächlich alsbald nach oben drehen, tritt dieser Punkt in den Hintergrund.

Boom und Bust

Der 1975 in Duisburg geborene Manager steht seit Juni 2019 an der Spitze der LEG. Seine Berufung wurde als Generationswechsel präsentiert – bei der Bestellung war er 43 Jahre alt. Seither hat von Lackum erst die Endphase des langen Booms und dann den Absturz der Branche erlebt. Bis Ende 2021 trieben die ultratiefen Zinsen Wohnungspreise und Bewertungen beharrlich nach oben. Das bescherte immer neue Finanzspielräume.

Herzkammer Nordrhein-Westfalen

Mit der scharfen Zinswende setzte die Gegenbewegung ein. Von Lackum musste die akquisitionsgetriebene Expansion stoppen und auf Konsolidierung umschwenken, um den von Investoren beäugten Verschuldungsgrad in Schach zu halten. So ließ er die Übernahme der Adler-Tochter Brack Capital Properties platzen, indem er auf die Ausübung der Call-Option für ein 63%-Paket verzichtete. LEG sitzt noch auf dem Minderheitsanteil von gut 35%, der derzeit strategisch keinen erkennbaren Wert bietet.

Auch in der Kapitallenkung haben von Lackum, der einen ausgeprägten Finanz-Background hat, und die damalige CFO Susanne Schröter-Crossan umgesteuert. Statt der Funds from Operations (FFO), die den operativen Gewinn aus der Vermietung darstellen, steht jetzt der um aktivierte Investitionsausgaben bereinigte FFO und damit der Cashflow im Vordergrund. Konkurrenten haben ihre Finanzstrategie ebenfalls umgestellt, allerdings ohne dem Adjusted FFO einen ähnlich zentralen Rang zu geben wie LEG.

Auf günstigen Wohnraum spezialisiert

Mit knapp 166.000 Wohnungen ist LEG hinter Vonovia der zweitgrößte börsennotierte Vermieter in Deutschland. Als Herzkammer gelten die Bestände in Nordrhein-Westfalen. Die Düsseldorfer sind auf bezahlbaren, also günstigen Wohnraum spezialisiert. Die Durchschnittsmiete liegt mit 6,73 Euro je Quadratmeter um mehr als einen Euro unter dem Niveau von Vonovia. Ein Teil des Bestands, knapp 31.000 Einheiten, ist preisgebunden. Er gilt als geförderter Wohnraum, für den Kostenmieten anzusetzen sind.

Luft-Luft-Wärmepumpe statt Gasetagenheizung

Die Ausrichtung auf Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen hat Folgen für die Investitionsstrategie. So würden teure Modernisierungen Teile der Mieterschaft schnell überfordern. LEG setzt daher in der energetischen Sanierung von Wohnungen mit Gasetagenheizung auf günstige Luft-Luft-Wärmepumpen, also eine Art Klimaanlage.

Von Lackum gilt als Manager, der klar kommuniziert und nicht um den heißen Brei herumredet. Seine Kommunikationschefin preist sein authentisches Auftreten, die hohe Glaubwürdigkeit, seinen Wortwitz und „die große Gabe, zuhören zu können“. In der gesellschaftlichen Debatte meldet sich der Topmanager für Toleranz, Offenheit und Freiheit zu Wort.

Bei Munich Re groß geworden

Der Betriebswirt und Steuerberater startete seine Karriere im Jahr 2000 beim Wirtschaftsprüfer Deloitte & Touche in München. 2002 ging er zum Versicherer Munich Re, wo er zuletzt als Leiter Financial Reporting und Data Management arbeitete. Erfahrungen in der Immobilienbranche sammelte von Lackum als CFO und stellvertretender Sprecher der Geschäftsführung des Immobiliendienstleisters Corpus Sireo. 2013 kehrte der Manager als Leiter Konzernentwicklung der Tochter Ergo zur Munich-Re-Gruppe zurück und stieg 2015 in den Vorstand von Ergo International auf. Anfang 2019 wechselte er zu LEG, zunächst als Chief Digital Officer.