Wechsel an der Spitze

Marion Höllinger wird Chefin der HypoVereinsbank

Wechsel an der Spitze der HypoVereinsbank: CEO Michael Diederich geht in das Management des Fußball-Bundesligisten FC Bayern München. Seine Nachfolge bei der Bank tritt Privatkundenvorständin Marion Höllinger an.

Marion Höllinger wird Chefin der HypoVereinsbank

Von Stefan Kroneck, München

Paukenschlag bei der HypoVereinsbank (HVB): Die drittgrößte deutsche Geschäftsbank war vermutlich unter Zeitdruck gezwungen, den Posten des CEO so schnell wie möglich neu zu besetzen. Das Münchner Geldhaus teilte mit, dass Vorstandssprecher Michael Diederich (57) das Unternehmen per Ende Februar kommenden Jahres verlässt, um als Finanzvorstand und stellvertretender Vorstandsvorsitzender zum FC Bayern zu wechseln. Seine Nachfolge bei der weiß-blauen Unicredit-Konzerntochter tritt Marion Höllinger (50) an, die im Vorstand der HVB fürs Privatkundengeschäft zuständig ist.

Handlungsbedarf des Vereins

Auslöser der Personalrochade an der Spitze der Bank war der Münchner Fußball-Erstligist. Dort kündigte Jan-Christian Dreesen (55) an, nach fast zehnjähriger Tätigkeit als CFO und Vizechef den Verein zu ver­lassen. Aufsichtsratschef Herbert Hainer (68) wurde auf der Suche nach einem Nachfolger schnell fündig: Der ehemalige CEO von Adidas legte Diederich, der ebenfalls dem Kontrollgremium des FC Bayern angehört, ein Angebot vor.

Der aus Koblenz stammende Vereinsfan ließ sich nicht lange überreden. „Ich würde die HypoVereinsbank nicht für irgendeine Rolle verlassen, aber die Möglichkeit, die mir angeboten wurde, konnte ich nicht ablehnen“, ließ sich Diederich in einer Pressemitteilung des Kreditinstituts zitieren. Die HVB und der FC Bayern pflegen enge geschäftliche Kontakte. Dreesen war einst Vorstand bei der BayernLB gewesen.

Mit Höllinger tritt zum 1. März 2023 erstmals in der Geschichte der traditionsreichen HVB eine Frau an die Spitze der Bank. Der rasche Aufstieg der aus Niederbayern stammenden Bankmanagerin ist ganz nach dem Geschmack von Unicredit-Konzernchef Andrea Orcel (59). Der Italiener, der seit April vergangenen Jahres die Großbank aus Mailand führt, hat sich auch auf die Fahnen geschrieben, die Karriere von Frauen zu fördern. In Personalunion ist Orcel auch Aufsichtsratsvorsitzender der HVB. In dieser Rolle hatte der neue Unicredit-CEO Anfang August 2021 Höllinger in den Vorstand der HVB berufen (vgl. BZ vom 3.8.2021). Das geschah seinerzeit im Rahmen einer Umstrukturierung der obersten Führungsebene. Die für die Münchner Geschäftsbank zuständigen externen Finanzaufsichtsbehörden BaFin und die EZB haben wohl schnell ihre Zustimmung für die designierte HVB-Chefin erteilt. „Ich freue mich sehr, dass wir mit Marion Höllinger eine herausragende Nachfolgerin aus dem Unternehmen gefunden haben“, ließ sich Orcel in der Pressemeldung zitieren.

Die künftig neue Vorstandssprecherin der HVB ist eine ausgewiesene Finanzexpertin und Führungskraft. In ihrer derzeitigen Funktion ist sie sowohl für das Massengeschäft (Retail) als auch für das Geschäft mit vermögenden Privatkunden (Wealth Management) verantwortlich. Zu­letzt machte die HVB mit erneuten umfangreichen Filialschließungen Schlagzeilen. Wie die gesamte Kreditwirtschaft befindet sich das Institut in einem Anpassungsprozess aufgrund der durch die Coronakrise beschleunigten Digitalisierung von Arbeits-, Produktentwicklungs- und Kommunikationsprozessen. Im letzteren Fall vor allem mit den Klienten.

Eigengewächs der Bank

Die Managerin ist ein Eigengewächs der Bank. Höllinger begann 1991 bei der damaligen Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank als Auszubildende ihre Bankkarriere. Nach Stationen als Filialleiterin, Niederlassungsleiterin und Regionalleiterin an verschiedenen Standorten wechselte sie vor vier Jahren in die Zentrale, um die Leitung des Vertriebsmanagements zu übernehmen. Ihre berufliche Qualifikation erweiterte sie Jahre zuvor mit berufsbezogenen Studiengängen. Im achtköpfigen HVB-Vorstand gilt Höllinger als sehr gut vernetzt. Sie kennt faktisch die HVB aus dem Effeff.

In ihrer neuen Rolle wird sie zusätzlich als Head of Germany dem Group Executive Management Committee der italienischen Muttergesellschaft angehören. Offensichtlich war Höllingers Ernennung zum CEO für Orcel keine Frage des Zuschnitts innerhalb der HVB, sondern ausschließlich eine Sache der Führungspersönlichkeit.

Bislang besetzte die HVB ihre Konzernspitze mit Investmentbankern wie Diederich und dessen Amtsvorgänger Theodor Weimer, der Anfang 2018 als CEO zur Deutschen Börse gewechselt war.

Diederich selbst führt die Bank seit nunmehr fast fünf Jahren. Der promovierte Diplom-Betriebswirt und Wirtschaftsprüfer ist für die HVB seit 1996 tätig. In seiner Rolle als Vorstandssprecher verantwortete er mehrere Umbauprogramme und Stellenstreichungen, die von Unicredit orchestriert wurden. Das soll der Bankengruppe mehr Luft verschaffen, um sich kosteneffizienter aufzustellen. Tendenziell reduziert sich der Mitarbeiterbestand der HVB auf künftig 10000 Personen. Vor zehn Jahren waren es noch rund 20000.

Die HVB kündigte an, dass Diederich der HVB verbunden bleiben soll. „Vorbehaltlich der Zustimmung der Aufsichtsbehörden wird Herr Die­derich ein Mandat im Aufsichtsrat der HypoVereinsbank übernehmen“, teilte die Bank mit.

Das klingt alles nach einem geordneten Wechsel an der Unternehmensspitze trotz des von außen initiierten Entscheidungsdrucks.

Wertberichtigt Seite 2

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