Börsenaufsicht

Neue AMF-Chefin

Die französische Börsenaufsicht bekommt mit Barbat-Layani erstmals eine Frau als Chefin. Die bisherige Generalsekretärin des Wirtschaftsministeriums bringt Erfahrungen aus dem Staatsdienst und der Privatwirtschaft mit.

Neue AMF-Chefin

Von Gesche Wüpper, Paris

Marie-Anne Barbat-Layani bringe alle nötigen Voraussetzungen mit, sagt einer ihrer Vorgänger. Denn sie verfüge sowohl über Erfahrungen im Staatsdienst als auch in der Privatwirtschaft. Sie wisse genau, wie Unternehmen, aber auch europäische und internationale Institutionen funktionierten. Das sei wichtig für die Leitung der Autorité des marchés financiers (AMF). Mit ihr nämlich soll die französische Börsenaufsicht nun erstmals eine Frau als Chefin erhalten, so der Wunsch von Präsident Emmanuel Macron. Barbat-Layanis Berufung soll in Kraft treten, so bald die Finanzkommissionen des Parlaments zugestimmt haben.

Die 55-Jährige, die seit Ende 2019 Generalsekretärin des Wirtschafts- und Finanzministeriums ist, folgt auf Robert Ophèle, der die AMF bereits Ende Juli verlassen hat, als sein auf fünf Jahre begrenztes Mandat endete. Seitdem hat Jean-Claude Hassan die Börsenaufsicht vorübergehend geleitet. Er gehört dem College der AMF an und ist Mitglied des Staatsrates.

Eine strenge, aber gerechte und kompetente Börsenaufsicht sei die beste Garantie für den Fortbestand und die Entwicklung eines Finanzplatzes, sagte Barbat-Layani der Wirtschaftszeitung „Les Echos“. An der Spitze der AMF erwarten die Absolventin des Institut d‘Études Politiques („Science Po“) und der Kaderschmiede École Nationale d’Administration (ENA), die auch einen Master an der New York University gemacht hat, eine Reihe von Herausforderungen, da sich das Marktumfeld in den vergangenen Jahren komplett gewandelt hat. Denn die Folgen des Ukraine-Krieges, die Inflation und der Zinsanstieg schwächen die Märkte.

Zusätzlich dazu muss Barbat-Layani, die nach dem Studium ihre Karriere im Schatzamt beim Wirtschaftsministerium begann, die Rolle von Paris als Finanzplatz für nachhaltige Finanzen stärken. Dafür müssten die komplexen und teilweise noch nicht vollständigen Regeln dafür weiterentwickelt werden, um Greenwashing zu verhindern, meinen Beobachter. Die ehemalige Finanzinspektorin, die von 2007 bis 2010 beim Nationalverband von Crédit Agricole als stellvertretende Generaldirektorin für die Finanzen der Regionalkassen sowie europäische Angelegenheiten zuständig war, war während der Amtszeit von Ex-Präsident Nicolas Sarkozy auch stellvertretende Büroleiterin des damaligen Premierministers François Fillon. Bevor sie 2019 in den Staatsdienst zurückkehrte, war sie Generaldirektorin des französischen Bankenverbandes Fédération bancaire française (FBF) und der Bankenvereinigung Association française des banques (AFB).

Neben nachhaltigen Finanzen will Barbat-Layani einen weiteren Schwerpunkt auf die Finanzbildung legen. Angesichts des Anstiegs von Betrugsversuchen müsste den Bürgern ge­holfen werden, richtig zu reagieren. Dabei spiele die finanzielle Bildung eine wichtige Rolle und müsse sich die Börsenaufsicht an alle Schichten und Altersgruppen wenden, auch die jungen Menschen.

Die AMF hat nach der Kryptoplattform Binance gerade auch crypto.com als Anbieter von digitalen Dienstleistungen registriert. Die Börsenaufsicht ist der Ansicht, dass es besser ist, die Akteure des Bereichs zu kennen und zu wissen, wo sie zu erreichen sind, um mit ihnen gegebenenfalls zusammenarbeiten zu können. Auch dabei muss die neue AMF-Chefin die richtige Balance zwischen dem Schutz der Sparer und der Förderung von Innovationen finden.

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