Nicolaus Heinen wird Chefvolkswirt von Lindner
Heinen wird Chefvolkswirt von Lindner
wf Berlin
Die Wirtschaft reagierte hocherfreut auf die Personalentscheidung im Bundesfinanzministerium. Amtschef Christian Lindner (FDP) holt sich einen Fachmann als Chefvolkswirt ins Haus. Nicolaus Heinen (Jahrgang 1980) tritt am 15. April den Posten als Leiter der finanzpolitischen und volkswirtschaftlichen Grundsatzabteilung im Ministerium an. Der promovierte Volkswirt kommt von der Deutschen Börse, wo er seit Oktober 2023 als Executive Vice President die Konzernstrategie verantwortete. Die Wirtschaft baut auf seinen großen Sachverstand.
Heinen ist bereits an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Politik verdrahtet. Er gehörte bislang dem Sustainable-Finance-Beirat der Bundesregierung an. Das 34-köpfige Gremium berät die Regierung bei ihrer Sustainable-Finance-Strategie. Heinen folgt im Ministerium auf Wolf Heinrich Reuter, der seit Jahresbeginn zum beamteten Staatssekretär aufgestiegen und für die schwierigen Fragen des Bundeshaushalts zuständig ist. Lindner hatte nach dem Debakel vor dem Bundesverfassungsgericht zur Schuldenbremse seinen erfahrenen Haushaltsstaatssekretär Werner Gatzer geopfert, dem Jahrzehnte Minister verschiedener Couleur vertraut hatten. Neben Heinens Kenntnissen greift Lindner auch weiterhin auf die externe Expertise seines wirtschaftspolitischen Beraters Lars P. Feld zurück. Der Freiburger Ökonom ist persönlicher Beauftragter des Ministers für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung.
Konzepte und Strategien
Die Grundsatzabteilung im Ministerium umfasst drei Unterabteilungen mit insgesamt 21 Referaten. Die Abteilung berät die politische Leitung des Hauses finanz- sowie wirtschaftspolitisch und entwickelt ordnungspolitische Konzepte und Strategien. Sie analysiert die wirtschaftlichen Entwicklungen in Deutschland und in anderen Weltregionen. Dafür arbeitet sie mit Sachverständigen nationaler und internationaler wissenschaftlicher Institute, Organisationen, Beratungsgremien und Verbände zusammen. Die Aufgaben der Abteilung reichen von der Betrachtung der Wirtschaftssektoren über Analysen zur Steuerschätzung und volkswirtschaftliche Fragen der Steuerpolitik bis hin zu Tragfähigkeit, Demografie und Alterssicherung. Aber auch Bürokratieabbau oder Geoökonomie und Sicherheitspolitik gehören dazu.
Heinen war Mitte 2019 zur Deutschen Börse gekommen und 2021 zum Leiter der ESG-Strategie aufgestiegen. Er studierte Staatswissenschaft in Erfurt. Es folgten zwei Masterabschlüsse – in Europastudien aus Basel und Volkswirtschaftslehre aus Brügge sowie die Promotion. Seine Laufbahn startete er 2007 als Analyst bei der Deutschen Bank, bevor er 2015 als Leiter Intelligence zu Linde wechselte. Neben seiner beruflichen Tätigkeit wirkt er seit 2016 als Dozent für Wirtschafts- und Wettbewerbspolitik an der Universität Bayreuth, ist im Vorstand der Ludwig-Erhard-Stiftung und Autor verschiedener Wirtschaftsbücher mit dem Schwerpunkt Europa. Co-Autor der 2017 erschienen Publikation „Warum der Euro scheitert – und wie ein Neustart gelingt“ ist Florian Toncar (FDP), heute parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium.