Ottobock wechselt erneut den Finanzchef
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Auf dem Weg an die Börse hat der Prothesenhersteller Ottobock erneut den Finanzchef ausgetauscht. Wie das familiendominierte Unternehmen aus Duderstadt am Mittwoch mitteilte, hat der Verwaltungsrat Dr. Arne Kreitz in Verwaltungsrat und Geschäftsführung berufen. Der 42-Jährige, der seit 2018 als Teil der erweiterten Geschäftsführung „intensiv am strategischen Transformationsprozess des Unternehmens mitgewirkt“ habe, ist von sofort an Nachfolger von Kathrin Dahnke (61), die die Verantwortung für das Finanzressort erst zum 1. September vorigen Jahres übernommen hatte.
Das Ausscheiden der Diplom-Kauffrau kommt unerwartet. Noch in der vergangenen Woche waren bei der Veröffentlichung von Eckzahlen zum Geschäftsjahr 2021 keine Anzeichen dafür erkennbar. Vielmehr hatte das Unternehmen betont, dass mit der Umstellung der Rechnungslegung auf den internationalen IFRS-Bilanzierungsstandard ein weiterer, wichtiger Meilenstein in Richtung Kapitalmarktfähigkeit erreicht worden sei, und zudem auf „erfolgreiche Zahlen“ des Geschäftsjahres verwiesen.
Auch bei der Berufung von Dahnke, die zuvor das Finanzressort des Münchner Lichtspezialisten Osram geleitet hatte und bis 2004 bereits mehrere Jahre lang in führender Position für Unternehmen der Familie Näder tätig gewesen war, hatte es im Juli vorigen Jahres keine Hinweise auf eine interimistische Besetzung des CFO-Postens gegeben. Die aus Kassel stammende Dahnke selbst hatte die Rolle als Finanzchefin bei Ottobock als „Glücksfall“ bezeichnet.
Nun ließ sich Prof. Hans Georg Näder als Eigentümer und Vorsitzender des Ottobock-Verwaltungsrats mit den Worten zitieren, man vollziehe „den geplanten Wechsel im Finanzressort früher als geplant“. Er danke Dahnke „sehr für ihren erfolgreichen Einsatz“. Sie habe die Führung des Finanzteams kurzfristig nach dem krankheitsbedingten Ausfall ihres seit August 2019 amtierenden Vorgängers Jörg Wahlers übernommen. Nach Herstellung der Börsenreife des Medizintechnikunternehmens und in Anbetracht zuletzt gestiegener Unsicherheiten am Kapitalmarkt, die zu einer Verzögerung des Börsengangs von Ottobock über das laufende Jahr hinaus führen könnten, wollte der Verwaltungsrat nun aber offenbar einen CFO mit einem anderen Profil.
Kreitz, so Näder, bringe „mit vielfältiger Erfahrung auch in anderen Unternehmensbereichen die besten Voraussetzungen mit, um neue Impulse auf dem erfolgreichen Weg zu nachhaltigem Ergebniswachstum zu setzen“. Als Chief Strategy & habe er Schlüsselbereiche wie Strategie und M&A verantwortet, die Komplexität im Unternehmen reduziert, Prozesse harmonisiert und so für kontinuierliche Optimierung gesorgt.
Nach dem Einstieg der schwedischen Private-Equity-Gesellschaft EQT bei Ottobock Mitte 2017 mit einem Anteil von 20% ist Kreitz bereits der sechste Verantwortliche auf dem Posten. Dem Dänen Stefan Ingildsen, der im Herbst 2017 auf eigenen Wunsch aus familiären Gründen aufhörte, folgte vorübergehend der für Marketing und Vertrieb zuständige Ralf Stuch. Im August 2018 übernahm Philipp Schulte-Noelle die CFO-Aufgaben, um nur wenige Monate später auf den Posten des CEO zu wechseln. Im Sommer 2019 wurde Jörg Wahlers, zuvor beim Funktionsbekleidungshersteller Jack Wolfskin tätig, Finanzchef bei Ottobock. Auf ihn folgte dann Dahnke.