Piqué verteidigt Geschäfte mit dem Fußballverband
Von Thilo Schäfer, Madrid
Als Mannschaftskapitän und Abwehrchef ist Gerard Piqué der Kopf des FC Barcelona. In seiner langen Karriere hat der 35-jährige Katalane so ziemlich alle Titel gewonnen, die der Fußball zu bieten hat, einschließlich der Weltmeisterschaft. Seit einigen Jahren ist Piqué auch außerhalb des Platzes als Geschäftsmann im Sport äußerst erfolgreich. Doch nun haben ihn die Enthüllungen über einen Deal mit dem spanischen Fußballverband RFEF in Bedrängnis gebracht. Auch wenn bei der Organisation des spanischen Superpokals in Saudi-Arabien anscheinend nichts illegal abgelaufen ist, stehen Piqué und Verbandschef Luis Rubiales wegen des Beigeschmacks der Vertuschung und einem Interessenkonflikt gerade stark in der Kritik.
Das spanische Portal elconfidencial.com hat Textnachrichten und Sprachtelefonate zwischen beiden Akteuren veröffentlicht. Diese ergeben ein sehr detailliertes Bild von den Verhandlungen und dem engen Verhältnis zwischen Spieler und Verbandspräsident, „Geri“ und „Rubi“, wie sie sich gegenseitig nennen. Die Vermittlungen von Piqués Firma Kosmos bei der Vergabe des spanischen Superpokals an Saudi-Arabien war bekannt, doch erst jetzt kam heraus, dass er dafür 4 Mill. Euro an Kommission für jedes der sechs Jahre des Vertrags erhält.
Die „Supercopa“ ist wie in fast allen Ländern ein zweitrangiger Titel, bei dem der Meister der Liga gegen den Pokalsieger antritt, in der Regel im Sommer vor Beginn der neuen Saison. Nach seiner Wahl zum Präsidenten der RFEF 2018 sah Rubiales mehr Potenzial für das Spiel und vergab es für mehr Geld nach Marokko. Piqué hatte noch größere Pläne. Die 2017 in seiner Heimatstadt Barcelona gegründete Kosmos Holding hat nach eigenen Angaben das Ziel, neue innovative Formate für den Sport zu entwickeln, die einem jüngeren und globaleren Publikum gerecht werden. So revolutionierte Kosmos bereits den altehrwürdigen Davis-Cup im Tennis, der nun in kompakter Form als Art Weltmeisterschaft an einem Standort ausgetragen wird. Bei der Einweihung in Madrid konnte Piqué mit seiner Ehefrau Shakira gleich einen Weltstar für das musikalische Begleitprogramm aufbieten.
Für die „Supercopa“ dachte sich der Kapitän des FC Barcelona das Format „Final Four“ aus, bei dem neben dem Meister und Pokalsieger auch der Zweitplatzierte der Liga und der andere Pokalendspielteilnehmer dabei sind. Damit wollte man die Teilnahme der beiden Großen des spanischen Fußballs, Real Madrid und FC Barcelona, in Saudi-Arabien gewährleisten. Piqué bot Rubiales seine Kontakte im arabischen Raum an. Am Ende kam ein Deal heraus, bei dem die Saudis 26 Mill. Euro pro Ausgabe der „Supercopa“ an den Verband zahlen und weitere vier 4 Mill. Euro direkt an Kosmos. Rubiales konnte daher Ende 2019 zurückweisen, dass die RFEF dem Spieler eine Kommission gezahlt hätte.
In Spanien stößt nun der Interessenkonflikt auf. Denn als Spieler unterliegt Piqué, ebenso wie sein Verein, den Gremien der RFEF, etwa wenn es um Spielsperren geht. Außerdem ist der sportliche Unternehmer Besitzer des Drittligisten FC Andorra. Der Sportler wies am Montagabend auf einem Online-Programm sämtliche Vorwürfe zurück. Er habe den Deal nicht wegen des Geldes eingefädelt, sagte er. „Ich könnte auch den Rest meines Lebens auf dem Sofa verbringen, ohne was zu tun. In dieser Gesellschaft bedeutet Geldverdienen, Erfolg zu haben, und ich bin gerne erfolgreich bei dem, was ich tue“, erklärte Piqué vor 35 Journalisten und 100 000 zugeschalteten Usern. Als Spitzenfußballer bleibt dem Katalanen wahrscheinlich nicht mehr viel Zeit. Dann kann er sich voll und ganz den Geschäften widmen.