Prominente mischen den Cannabis-Markt auf
Von Alex Wehnert, Frankfurt
Popsänger Justin Bieber steigt in den Cannabis-Markt ein: In Kooperation mit der Firma Palms verkauft er in den US-Bundesstaaten Kalifornien, Nevada, Massachusetts und Florida vorgerollte Joints. Nach eigener Aussage verfolgt er damit das Ziel, Cannabiskonsum zu entstigmatisieren – die „Peaches Pre-Rolls“ sollen statt der Kundengruppe der „klassischen Stoner“ wohl ein zahlungskräftigeres Publikum anziehen. Mit dem „Joint Venture“ schließt sich Bieber einer ganzen Reihe prominenter Unternehmer und Investoren an, die den Cannabis-Markt aufmischen.
Hip-Hop-Star Method Man vom legendären Wu-Tang-Clan etwa hat ein Projekt angekündigt, mit dem er das Engagement dunkelhäutiger Unternehmer in der Branche fördern möchte. Rap-Kollege Snoop Dogg setzt mit seiner Venture-Capital-Firma Casa Verde vor allem auf Start-ups aus der Cannabis-Szene. Zum Portfolio gehören der Business-to-Business-Marktplatz Leaf Link, auf dem Cannabis-Lieferanten und Einzelhändler zusammenfinden sollen, sowie Ace Cann, die Cannabis für den europäischen Markt kultiviert und verarbeitet. Bei einigen anderen Unternehmen, zum Beispiel der auf Labortests spezialisierten Cannalysis, ist bereits der Exit gelungen – bei anderen, wie der britischen Biopharma-Schmiede Oxford Cannabinoid Technologies, ist Casa Verde auch über den Börsengang hinaus investiert geblieben.
Während das Investmentthema Cannabis gut zu Snoop Doggs persönlichen Vorlieben passt, haben sich andere Prominente wie Schauspielerin Gwyneth Paltrow oder der ehemalige NFL-Quarterback Joe Montana von hochfliegenden Prognosen für den legalen Cannabismarkt in den USA zu Investitionen überzeugen lassen. Dieser dürfte sein jährliches Absatzvolumen laut dem Analysedienstleister New Frontier Data bis 2025 auf 41,5 Mrd. Dollar verdoppeln. Dabei soll vor allem die fortschreitende Legalisierung Schub verleihen. Zwar ist Cannabis in den USA auf Bundesebene noch immer illegal, allerdings haben 36 der 50 Staaten sowie der District of Columbia Marihuana für medizinische Anwendungen legalisiert. In 18 ist der Freizeitkonsum für Erwachsene gestattet.
Der europäische Markt ist kleiner, bis 2025 stehen laut dem Datendienstleister Prohibition Partners bis 2025 aber auch dort jährliche Wachstumsraten jenseits der 65% in Aussicht. Dabei gilt Deutschland als Zugpferd, der Ausgang der Bundestagswahl hat die Hoffnung auf eine progressive Regulierung bestärkt. Denn sowohl Grüne als auch FDP, die mit der SPD eine Regierungskoalition sondieren, sprechen sich für eine Legalisierung von Cannabis und einen Verkauf in lizenzierten Fachgeschäften aus. Infolge einer Entkriminalisierung soll der Schwarzmarkt ausgetrocknet werden.
An der Börse haben die Wachstumsaussichten noch nicht für einen nachhaltigen Cannabis-Rausch gesorgt. Auf Investmentportalen mit hochfliegenden Kursprognosen ausgestattete Titel wie der Cannabidiol-Produktanbieter Cronos oder der Hydrokulturen-Ausrüster Growgeneration sind seit Anfang Januar um zwischen 20 und 40% abgestürzt.
Indes haben sich einige prominente Investoren schon neuen Wachstumsfeldern zugewandt. Paypal-Gründer Peter Thiel etwa, der bereits 2015 in den Cannabismarkt investierte, ist inzwischen bei der Biotech-Firma Compass Pathways eingestiegen – diese will mit psychedelischen Pilzen, den „Magic Mushrooms“, Depressionen behandeln.