Chefposten zu vergeben

Unsicherheit bei französischen Staatskonzernen

Bei fünf wichtigen französischen Staatskonzernen müssen die Chefposten erneuert werden. Die Suche nach einer Regierung sorgt dabei für Verzögerungen.

Unsicherheit bei französischen Staatskonzernen

Regierungssuche sorgt bei französischen Staatskonzernen für Unsicherheit

wü Paris

Emmanuel Macrons Entscheidung, vorgezogene Neuwahlen anzusetzen, hat nicht nur Frankreich, sondern auch mehreren Staatskonzernen wie der Staatsbahn SNCF und dem Flughafenbetreiber Groupe ADP eine Phase der Unsicherheit beschert. Wie es mit ihrer Führung weitergehen wird, ist unklar, nachdem Macron die in diesem Jahr ausgelaufenen Mandate ihrer Chefs nur für die Dauer der Olympischen und Paralympischen Spiele verlängert hat. Wann ihre Nachfolger ernannt werden, steht derzeit in den Sternen, da sich Macron, der künftige Premierminister und die beiden Kammern des Parlaments auf einen Kandidaten verständigen müssen.

SNCF-Chef Jean-Pierre Farandou erreicht im Mai die Altersgrenze.
picture alliance / abaca | Lafargue Raphael/ABACA

Gleich fünf wichtige französische Staatskonzerne müssen in den kommenden Monaten ihre Chefs erneuern. Dazu gehören neben der SNCF und ADP der Pariser Nahverkehrsbetreiber RATP sowie La Poste und die Caisse des Dépôts et Consignations (CDC). Theoretisch könnte SNCF-Chef Jean-Pierre Farandou noch bis Mai 2025 am Ruder bleiben, wenn er die Altersgrenze von 68 Jahren erreicht, heißt es aus dem Umfeld der französischen Bahn. ADP-Chef Augustin de Romanet, 63, wiederum hat bereits angekündigt, dass er den Flughafenbetreiber nach der Hauptversammlung im Dezember verlassen wird. Spätestens. Immerhin sei ein Interims-Mandat immer eine Art Schleudersitz, meinen Beobachter.

Spekulationen um Wechsel zu BNP

De Romanet, der seit 2018 auch der Finanzplatzvereinigung Paris Europlace vorsteht, hatte sich eigentlich für ein drittes Mandat beworben, doch Macron hatte abgelehnt. Der Absolvent der Kaderschmiede École Nationale d'Administration (ENA) hatte Ende 2012 die Leitung des Flughafenbetreibers übernommen, nachdem er zuvor fünf Jahre lang die Förderbank Caisse des Dépôts et Consignations geleitet hatte. Zuvor war er für verschiedene Ministerien und die inzwischen mit BHF fusionierte Finanzgruppe Oddo & Cie tätig.

Der Noch-ADP-Chef könnte 2025 Jean Lemierre an der Spitze des Verwaltungsrates von BNP Paribas ablösen, spekulierte kürzlich die Investigativ-Zeitung „La Lettre“. Beide Manager kennen sich gut aus dem Vorstand von Paris Europlace. Als Nachfolger von de Romanet bei ADP waren im Frühjahr mehrere Kandidaten gehandelt worden, darunter Ex-Premierministerin Elisabeth Borne, die frühere Bankerin und derzeitige SNCF-Topmanagerin Marlène Dolveck und RATP-Chef Jean Castex.

Interimsmandat bei der CDC

Der frühere Premierminister hofft jedoch auf eine offizielle Bestätigung seines Mandats an der Spitze der Pariser Nahverkehrsbetriebe. Ohne die Auflösung des Parlaments wäre das eine reine Formalität gewesen. Denn der Élysée-Palast hatte Anfang Juni die Verlängerung des 59-Jährigen bei der RATP für fünf Jahre vorgeschlagen. Wegen der Neuwahlen konnten die zuständigen Kommissionen des Parlaments jedoch nicht zustimmen, so dass sein Mandat zunächst nur für die Dauer der Olympischen Spiele verlängert wurde. Castex hatte Ende 2022 das Steuer des Métro-Betreibers übernommen und das am 23. Juli auslaufende Mandat seiner Vorgängerin Catherine Guillouard beendet.

Ex-Premierminister Jean Castex hofft auf eine Verlängerung als Chef des Métro-Betreibers RATP. Foto: picture alliance/ abaca / Laurent Coust/ ABACA

Hochpolitisch ist auch die Berufung des künftigen Chefs der SNCF. Das Linksbündnis Nouveau Front Populaire will den Schienengüterverkehr fördern und die Stilllegung kleiner Bahnstrecken stoppen. Auch die staatliche Förderbank CDC hat die Neuwahlen bereits zu spüren bekommen. Denn das Gesetz sieht vor, dass ihr jeweils ein parlamentarischer Abgeordneter vorsteht. Deshalb hat sie den bisherigen Präsidenten der Aufsichtskommission, Alexandre Holroyd von der Partei Macrons, Ende Juni interimsmäßig durch Arnaud Bazin von den Republikanern ersetzt. Er gehört dem Senat an, der zweiten Kammer des Parlaments. Das Mandat Bazins soll nun so lange dauern, bis der Vorstand der Assemblée Nationale drei Parlamentarier für die Aufsichtskommission der Bank ernennt. Einer von ihnen wird dann der künftige Präsident der CDC.

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