Richard Branson kehrt zur Erde zurück
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Richard Branson hat auch kurz vor seinem 71. Geburtstag noch nicht genug davon, sich immer wieder neu in Szene zu setzen. Nun flog er also mit seinem Weltraumtourismusunternehmen Virgin Galactic aus New Mexico ins All. Der prominente Brexit-Gegner, der seit seinem Umzug auf die Britischen Jungferninseln in Großbritannien keine Steuern mehr zahlt, kehrte auch wohlbehalten wieder zurück. Dabei hätten ihm manche seiner Gegner ein ähnliches Schicksal gegönnt, wie es Laika widerfuhr, dem ersten Lebewesen, das von Menschen in eine Erdumlaufbahn geschossen wurde. Doch die VSS Unity, mit der sich Branson befördern ließ, ist kein Sputnik. Und darüber, ob die Reisenden bereits im Weltraum waren oder in einer oberen Schicht der Erdatmosphäre, lässt sich trefflich streiten. Die Fédération Aéronautique Internationale verortet die Grenze zwischen Luft- und Raumfahrt, die sogenannte Kármán-Linie, in einer Höhe von 100 km über dem Meeresspiegel. Die Nasa gibt sich dagegen mit 80 km zufrieden. Bransons Schiff erreichte im Verlauf der 90-minütigen Mission eine maximale Höhe von 86 km. Das reichte für ein paar Minuten der Schwerelosigkeit. Den Kunden dürfte das reichen. Nun können sie davon ausgehen, auch wieder sicher auf die Erdoberfläche zurückzukommen. „Seit ich ein Kind war, wollte ich ins All fliegen“, sagte er der BBC. Nun wolle er Hunderttausenden die Möglichkeit dazu geben. Bislang haben sich mehr als 600 gemeldet, die bereit wären, die von Branson geforderten 250000 Dollar für den Trip zu bezahlen, darunter Justin Bieber und Leonardo DiCaprio.
Der rüstige Senior, der gerne mit „Union Jack“ oder Blondine posiert, betrachtet seinen Weggang aus Großbritannien als Lifestyle-Entscheidung. Er erwarb die Karibikinsel Necker 1979 für 180 000 Dollar. Geht es nach John Christie von HG Christie, könnte sie mittlerweile 150 Mill. Dollar wert sein. Ausprobiert hat Branson schon viel. Er mischte im Formel-1- und im Kreuzfahrtgeschäft mit, hetzte Transatlantikrekorden mit der Segeljacht hinterher und fuhr mit Heißluftballons um die Welt.
Ein halbes Jahrhundert lang hat es Branson geschafft, verstaubte Geschäftsmodelle umzukrempeln und Trends zu setzen. Sein Firmenreich wird von auf den Jungferninseln angesiedelten Trusts kontrolliert. In der Reichenliste der „Sunday Times“ wird das Vermögen seiner Familie auf 3,79 Mrd. Pfund beziffert – 165 Mill. mehr als ein Jahr zuvor. Damit kommt er unter den britischen Milliardären aber nur noch auf Platz 45 (i.V. 40), denn die Vermögen der anderen sind schneller gewachsen.