Ruder-Weltmeister sattelt um auf Kommunikations-Marathon
Dass Lutz Ackermann (41) Ausdauer hat, daran besteht kein Zweifel. Einst Mitglied der Rudernationalmannschaft und als solches mit Weltmeister- und Vizeweltmeistertiteln dekoriert, „bin ich in meinem Leben schon einmal um die Erde gerudert“, sagt der Investor Relations-Chef des Schmierstoffherstellers Fuchs aus Mannheim. Sein jetziger Job sei „ein Kommunikations-Marathon“, da zahlt sich Ausdauer aus. Er und sein Team seien laufend im Dialog mit den Kapitalmärkten, kürzlich war Ackermann mit CFO Isabelle Adelt in den USA und Kanada unterwegs. 30% der Fuchs-Investoren kommen aus den USA, 17% aus Kanada, 22% aus Deutschland.
Geschäftsfelder jenseits der Schublade
Gesprächsbedarf gibt es jede Menge. Da ist einmal das Thema Standort Deutschland mit seinen von der Industrie beklagten hohen Kosten. „Außerdem werden wir meist dem Chemiesektor zugeordnet und haben Geschäft mit der Autoindustrie – beides Industrien, die derzeit nicht gerade Investors´ Darling sind“, weiß der IR-Manager, der an der Uni Bochum Wirtschaftswissenschaften studiert hat. Schnell rutsche man dann in eine Schublade, „da muss man laufend im Dialog mit den Kapitalmarktteilnehmern bleiben und aufzeigen, was Fuchs von den Wettbewerbern unterscheidet und was Fuchs‘ Erfolgsrezept ist.“ Zentrale Aufgabe sei es, das resiliente Geschäftsmodell darzustellen und zu erklären, „dass wir trotz des aktuell schwierigen Umfelds sehr gut dastehen und eben nicht in diese Schubladen gehören.“
Operativ ist Fuchs seit Jahren in der Erfolgsspur, zuletzt wurden Rekordergebnisse abgeliefert. Darauf kann Ackermann seine Kommunikation fokussieren. Ein Umstand, den er von seinen vorherigen IR-Stationen so nicht kannte. Sowohl bei K+S als auch zuvor bei Thyssenkrupp standen geplante Börsengänge, die am Ende nicht umgesetzt wurden, im Fokus der Investor Relations – die Aufzugsparte bei Thyssenkrupp, das amerikanische Salzgeschäft bei K+S.
Familienführung als Vorteil
Beim Familienunternehmen Fuchs ist mehr Stabilität angesagt, schon alleine deshalb, weil 58% der Stammaktien in der Hand der Familie sind. Die Vorzugsaktie ist im MDax notiert. Die starke Präsenz der Familie, die mit Stefan Fuchs auch den CEO stellt, wird im Investorenkreis laut Ackermann eher als Vorteil wahrgenommen. „Es gibt Investoren, die bewusst in Familienunternehmen investieren, weil bei ihnen wie bei den Familien-Aktionären der langfristige Erfolg im Vordergrund steht. Die Interessen beider Parteien gehen also Hand in Hand.“ Fuchs ziehe langfristige Investoren wie Pensions- und Staatsfonds an und die „fragen mehr nach der langfristigen Strategie als nach dem nächsten Quartalsbericht.“ Ein weiterer Vorteil der Familiendominanz: „Wir können nicht einfach so übernommen werden wie beispielsweise eine Covestro.“
Der gebürtige Osnabrücker Ackermann, der das dreiköpfige IR-Team von Fuchs seit Anfang 2021 leitet, hat seine Karriere nach dem Studium als Unternehmensberater bei KPMG begonnen. Die Zeit dort habe sein Interesse dafür geweckt, sich noch näher damit zu beschäftigen, bei welchem Unternehmen welches Geschäftsmodell warum funktioniert. „Investor Relations war das, was diese Interessen am besten abgebildet hat“, sagt Ackermann, der 2015 von KPMG zu Thyssenkrupp und 2020 weiter zu K+S wechselte.
Zukunftschance Klimaneutralität
Redebedarf macht der IR-Experte derzeit auch beim Thema Nachhaltigkeit aus. Zwar ist Fuchs Verarbeiter von Grundöl, „aber wir können einen Teil unserer Produkte auch ohne fossile Grundstoffe herstellen“, sagt der IR-Manager. Noch sind diese Produkte teurer als die aus der herkömmlichen Produktion und werden entsprechend weniger nachgefragt, aber Fuchs sei flexibel aufgestellt und dadurch vielen Konkurrenten überlegen. „Schon heute machen unsere Produkte die Kunden effizienter und nachhaltiger und verringern ihren CO2-Fussabdruck. Darüber hinaus erwarten wir, dass der Bedarf nach Produkten ohne fossile Grundstoffe zunehmen wird. Von dieser Entwicklung wollen wir profitieren“, so Ackermann. Fuchs selbst hat sich verpflichtet, den CO2-Fussbadruck bis 2050 auf Null zu senken und hat dieses Ziel und den Weg dorthin beim Kapitalmarkttag im vergangenen Jahr detailliert den Investoren vorgestellt.
Ein weiteres Thema, das die Kapitalmärkte beschäftigt, sei E-Mobilität und „Hier müssen wir verdeutlichen, dass diese Transformation für uns unterm Strich positiv sein wird. Wir sind für alle Mobilitätstechnologien gut aufgestellt.“ Beispielhaft nennt Ackermann Kühlmittel und Elektrolyte für die Batterie sowie sogenannte Electric Driveline Fluids. „Wir erwarten, dass die Nachfrage nach diesen Produkten mindestens so stark anzieht, wie sie im Bereich Motoröle nachlässt.“
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