Sandberg verabschiedet sich vom „Social Network“
Von Peter De Thier, Washington
Auf ihrer eigenen Facebook-Seite brachte es Sheryl Sandberg (52) auf den Punkt: „Nach 14 Jahren werde ich Meta verlassen“, schrieb sie, während Konzerngründer Mark Zuckerberg dramatischere Worte parat hielt. Sandbergs Abschied sei das „Ende einer Ära“, sagte der Multimilliardär, der die Managerin 2008 vom IT-Giganten Google abgeworben hatte. Sicher ist jedenfalls, dass eine der einflussreichsten Persönlichkeiten aus der globalen Tech-Elite nach einer illustren Karriere zumindest für einige Zeit aus den Schlagzeilen verschwinden wird.
Die Laufbahn der Meta-Geschäftsführerin hatte in den Neunzigern bei dem Consulting-Unternehmen McKinsey begonnen. Bald danach holte US-Finanzminister Larry Summers, Sandbergs Doktorvater an der der Elite-Uni Harvard, die Ökonomin als Stabschefin in die Treasury. Dort wirkte sie an Schuldenerleichterungen während der asiatischen Finanzkrise mit. Später wechselte sie zu Google und leitete dort erfolgreich den Online-Vertriebskanal. Als sich Zuckerberg und Sandberg 2007 auf einer Weihnachtsparty kennenlernten, hatte der Unternehmer noch gar keine Pläne, einen Chief Operating Officer (COO) einzustellen. Er sagte aber später, sofort erkannt zu haben, dass Sandberg dafür die ideale Kandidatin sein würde. Als Chefin des Anzeigengeschäfts verwandelte sie Facebook binnen weniger Jahre von einem vergleichsweise kleinen Player in einen einflussreichen Branchengiganten.
An Bord bleiben wollte die Topmanagerin ursprünglich nur fünf Jahre lang. Sandberg überlegte es sich aber anders, als sie 2012 in den Unternehmensvorstand befördert wurde, womit sie die erste Frau in dieser Position war. In demselben Jahr kürte das „Time“-Magazin Sandberg zu einer der 100 einflussreichsten Personen der Welt. Kritik musste sie sich gefallen lassen, als sich herausstellte, dass Facebook Anzeigen an russische Kunden verkauft hatte, die 2016 versuchten, den Ausgang der US-Präsidentschaftswahl zu manipulieren. Als Reaktion auf diesen und andere Skandale setzte sie durch, dass das Werbegeschäft nicht ausschließlich von Algorithmen bestimmt wird, sondern auch menschlicher Aufsicht unterliegt.
Zwar ist nicht ganz klar, warum sich die Tech-Pionierin aus dem Tagesgeschäft zurückziehen will. Sie selbst behauptet, sich wohltätigen Zwecken, insbesondere ihrer eigenen Stiftung LeanIn.org, widmen zu wollen. Insider glauben aber, dass die Gründe tiefer gehen könnten. Schließlich kursieren seit Jahren Gerüchte, wonach es Spannungen zwischen ihr und Zuckerberg gebe, welche beide allerdings von der Hand weisen.